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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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sie niemals eine Verletzung erlitten hatte wie die, die ihn beinahe getötet hätte. Trotzdem hatten sie endlich etwas gemeinsam, auch wenn die Kluft unüberbrückbar schien.
    »Ich … ich habe viel über dich nachgedacht, während ich weg war«, setzte er an.
    Sie gab ihm keine Antwort, war allem Anschein nach völlig gebannt vom Anblick ihres Gesichts in der polierten Bronze. Ihre langen, dünnen Finger wanderten zu ihrem Hals und zu den Haaren, während sie sich hierhin und dorthin drehte und dabei die Stirn runzelte.
    »Ich bin in der Schlacht verwundet worden und war lange krank«, versuchte Julius es weiter, »und danach hatte ich einen seltsamen Anfall. Er … hat mich an deine Krankheit erinnert, und ich war der Ansicht, dass ich es dir sagen sollte. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht ein besserer Sohn gewesen bin. Ich habe damals nie begriffen, was du durchgemacht hast, aber als es mir selbst zugestoßen ist, war es, als hätte sich ein Fenster geöffnet. Es tut mir Leid.«
    Er sah, wie ihre zitternden Hände ihr Gesicht streichelten und liebkosten, während er sprach, und dass ihre Bewegungen immer lebhafter wurden. Besorgt erhob er sich halb von seinem Stuhl und lenkte sie damit ab, so dass sie ihm das Gesicht zuwandte.
    »Julius?«, flüsterte sie. Ihre Pupillen hatten sich geweitet, und ihre dunklen Augen schienen durch ihn hindurchzusehen.
    »Ich bin hier«, sagte er betrübt und fragte sich, ob sie ihn überhaupt gehört hatte.
    »Ich dachte, du hättest mich verlassen«, fuhr sie fort. Ihre Stimme jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
    »Nein. Ich bin zurückgekommen«, sagte er und spürte, wie seine Augen vor Kummer brannten.
    »Geht es Gaius gut? Er ist so ein eigensinniger Junge«, sagte sie, schloss die Augen und senkte den Kopf, als wollte sie die Welt nicht weiter an sich heranlassen.
    »Es … es geht ihm gut. Er hat dich sehr lieb«, antwortete Julius leise und hob die Hand, um sich die Tränen wegzuwischen.
    Aurelia nickte und wandte sich wieder dem Spiegel und ihren versunkenen Betrachtungen zu.
    »Das freut mich. Schickst du mir die Sklavin herein, damit sie sich um mich kümmert, mein Lieber? Ich glaube, ich brauche heute ein wenig Schminke, um den Tag zu ertragen.«
    Julius nickte, erhob sich vollends und sah sie einen Moment lang an.
    »Ich hole sie«, sagte er und ging hinaus.
    Als die Sonnenuhr auf dem Forum den Mittag anzeigte, betrat Julius mit seinen Leibwächtern den großzügig angelegten Platz und schlug den kürzesten Weg zum Senatsgebäude ein. Dabei fielen ihm die Veränderungen auf, die die Stadt erfahren hatte, seit er fortgegangen war. Die Befestigungen, die Marius entlang der Mauern hatte errichten lassen, waren entfernt worden; man sah nur wenige Legionäre, und auch die wirkten entspannt, schlenderten mit ihren Mätressen durch die Straßen oder standen plaudernd zusammen. Von der erwarteten Anspannung war nichts zu spüren. Rom war wieder eine Stadt im Frieden. Ein Schauer überlief ihn, als er über die flachen grauen Steine schritt. Er hatte zehn Soldaten, die seinem Kommando unterstanden, mit in die Stadt gebracht, weil er sich in seiner formellen Kleidung, so ganz ohne Rüstung, in ihrer Begleitung wohler fühlte. Eine solche Vorsichtsmaßnahme schien völlig unnötig zu sein, und er wusste nicht genau, ob er sich darüber freute oder ärgerte. Die Schlacht um die Stadtmauern war ihm noch lebhaft in Erinnerung, als wäre er nie weg gewesen, doch die Leute, die sich in der kraftlosen Wintersonne im Freien aufhielten, lachten und scherzten miteinander. Sie sahen die Szenen nicht, die in seiner Vorstellung aufblitzten. Wieder sah er den gefallenen Marius und den Zusammenprall dunkler Gestalten, als Sullas Streitmacht die Verteidiger rings um ihren Feldherrn niedermachte.
    Sein Mund zuckte vor Bitterkeit, als er daran dachte, wie jung und voller Lebensfreude er in jener Nacht gewesen war. Er war direkt aus seinem Hochzeitsbett herbeigeeilt, um zuzusehen, wie alle ihre Träume und Hoffnungen zerschlagen wurden und seine Zukunft eine unvorhersehbare Wendung nahm. Hätten sie Sulla besiegt, hätten sie Sulla doch nur besiegt, dann wären Rom so viele Jahre der Gewalt erspart geblieben, und die Republik hätte ihre ehemalige Würde wiedererlangt.
    Trotz der harmlosen Stimmung auf dem Forum ließ er seine Männer am Fuße der breiten Marmorstufen Aufstellung nehmen, und wies sie an, wachsam zu bleiben. Nach Marius’ Tod hatte er gelernt, dass es in jedem Falle

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