Imperator 02 - König der Sklaven
elenden Primigenia im Nacken sitzt!«
»Sie sind hier, um dich zu beschützen!«, erwiderte Julius, schockiert von ihrer Heftigkeit.
Cornelia funkelte ihren Ehemann an. »Wie lange noch, Julius? Du weißt besser als jeder andere, dass es noch Jahre dauern kann, bis deine Feinde keine Gefahr mehr für uns darstellen. Willst du mich für den Rest meines Lebens gefangen halten? Was soll aus deiner Tochter werden? Willst du, dass sie ganz allein aufwächst? Diese Soldaten haben sogar Freunde meines Vaters durchsucht, wenn sie zu Besuch kamen. Die kommen ganz bestimmt nicht wieder.«
»Ich habe gearbeitet, Cornelia, das weißt du doch. Ich sorge dafür, dass ich mehr Zeit für sie habe, das verspreche ich. Vielleicht war die Primigenia übervorsichtig«, gab Julius zu, »aber ich habe sie angewiesen, euch vor allen Gefahren zu schützen, bis ich die Bedrohung durch die Attentäter aus dem Weg geräumt habe.«
Zu seiner Verwunderung entfuhr Cornelia ein Fluch.
»Und das alles nur wegen dem, was Pompeius’ Tochter passiert ist! Ist dir schon einmal der Gedanke gekommen, dass vielleicht überhaupt keine Gefahr besteht? Nach allem, was wir mit Sicherheit wissen, wurde Pompeius wegen etwas heimgesucht, das überhaupt nichts mit dem Senat zu tun hatte. Trotzdem ist es mir deshalb verboten, auch nur zu kurzen Besuchen in die Stadt zu gehen, um diese Monotonie zu unterbrechen. Das ist unerträglich, Julius. Ich halte es nicht mehr aus.«
Sie konnte ihre Worte nicht zurückhalten, obwohl sie sich vor Bestürzung wand. So hatte sie es nicht gewollt. Er musste ihre Liebe doch sehen … aber er entzog sich ihr.
Julius sah sie mit versteinernden Zügen an.
»Soll ich meine Familie einem Angriff schutzlos ausliefern? Das kann ich nicht. Nein, das werde ich auch nicht tun. Ich bin ja schon dabei, gegen meine Feinde vorzugehen. Ich habe Antonidus in Anwesenheit von Cato und seinen Anhängern gebrochen. Sie wissen jetzt, dass ich ihnen gefährlich werden kann, und das erhöht das Risiko für euch um ein Vielfaches. Selbst wenn es ihre Mörder nur auf mich abgesehen haben, könnten sie dabei auf euch stoßen.«
Cornelia atmete tief durch, um ihren hämmernden Puls zu beruhigen.
»Werden wir dann hier zu unserem Schutz als Gefangene in unserem eigenen Haus festgehalten, oder um deines Stolzes willen?« Sie sah, wie seine Augen vor Zorn schmal wurden, und es tat ihr weh.
»Was soll ich darauf sagen?«, knurrte er. »Willst du zu deinem Vater zurück? Dann geh, aber die Primigenia wird mit dir gehen und das Haus in eine Festung verwandeln. Solange meine Feinde nicht tot sind, muss ich für deine lückenlose Sicherheit sorgen.«
Er drückte die Handballen fest auf die Augen, als wollte er die hilflose Wut zurückhalten, die ihn zu überkommen drohte. Dann streckte er die Hand nach ihr aus und zog ihren steifen Körper in seine Arme.
»Mein Stolz hat nichts damit zu tun, Cornelia. In meinem Leben gibt es nichts Wichtigeres als dich und Julia. Der Gedanke, dass euch etwas zustoßen könnte, ist … unerträglich. Ich muss wissen, dass ihr in Sicherheit seid.«
»Das ist nicht die ganze Wahrheit, hab ich Recht?«, flüsterte sie. »Die Stadt interessiert dich noch mehr als deine Familie. Du sorgst dich mehr um deinen Ruf und die Liebe des Volkes als um unsere.« Tränen liefen ihr aus den Augen, und er drückte sie fest an sich, legte seinen Kopf auf den ihren. Ihre Worte erschreckten ihn, und er kämpfte gegen eine innere Stimme an, die auch ein Körnchen Wahrheit in ihnen bemerkte.
»Nein, Weib«, sagte er und zwang sich zu einem fröhlicheren Ton. »Du bedeutest mir mehr als alles andere.«
Sie löste sich von ihm und sah zu ihm auf.
»Dann komm mit uns, Julius. Wenn das die Wahrheit ist, nimm dein Gold und deine Familie und lass diesen hässlichen Streit hinter dir. Es gibt andere Länder, in denen man sich niederlassen kann, Orte, an denen Rom viel zu weit entfernt ist, um uns Sorgen zu bereiten, wo deine Tochter friedlich aufwachsen kann, ohne Angst vor Messern in der Nacht. Sie hat schon jetzt Albträume, Julius. Ich habe mehr Angst davor, was dieses Eingeschlossensein ihr antut, als was aus mir wird. Wenn wir dir so viel bedeuten, dann verlass Rom.«
Er schloss die Augen vor Kummer.
»Das kannst du … nicht von mir verlangen«, sagte er. Während er diese Worte aussprach, wich sie ein Stück weiter zurück und blieb dort stehen, und obwohl seine Arme sie erneut umschlingen wollten, brachte er es nicht mehr fertig.
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