Imperator 02 - König der Sklaven
unten. Aber nicht vorher, ist das klar?«
Mit wachen Augen legte Aurelia die Hände auf die Wölbung des Bauches und wartete geduldig.
»Es geht wieder los«, jammerte Cornelia.
»So soll es auch sein, mein Mädchen. Das Kind will jetzt heraus. Warte, bis die Wehe richtig da ist, und fang erst an zu pressen, wenn ich es dir sage.« Ihre Hände verrieben noch mehr Öl auf Cornelias Haut, und sie lächelte aufmunternd.
»Jetzt dauert es nicht mehr lange. Bist du bereit? Jetzt pressen, Mädchen! Aurelia, vorsichtig nach unten drücken!«
Sie pressten gemeinsam, und Cornelia schrie vor Schmerzen auf. Wieder und wieder pressten sie und ließen wieder los, bis die Wehe verschwunden war. Cornelia war von Schweißüberströmt, ihr Haar glänzte dunkel und nass.
»Der Kopf ist immer das Schwerste«, sagte die Hebamme. »Du machst das sehr gut, mein Kind. Viele Frauen schreien die ganze Zeit über. Clodia, ich möchte, dass du ihr während der Wehen ein Tuch ans Gesäß hältst. Sie würde es uns nicht danken, wenn da am Ende ein paar Trauben hingen.«
Clodia tat wie ihr geheißen, griff zwischen der Stuhllehne und Cornelia nach unten und hielt das Tuch an die besagte Stelle.
»Jetzt hast du es bald geschafft, Cornelia«, sagte sie tröstend.
Cornelia brachte ein schwaches Lächeln zustande. Dann aber kam schon die nächste Wehe. Die Stärke der Muskelkontraktionen war Furcht erregend. So etwas hatte sie noch nie erlebt, und sie kam sich fast vor wie eine Zuschauerin in ihrem eigenen Körper, der sich mit ungeahnten Kräften in seinem eigenen Rhythmus bewegte. Sie fühlte, wie sich der Druck weiter und weiter aufbaute und dann plötzlich wieder nachließ. Erschöpft fiel sie zurück.
»Ich kann nicht mehr«, flüsterte sie.
»Ich habe schon den Kopf, Liebes. Der Rest ist jetzt einfacher«, erwiderte die Hebamme ruhig und aufmunternd. Aurelia strich mit den Händen über die Wölbung und beugte sich über den Stuhl, um zwischen Cornelias zuckende Beine zu schauen.
Die Hebamme hielt den Kopf des Kindes in den Händen, die sie zuvor mit grobem Stoff umwickelt hatte, damit sie nicht abrutschten. Die Augen des Kindes waren noch geschlossen und der Kopf sah irgendwie unförmig verzogen aus, doch die Hebamme schien unbesorgt, und nun glitt auch der restliche Körper in ihre Hände. Cornelia sackte erschöpft im Stuhl zusammen. Ihre Beine fühlten sich an wie Wasser. Sie atmete unregelmäßig und stoßweise und konnte nur dankbar nicken, als ihr Aurelia die Stirn mit einem kühlen Lappen abwischte.
»Wir haben ein Mädchen!«, sagte die Hebamme fröhlich, während sie ein kleines scharfes Messer an die Nabelschnur setzte. »Gut gemacht, meine Damen! Clodia, hol mir eine glühende Kohle, damit ich das hier veröden kann.«
»Wirst du sie denn nicht abbinden?«, fragte Clodia im Aufstehen.
Die Hebamme schüttelte den Kopf und wischte mit den Händen Blut und Schleim von dem Baby. »Veröden ist sauberer. Beeil dich, mir tun die Knie weh.«
Mit einem erschöpften Aufschrei presste Cornelia in einer letzten Kontraktion einen glitschigen Klumpen dunkles Fleisch heraus. Die Hebamme gab Aurelia ein Zeichen, ihn zu entfernen. Ohne sich Gedanken zu machen, kümmerte sich Julius’ Mutter um die Nachgeburt; sie hatte sich schon an die Autorität der anderen Frau gewöhnt. Als ihr langsam bewusst wurde, was soeben geschehen war, empfand sie ein ungewohntes Gefühl der Glückseligkeit. Sie hatte eine Enkelin. Aurelia blickte verstohlen auf ihre Hände und atmete erleichtert auf, weil keine Spur von dem Zittern zu sehen war.
Ein Schrei zerriss die Luft, und alle Frauen lächelten erleichtert. Die Hebamme untersuchte mit geübten Griffen die Gliedmaßen des Kindes.
»Alles in Ordnung. Sie ist noch ein bisschen blau, aber sie wird ja schon rosig. Sie bekommt genauso helles Haar wie ihre Mutter, es sei denn, es dunkelt noch nach. Ein wunderschönes Kind. Sind die Wickeltücher bereit?«
Aurelia reichte ihr gerade die Tücher, als Clodia mit einem kleinen Stück glühender Kohle, das sie mit einer eisernen Zange vor sich hertrug, wieder den Raum betrat. Die Hebamme presste die Kohle auf den winzigen Stummel der Nabelschnur, und es zischte kurz. Das Baby schrie erneut kräftig, doch sie wickelte es bereits fest in die sauberen Tücher. Nur den Kopf ließ sie frei.
»Hast du dir schon einen Namen für sie überlegt?«, fragte sie Cornelia.
»Wenn es ein Junge gewesen wäre, hätte ich ihm den Namen seines Vaters gegeben – Julius.
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