Imperator 02 - König der Sklaven
erwähnt, dass ich nicht zu der Sorte gehöre, die man gern zum Feind hat«, murmelte Julius. Er sprach so leise, dass ihn keiner der Umstehenden hören konnte.
Der Senator erstarrte einen Augenblick lang, während er über diese Drohung nachsann, dann drehte er sich steif um und eilte hinter Cato her, der eben durch die Tür ging.
Nachdenklich sah ihm Julius nach. Er hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet, doch die Neuigkeit, dass Prandus ein neues Haus errichten lassen wollte, war ein schwerer Schlag für ihn. Von oben auf dem Hügel würde es auf sein eigenes Anwesen herabschauen, eine Position der Überlegenheit, die Suetonius mit Sicherheit gefallen würde. Er sah sich nach Crassus und Cinna um, weil er mit ihnen reden wollte, bevor sie wieder nach Hause gingen. In gewisser Hinsicht hatte Suetonius’ Vater nicht Unrecht. Wer in Rom Gewalt anwendete, schnitt sich rasch ins eigene Fleisch. Er würde umsichtig vorgehen müssen.
»Aber zuerst kommt Antonidus dran«, murmelte er vor sich hin. In diesem Fall war Gewalt absolut geboten.
29
Als er an der Spitze seiner zehn Soldaten zu Marius’ altem Haus durch die Stadt ging, wurden schmerzvolle Erinnerungen in Julius wach. Er dachte an die Erregung und die Spannung, die er empfunden hatte, als die Energie, die den Feldherrn umgab, ihn erfasst hatte. Jede Straße, jede Biegung erinnerte ihn an jenen ersten Gang zum Senat, umgeben von den kampferprobtesten Männern der Primigenia. Wie alt war er damals gewesen – vierzehn? Alt genug, um die Lektion zu lernen, dass sich das Gesetz der Stärke beugte. Sogar Sulla war angesichts der Soldaten auf dem Forum verzagt, sobald das Pflaster nass vom Blut der drängelnden Menge gewesen war. Marius war der von ihm eingeforderte Triumph zuerkannt worden, und in der Folge davon war er Konsul geworden, auch wenn Sulla ihn am Ende zu Fall gebracht hatte. Der Kummer senkte sich schwer auf Julius, und er wünschte sich, wenigstens noch einen Moment mit dem glorreichen Heerführer erleben zu dürfen.
Keiner von Julius’ Männern war je in Rom gewesen; vier von ihnen stammten aus kleinen Dörfern irgendwo an der afrikanischen Küste. Sie gaben sich große Mühe, nicht allzu auffällig zu starren, aber es war ein vergeblicher Kampf, angesichts dieser sagenumwobenen Stadt, die hier vor ihren Augen Wirklichkeit wurde.
Ciro empfand schon wegen der Vielzahl der Menschen Ehrfurcht, die ihnen in den überfüllten Straßen begegneten, und anhand seiner Reaktionen betrachtete auch Julius die Stadt mit neuen Augen. So etwas gab es nirgendwo sonst auf der Welt. Die Gerüche von Speisen und Gewürzen vermischten sich mit Rufen und lautem Hämmern, das Gewoge der Passanten war ein einziges Durcheinander aus blauen, roten und goldenen Togas und Tuniken. Es war ein Fest der Sinne, an dessen Wundern sich Julius erfreute, und ihm fiel wieder ein, wie er an Marius’ Seite auf einem vergoldeten Streitwagen durch die links und rechts von jubelnden Menschen gesäumten Straßen gerollt war. Diese süße Herrlichkeit vermischte sich mit der Erinnerung an den Schmerz, der danach gefolgt war … und dennoch, er war an jenem Tage hier gewesen, war dabei gewesen.
Obwohl nur die längsten Straßen einen Namen trugen, fand sich Julius ohne Probleme zurecht und schlug beinahe unbewusst genau dieselbe Route ein, die er nach seinem ersten Besuch des Forums gewählt hatte. Nach und nach wurde es ringsum leerer und sauberer, als sie das Tal mit seinen Mietskasernen und verschlungenen Gassen verließen und auf der gepflasterten Straße den Hügel hinaufgingen. Hier verbargen auf beiden Seiten bescheidene Türen und Tore den Reichtum dahinter.
Julius ließ seine Männer hundert Fuß vor dem Tor, an das er sich erinnerte, anhalten und ging allein weiter. Als er es erreicht hatte, trat eine kleine, stämmige Gestalt in einer einfachen Sklaven-Tunika und Sandalen an das Türgitter, um ihn zu begrüßen. Obwohl der Mann höflich lächelte, bemerkte Julius, wie seine Augen in unwillkürlicher Vorsicht nach links und rechts huschten.
»Ich bin gekommen, um mit dem Eigentümer dieses Hauses zu reden«, sagte Julius und lächelte freundlich.
»Antonidus ist nicht hier«, antwortete der Torwärter misstrauisch.
Julius nickte, als hätte er mit dieser Nachricht gerechnet.
»Dann muss ich wohl auf ihn warten. Er muss die Nachricht, die ich ihm bringe, unbedingt erhalten.«
»Du kannst nicht herein, solange …«, setzte der Mann an.
Mit einer raschen
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