Imperator 02 - König der Sklaven
»… schändlich.«
Julius atmete tief durch.
»Zeig mir, wie viel wir an ihn verloren haben, dann überlegen wir, wie wir den Alten dazu bewegen, dass er es mir zurückgibt. Wenn er seinem Sohn auch nur annähernd ähnlich ist, dürfte das nicht einfach werden. Aber komm jetzt, ich will zurück sein, wenn meine Mutter aufsteht, Tubruk. Ich muss ihr … sehr viel erzählen.«
Etwas hielt Julius davon ab, Tubruk von der Kopfverletzung und den Anfällen zu erzählen, die danach aufgetreten waren. Zum Teil lag es daran, dass er sich dafür schämte, dass er seiner Mutter in den vergangenen Jahren so wenig Verständnis entgegengebracht hatte. Das musste er wieder gutmachen, das war ihm klar. In erster Linie jedoch wollte er kein Mitleid in den Augen des alten Gladiators sehen. Das, so glaubte er, würde er nicht ertragen.
Gemeinsam verließen sie die sicheren Mauern des Anwesens und schlenderten den Hügel hinauf und in die Wälder, die Julius als Junge so oft durchstreift hatte. Tubruk hörte zu, und Julius erzählte ihm alles, was in den Jahren, die er fernab von Rom verbracht hatte, geschehen war.
Die neue Grenze war durch einen festen Holzzaun gekennzeichnet, der quer über den Pfad verlief, auf dem Julius, wie er sich noch gut erinnerte, vor Jahren die Wolfsfalle für Suetonius ausgehoben hatte. Beim Anblick des Zauns auf dem Land, das seit Generationen seiner Familie gehört hatte, hätte er ihn am liebsten niedergerissen, doch er stützte sich nur nachdenklich mit den Unterarmen darauf.
»Ich kann ihm genug Gold anbieten, viel mehr, als das Land wert ist. Aber es ärgert mich, Tubruk. Ich mag es nicht, wenn ich betrogen werde.«
»Er kommt bestimmt heute Mittag zur Senatsversammlung. Dort kannst du ihm auf den Zahn fühlen. Vielleicht beurteilen wir den Mann falsch, und er bietet dir an, das Land zum gleichen Preis zurückzukaufen«, gab Tubruk zu bedenken, doch seine Zweifel standen ihm ins Gesicht geschrieben.
Julius klopfte mit den Knöcheln auf den stabilen Zaun und seufzte. »Da habe ich Zweifel. Suetonius müsste inzwischen zu Hause sein. Wir haben uns auf See und in Griechenland so manches Mal gestritten. Er tut mir bestimmt keinen Gefallen. Trotzdem hole ich mir das Land meines Vaters zurück. Mal sehen, was Marcus darüber denkt.«
»Du weißt, dass er jetzt Brutus heißt. Wusstest du, dass er es in der Bronzefaust bis zum Zenturio gebracht hat? Bestimmt möchte er auch deinen Rat hören, was die Primigenia angeht.«
Julius nickte, und bei dem Gedanken, sich wieder mit seinem alten Freund unterhalten zu können, zog ein Lächeln über sein Gesicht.
»Er muss der jüngste Feldherr sein, den Rom jemals gesehen hat«, meinte er schmunzelnd.
Tubruk schnaubte verächtlich. »Dann ist er ein Legat ohne Legion.« Plötzlich wurde er sehr ernst; seine Augen wurden kalt, als er sich erinnerte. »Nach Marius’ Tod hat Sulla den Namen aus den Annalen der Legion streichen lassen. Es war lange Zeit schrecklich in Rom. Niemand war mehr sicher, nicht einmal der Senat. Jeder, den Sulla als Staatsfeind bezeichnete, wurde aus seinem Haus gezerrt und ohne Gerichtsverfahren hingerichtet. Ich hatte mir schon überlegt, ob ich Cornelia und das Neugeborene wegbringen soll, aber …« Er verstummte und dachte daran, was Cornelia zu ihm gesagt hatte, als er in der vergangenen Nacht aus Aurelias Zimmer in sein eigenes zurückgekehrt war und Julius in tiefem Schlaf gelegen hatte.
Der alte Gladiator war zwischen seiner Treue zu Julius und zu Cornelia hin und her gerissen. Seine Beziehung zu beiden war viel mehr von väterlicher Liebe geprägt als von seinen Pflichten als Verwalter des Gutes. Er hasste Geheimnisse, aber er wusste, dass Cornelia Julius das, was mit Sulla vorgefallen war, selbst erzählen musste.
Julius schien nicht zu bemerken, dass Tubruk in Gedanken ganz woanders war. Er wälzte seine eigenen Probleme.
»Den Furien sei Dank, dass dieser Bastard tot ist, Tubruk. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn er noch am Leben wäre. Ich hätte dir schreiben können, dass du mit meiner Familie das Land verlässt, aber ein Leben im Exil wäre mein Ende gewesen. Ich kann nicht beschreiben, wie es sich angefühlt hat, als meine Füße nach so langer Zeit wieder römischen Boden berührt haben. Die Stärke dieses Landes ist mir erst richtig bewusst geworden, nachdem ich es verlassen hatte, kannst du das verstehen?«
»Du weißt, dass ich das verstehe, mein Junge. Ich weiß nicht, wie Cabera es aushält,
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