Imperator 02 - König der Sklaven
ich gegen ihn stimmen.«
Einen langen Augenblick hielt er in der absoluten Stille Catos Blick stand, bis jedem die neue Feindschaft zwischen ihnen deutlich geworden war. Überall brach Geflüster aus, und die Älteren richteten sich mit neuem Interesse in ihren Sitzen auf.
»Außerdem rufe ich meine Anhänger dazu auf, gegen ihn zu stimmen. Ich fordere jede Stimme ein, mit der ihr noch in meiner Schuld steht. Begleicht sie jetzt, dann sind wir quitt.«
Plötzlich wurde der Senat von allgemeinem Gemurmel erfüllt, weil alle über die Bedeutung dieses Schachzugs diskutierten. Er kam praktisch einer Kriegserklärung gleich, und als der Debattenleiter zur Abstimmung aufrief, verwandelte sich Catos fleischiger Mund in eine dünne Linie des Grolls. Indem er alle Verpflichtungen auf einmal einforderte, warf Pompeius Jahre der sorgfältigen Absprachen und Bündnisse über Bord, nur um seine Verachtung öffentlich zu zeigen.
Crassus wurde ein wenig bleich. Pompeius’ Handeln war tollkühn, auch wenn er es zu verstehen glaubte. Keiner der Anwesenden würde jetzt noch daran zweifeln können, dass Pompeius auf raffinierte Weise den Mann offenbart hatte, der für den Tod seiner Tochter verantwortlich war. Cato würde viel von seiner Macht einbüßen, während die um ihn herum diese neue Bedrohung abwägen und sich überlegen mussten, ob es nicht ratsamer war, sich von ihm zu distanzieren. Crassus seufzte. Wenigstens würden sie diese Abstimmung gewinnen, und das Ergebnis würde Cato schaden. Obwohl die Zahlen viele langjährigen Verpflichtungen gegenüber Pompeius widerspiegelten, war es für den fetten Senator trotzdem schwierig, fast alleine dazustehen, während Hunderte seiner Kollegen sich gegen ihn stellten.
Die Abstimmung war alsbald erledigt. Pompeius setzte sich und beteiligte sich an den Beratungen darüber, welcher Legionsrang Julius verliehen werden sollte, wenn er in den Senat zurückkehrte. Da die meisten der Senatoren nur noch so schnell wie möglich hinaus an die frische Luft wollten, ging auch dies überraschend schnell vonstatten. Cato nahm kaum Notiz davon; er war von der Erniedrigung, die ihm zuteil geworden war, immer noch wie vor den Kopf geschlagen.
Als sie durch die Bronzetüren hinausgingen, verzog Cato das Gesicht und neigte den Kopf in Pompeius’ Richtung, um dessen Sieg anzuerkennen. Pompeius ignorierte ihn und machte sich eilig auf den Weg nach Hause, ohne ein Wort mit jemandem zu wechseln.
Tubruk stieg die Stufen zu den Mauern des Anwesens hinauf, dankbar für die frühe Warnung, die er von den Feldsklaven erhalten hatte. Von dort aus versuchte er, in der Marschkolonne, die auf der Landstraße auf sie zukam, Einzelheiten zu erkennen.
»Es sind zwei oder drei Zenturien, so wie es aussieht!«, rief er zu Cornelia hinab, die aus einem der Wirtschaftsgebäude gekommen war, als sie die Rufe gehört hatte. »Ich kann die Standarten nicht erkennen, aber sie tragen volle Rüstung. Es könnte ein Teil der römischen Garnison sein.«
»Wirst du die Männer antreten lassen?«, fragte Cornelia nervös.
Tubruk antwortete zunächst nicht und konzentrierte sich darauf, die näher kommenden Soldaten zu beobachten. Sie waren diszipliniert und bewaffnet, doch das Fehlen der Standarten beunruhigte ihn. Der Mord an Pompeius’ Tochter hatte unter den alten Familien Roms wieder eine Anspannung aufkommen lassen, die seit Sullas Tod überwunden schien. Wenn ein so mächtiger Senator einen solchen Schlag gegen sein Haus erleiden konnte, dann war niemand sicher. Tubruk zögerte. Wenn er nach Brutus und seinen Soldaten rief, damit sie das Tor bewachten, konnte das als Provokation aufgefasst werden, oder als Beleidigung einer regulären Truppe. Seine Hände umfassten die harten Steine der Mauer, und er traf seine Entscheidung. Lieber würde er jemanden kränken, als unvorbereitet sein, und die anrückenden Zenturien ohne Legionszeichen konnten durchaus Meuchelmörder sein.
»Ruf Brutus. Sag ihm, ich brauche seine Männer auf der Stelle hier draußen!«, rief Tubruk zu Cornelia hinunter.
Sie schlug jegliche Würde in den Wind und rannte zurück ins Haus.
Als die nahende Kolonne auf weniger als eintausend Schritte herangekommen war, waren Brutus’ Männer in Formation hinter dem Tor angetreten, bereit, jederzeit hinauszustürmen und anzugreifen. Er hatte nur zwanzig Männer dabei, und Tubruk wünschte, sie hätten genug Platz, um noch mehr unterzubringen, obwohl er zuerst über den jungen Kommandeur gelacht hatte,
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