Imperator 02 - König der Sklaven
Wahrscheinlich war sie eine der Ersten, die davon gehört haben.«
Verwundert bemerkte Julius eine gewisse Behutsamkeit in Brutus’ Verhalten. Der Freund hatte ihn die ganze Zeit zu einem Treffen mit Servilia gedrängt, und Julius spürte, wie wichtig es ihm war.
»Ich glaube, ich muss deine Mutter tatsächlich endlich kennen lernen«, sagte er in leichtem Ton.
Brutus warf ihm einen kurzen Blick zu. Als er sah, dass sein Freund sich keineswegs über ihn lustig machte, grinste er erleichtert.
»Sie ist auch sehr interessiert daran, dich kennen zu lernen. Vor allem jetzt, nach dieser Verhandlung. Ich möchte, dass du sie kennst. Sie ist so völlig anders als alle Menschen, denen ich je begegnet bin.«
»Vielleicht heute Abend, wenn noch Zeit dazu bleibt«, erwiderte Julius, der sich seine unterschwellige Abneigung nicht anmerken ließ. Tubruk hatte ihm bereits seine Meinung über die Frau kundgetan, doch wenn Brutus es sich so sehr wünschte, dann war er es ihm schuldig.
Am Fuß der Stufen nahm Brutus die Zügel der beiden Pferde in eine Hand.
»Wenn es dir möglich ist, komm anschließend in die Kaserne. Die Primigenia wird bereit sein und auf deine Befehle warten«, sagte er. Seine Augen strahlten so vor Begeisterung, dass Julius lachen musste.
»Ich komme, sobald ich kann«, sagte er, dann ging er die Treppe hinauf und verschwand im Halbdunkel zwischen den Säulen.
Da der Debattenleiter und der Konsul noch nicht eingetroffen waren, hatte die offizielle Diskussion noch nicht begonnen, als Julius eintrat. Die Hälfte seiner Kollegen stand immer noch in aufgeregt debattierenden Gruppen zusammen und warf sich Fragen und Kommentare zu, die die allgemeine Unruhe noch verstärkten. Julius nutzte die Zeit, um sich zu denjenigen zu gesellen, die er kannte, und dort Einzelheiten zu erfahren, die Brutus noch nicht gehört hatte.
Pompeius stand bei Crassus und Cinna. Die drei redeten hitzig miteinander, hießen Julius mit anerkennendem Nicken willkommen und diskutierten weiter.
»Selbstverständlich hast du das Kommando, mein Freund. Es steht sonst niemand zur Verfügung, der dafür geeignet wäre, und sogar Cato würde nicht zögern, schließlich stehen nur noch die Streitkräfte in Ariminum zum Schutz des Südens bereit«, sagte Crassus zu Pompeius.
Der sonnengebräunte Feldherr zuckte die Achseln. In seinem Gesicht malten sich bittere Vorahnungen.
»Er würde alles tun, um mich davon abzuhalten, militärische Befehlsgewalt zu übernehmen, das weißt du. Man darf ihm nicht erlauben, seine eigenen Leute aufzustellen. Denkt nur daran, was in Griechenland geschehen ist! Und dann die Piraten, die tun, was sie wollen und unsere Händler nach Belieben überfallen. Falls es sich bei diesen Gladiatoren um dieselben handelt, die wir schon am Vesuvius nicht niederringen konnten, dann ist Mutina durch unsere zögerliche Politik seit Sullas Tod verloren gegangen. Und das alles nur, weil Cato den Senat daran hindert, einen Feldherrn zu entsenden, der dieser Aufgabe auch gewachsen ist. Glaubt ihr denn, dass es dieses Mal anders ausgeht?«
»Das wäre gut möglich«, antwortete Cinna. »Cato hat Besitzungen im Norden, die von den Sklaven bedroht werden. Sie könnten sich sogar nach Süden wenden und die Stadt selbst angreifen. Cato ist nicht so dumm, dass er eine Bedrohung Roms ignorieren würde. Sie müssen dich entsenden. Wenigstens haben wir die Legionen aus Griechenland wieder hier, um die anderen zu verstärken.«
»Dort kommt gerade der Konsul herein. Er muss sein Veto gegenüber Cato einlegen, falls dieser störrische Fettsack sich dagegen ausspricht. Hier geht es um mehr als um eine persönliche Meinungsverschiedenheit. Die Sicherheit des ganzen Nordens steht auf dem Spiel, und die Sicherheit von Rom selbst.«
Pompeius verabschiedete sich und drängte sich rüde durch die umstehenden Senatoren, um sofort mit dem soeben eintretenden Konsul zu sprechen. Julius beobachtete, wie er den älteren Mann anhielt, der für den Posten ausgewählt worden war, zwischen den konkurrierenden Senatsfraktionen zu vermitteln. Der Mann machte einen nervösen, fast schon verschüchterten Eindruck, während Pompeius heftig gestikulierend auf ihn einredete. Als der Konsul dem immer noch argumentierenden Pompeius den Rücken zuwandte und auf das Rostrum stieg, trommelte Julius stirnrunzelnd mit den Fingern auf seinen Bauch.
»Nehmt eure Plätze ein, Senatoren!«, rief der Konsul.
Der Sitzungseid war rasch geleistet, dann räusperte sich
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