Imperator 02 - König der Sklaven
dritten Reihe hinter dem Rednerpodium begnügen musste. Er nahm die Bilder und Geräusche mit großer Befriedigung in sich auf, denn er wusste, dass er endlich ins Herz der Macht zurückgekehrt war. Angesichts der vielen Fremden wünschte er, er wäre bei Crassus und seinem Schwiegervater geblieben, damit sie ihm Namen zu den neuen Gesichtern nennen könnten. Fürs Erste gab er sich jedoch damit zufrieden, zu beobachten und zu lernen, von den Raubtieren übersehen, bis er besser gerüstet war. Angesichts der Vorstellung von heftigen Kämpfen, die der Senat für ihn bedeutete, musste er in sich hineinlächeln. Es war ein falsches Bild, das wusste er. Hier konnten die Feinde diejenigen sein, die ihn am herzlichsten begrüßten, um dann, sobald er sich umgedreht hatte, Meuchelmörder auf ihn zu hetzen. Sein Vater hatte immer verächtlich von den meisten Mitgliedern dieser Nobilitas geredet, auch wenn er den wenigen, die ihre Ehre über die Politik stellten, einen widerwilligen Respekt entgegengebracht hatte.
Nachdem Ruhe im Saal eingekehrt war, sprach ein älterer Konsul, den Julius nicht kannte, den Tageseid. Alle Anwesenden erhoben sich gleichzeitig und lauschten den feierlichen Worten.
»Wir, die wir Rom sind, verpflichten unser Leben dem Frieden, unsere Kraft der Stadt selbst und unsere Ehre ihren Bürgern.«
Gemeinsam mit den anderen wiederholte Julius die getragenen Worte und spürte, wie Erregung aufkam. Das Herz der Welt schlug noch. Er lauschte mit äußerster Konzentration der Liste der Themen, die heute besprochen werden sollte, und schaffte es, nach außen hin unbeteiligt zu wirken, als der Konsul vorlas: »Den Posten eines Tribuns, verliehen an Gaius Julius Cäsar für seine Taten in Griechenland.« Einige derjenigen, die ihn kannten, drehten sich zu ihm um, weil sie seine Reaktion sehen wollten, aber er zeigte ihnen nichts, erfreut über die Warnung, die er von dem Boten erkauft hatte. In diesem Augenblick beschloss er, Ratgeber anzuheuern, mit deren Hilfe er jeden Tagungspunkt richtig verstehen konnte. Um die Anklagen vorzubereiten, die er erheben würde, sobald er den ersten Posten in seiner politischen Karriere innehatte, brauchte er vor allem Rechtsgelehrte. Mit grimmiger Gewissheit nahm er sich vor, den ersten Prozess vor dem Magistrat gegen Antonidus anzustrengen, nachdem er sich das Haus seines Onkels zurückgeholt hatte. Dass dies mit einer öffentlichen Verteidigung des Marius einhergehen würde, verschaffte ihm besondere Genugtuung.
Cato war an seiner massigen Gestalt leicht zu erkennen, doch Julius konnte sich nicht erinnern, ihn damals, bei seinem ersten Besuch im Senat, gesehen zu haben. Der Senator war geradezu obszön fettleibig, und seine Züge schienen in den wogenden Hautfalten zu versinken, so dass der Mann eigentlich von irgendwo tief hinter seinem Gesicht herausschaute. Er war von einer Schar von Freunden und Parteigängern umgeben, und an der Achtung, die man ihm entgegenbrachte, erkannte Julius, wie einflussreich dieser Mann war, genau wie Crassus ihn gewarnt hatte. Auch Suetonius’ Vater war anwesend, und ihre Blicke begegneten sich kurz, bevor der ältere Mann wegschaute und so tat, als hätte er Julius nicht bemerkt. Kurz darauf flüsterte er Cato etwas ins Ohr, woraufhin Julius Ziel eines eher amüsierten als besorgten Blickes wurde. Mit undurchdringlicher Miene prägte er sich den Mann als zukünftigen Feind ein und sah mit einigem Interesse, wie Catos Augen durch die Menge huschten und auf dem eintretenden Pompeius verharrten, bis dieser seinen Platz einnahm, der von seinen eigenen Anhängern freigehalten worden war.
Auch Julius beobachtete Pompeius und überlegte, inwiefern er sich verändert hatte. Die Tendenz zur Weichheit war völlig von Pompeius’ Erscheinung gewichen. Er sah durchtrainiert und muskulös aus, wie es sich für einen Soldaten ziemte, ein Windhund im Vergleich zu Cato. Seine Haut war von der Sonne tief gebräunt, und Julius fiel wieder ein, dass er einige Zeit als Oberbefehlshaber der Legionen in Spanien verbracht hatte. Zweifellos hatte ihm seine Aufgabe, die aufrührerischen Stämme in den Provinzen in Schach zu halten, das Fett von den Knochen gebrannt.
Pompeius erhob sich geschmeidig, um sich zum ersten Punkt zu Wort zu melden, und sprach von der Notwendigkeit, eine Streitmacht gegen die Piraten auszusenden, wobei er davon ausging, dass sie über eintausend Schiffe und zweitausend Dörfer geboten. Angesichts seiner eigenen bitteren Erfahrungen
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