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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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gelehnt dasitzen. Er verzog das zerfurchte Gesicht, als er das geschwächte Knie mit einer Stoffbinde so fest umwickelte, bis er es kaum noch beugen konnte. Er hatte das Löwenfell abgenommen und vorsichtig zur Seite gelegt. Seine Haare waren dünn und grau und klebten ihm in schweißnassen Strähnen am Kopf.
    »Wie ist dein Name?«, fragte ihn Julius.
    Der alte Mann antwortete, während er weiter die Binde wickelte und das Knie ausprobierte. Bei jedem Versuch ächzte er.
    »Die meisten nennen mich Cornix, die alte Krähe. Ich bin Jäger und Fallensteller, in den Wäldern.«
    »Ich habe einen Freund, der dir mit dem Knie helfen könnte. Ein Heiler. Er ist wahrscheinlich noch älter als du«, sagte Julius leise.
    Cornix schüttelte den Kopf. »Den brauche ich nicht. Dieses Knie hat mich schon auf vielen Feldzügen begleitet. Diesen einen wird es auch noch aushalten.«
    Julius drängte nicht weiter, weil ihn die Hartnäckigkeit des Alten beeindruckte. Ohne ein weiteres Wort reichte er ihm etwas von dem warmen Brot und dem Bohneneintopf, den Quertorus aufgewärmt hatte. Es würde ihre letzte warme Mahlzeit sein, weil sie jetzt zu nahe an Mithridates herankamen und nicht riskieren konnten, dass der Rauch von Spähern entdeckt wurde. Cornix nahm die Ration und nickte dankbar.
    »Du bist ein seltsamer Befehlshaber«, meinte er mit vollem Mund. »Bringst mir Essen.«
    Julius sah ihm einen Augenblick beim Essen zu, ohne zu antworten.
    »Und du müsstest das Soldatenleben doch eigentlich längst hinter dir haben. Es muss doch zwanzig Jahre her sein, seit du bei der Legion warst?«
    »Eher dreißig, und das weißt du auch«, erwiderte Cornix mit einem Lächeln, das den Blick auf zerkautes Brot freigab. »Aber manchmal fehlt sie mir immer noch.«
    »Hast du eine Familie?«, fragte Julius, der sich immer noch wunderte, warum der Greis die Sicherheit der Hügel verlassen hatte, um seine letzte Kraft mit den anderen zu vergeuden.
    »Die Kinder sind nach Norden gezogen, und meine Frau ist gestorben. Ich bin jetzt allein.«
    Julius stand auf und blickte auf den friedlich vor sich hinkauenden Mann herab, der das Gesicht verzog, als er das bandagierte Knie beugte. Er sah hinüber zu der Stelle, wo Cornix Schild und Schwert gegen einen Baum gelehnt hatte. Der alte Mann folgte seinem Blick und beantwortete die unausgesprochene Frage.
    »Keine Angst, ich kann immer noch damit umgehen.«
    »Das wirst du auch müssen. Man sagt, Mithridates habe eine sehr große Armee.«
    Cornix schniefte verächtlich. »Ja, das sagt man immer.« Er schluckte den Bohneneintopf hinunter und nahm einen langen Zug aus dem Wasserschlauch. »Willst du mich nicht endlich fragen?«
    »Was denn fragen?«, erwiderte Julius.
    »Ich habe doch gesehen, wie es dich die ganze Zeit beschäftigt hat, während du neben mir hermarschiert bist. Warum zieht ein Mann in meinem Alter noch mal in den Krieg? Das war es doch, oder? Wahrscheinlich hast du dich sogar gefragt, ob ich überhaupt noch mein Schwert heben kann.«
    »Das ist mir durch den Kopf gegangen«, lachte Julius als Antwort auf den Humor, der in den dunklen Augen leuchtete.
    Cornix lachte mit ihm, mit harten, keuchenden Lauten. Dann schwieg er und blickte den hoch gewachsenen jungen Befehlshaber unverwandt an, der jugendliche Selbstsicherheit ausstrahlte und sein ganzes Leben noch vor sich hatte.
    »Ich will meine Schulden begleichen, Junge. Die alte Stadt hat mir viel mehr gegeben als ich ihr. Ich denke, nach diesem letzten Dienst müssten wir quitt sein.«
    Er zwinkerte Julius zu, als er geendet hatte, und dieser lächelte verhalten, als ihm klar wurde, dass Cornix zum Sterben mit ihm gekommen war. Vielleicht zog er ein schnelles Ende dem langwierigen, qualvollen Tod in einer entlegenen Jägerhütte vor. Er fragte sich, wie viel von den anderen wohl ebenfalls ihr Leben lieber mit ihrem letzten Mut wegwerfen wollten, als auf einen Tod zu warten, der sich bei Nacht an sie heranschlich. Als er zu den Lagerfeuern zurückging, schauderte Julius ein wenig, obwohl es nicht kalt war.
    Julius konnte nicht mit Sicherheit wissen, wo Mithridates mit seinen Aufständischen lagerte. Die Berichte, die er von römischen Überlebenden erhalten hatte, konnten falsch sein, oder vielleicht war der griechische König auch schon viele Meilen weitergezogen, während die Wölfe in das Gebiet einmarschierten. Seine größte Sorge war, dass die beiden Streitkräfte zufällig auf die Späher der jeweils anderen stießen und zum Handeln

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