Imperator 02 - König der Sklaven
Ich dachte immer … sie würde ein Junge werden.«
Die Hebamme stand mit dem Kind in den Armen da und sah, wie blass und erschöpft Cornelia immer noch war.
»Du hast noch genug Zeit, um über einen Namen nachzudenken. Meine Damen, helft Cornelia aufs Bett, damit sie sich ausruhen kann. Ich räume derweil meine Sachen zusammen.«
Selbst hier oben im Geburtszimmer hörte man plötzlich das dumpfe Dröhnen, mit dem draußen eine Faust gegen das Tor des Anwesens donnerte. Aurelia hob den Kopf und richtete sich auf.
»Normalerweise öffnet Tubruk den Besuchern das Tor, aber er hat uns ja verlassen«, sagte sie gedehnt.
»Nur für ein paar Wochen, Herrin«, versicherte Clodia rasch und ein wenig schuldbewusst. »Länger dauern seine Geschäfte in der Stadt nicht, hat er gesagt.«
Aurelia schien ihre Antwort gar nicht gehört zu haben. Sie ging aus dem Zimmer und dann langsam hinaus in den Hof. Das helle Sonnenlicht blendete sie, weil sie sich so lange nur in geschlossenen Räumen aufgehalten hatte. Zwei ihrer Bediensteten warteten geduldig am Tor. Sie wussten sehr wohl, dass sie das Tor auf keinen Fall ohne ihre Zustimmung öffnen durften, egal, wer davor stand. Tubruk hatte diese Regel schon vor Jahren, in den Zeiten der Aufstände, eingeführt. Er schien sich zwar um die Sicherheit des Hauses zu sorgen, aber jetzt hatte er sie doch alleine gelassen, obwohl er versprochen hatte, das niemals zu tun. Sie setzte eine gefasste Miene auf und bemerkte dabei einen kleinen Blutstropfen auf ihrem Ärmel. Ihre rechte Hand zitterte leicht, und sie hielt sie mit der anderen fest, um den drohenden Anfall niederzukämpfen.
»Öffnet das Tor!«, hörte man eine Männerstimme von draußen, und seine Faust schlug abermals ungeduldig gegen das Holztor.
Auf ein Zeichen Aurelias hin nahmen die Bediensteten den Querbalken weg und zogen das Tor für den Besucher auf. Aurelia sah, dass die beiden Sklaven bewaffnet waren. Noch eine von Tubruks Vorsichtsmaßnahmen.
Drei Soldaten, in glänzender Rüstung und mit Federschmuck am Helm, ritten in den Hof. Sie sahen aus, als wären sie für eine Parade gekleidet, und ihr Anblick jagte Aurelia einen Schauer über den Rücken.
Warum war Tubruk nicht hier? Er würde eine solche Situation so viel besser meistern als sie.
Selbstsicher und mit geschmeidigen Bewegungen stieg einer der Männer vom Pferd. In der einen Hand hielt er die Zügel und mit der anderen reichte er Aurelia ein dick mit Wachs versiegeltes Pergament. Sie nahm die Rolle entgegen und sah ihn abwartend an. Der Soldat scharrte unruhig mit den Füßen, als ihm klar wurde, dass Aurelia nichts sagen würde.
»Befehle, Herrin. Von unserem Herrn, dem Diktator von Rom.«
Noch immer sagte Aurelia kein Wort. Ihre eine Hand umklammerte die andere, die die Schriftrolle hielt. Ihre Fingerknöchel traten weiß hervor.
»Deine Schwiegertochter befindet sich hier, und Sulla ordnet ihr sofortiges Erscheinen vor ihm in der Stadt an«, fuhr der Mann fort, dem allmählich dämmerte, dass sie die Rolle, die Sullas Befehle mit seinem persönlichen Siegel bestätigten, vielleicht gar nicht öffnen würde.
Als sich ihr inneres Zittern einen Moment beruhigte, fand Aurelia ihre Stimme wieder.
»Sie hat gerade ihr Kind zur Welt gebracht. Sie ist nicht reisefähig. Komm in drei Tagen wieder, ich sorge dafür, dass du sie dann mitnehmen kannst.«
Die Züge des Soldaten verhärteten sich ein wenig, seine Ungeduld wurde offensichtlich. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein?
»Herrin, sie wird jetzt reisefertig sein. Sulla hat sie in die Stadt beordert, also hat sie sich, ob sie will oder nicht, sofort auf den Weg zu machen. Ich warte hier draußen auf sie, aber ich erwarte, dass sie in ein paar Minuten fertig ist. Zwing uns nicht, hineinzukommen und sie zu holen.«
Aurelia wurde ein wenig blass.
»W … was ist mit dem Kind?«
Der Soldat kniff die Augen zusammen und überlegte. In seinen Befehlen war kein Kind erwähnt worden, andererseits machte man keine Karriere, indem man den Diktator von Rom enttäuschte.
»Das Kind auch. Macht beide fertig.« Sein Gesicht entspannte sich wieder ein wenig. Schließlich schadete es niemandem, wenn er etwas netter war, und die Frau sah plötzlich sehr verletzlich aus. »Wenn du einen Karren und Zugpferde hast, die du schnell anschirren kannst, können sie damit fahren.«
Ohne ein weiteres Wort drehte sich Aurelia um und verschwand im Haus. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah der Soldat seine beiden
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