Imperator 02 - König der Sklaven
er dann gesagt. »Ich hoffe, dass du mich darum bittest, einen Becher Wein mit dir zu leeren.«
Der jüngere Tubruk hatte damals keine passende Antwort darauf gewusst, später jedoch waren diese Worte stets ein Trost für ihn gewesen. Allein der Gedanke daran, eines Tages sein eigener Herr zu sein, der die Freiheit besaß, in der Sonne zu sitzen und zu trinken, hatte ihm geholfen. An dem Tag, an dem er schließlich ein freier Mann geworden war, war er durch die ganze Stadt zu Fercus’ Haus gelaufen und hatte eine Amphore auf den Tisch gestellt. Fercus hatte zwei Becher daneben gesetzt, und so hatte ihre Freundschaft ohne jede Bitterkeit begonnen.
Wenn es außerhalb des Gutes überhaupt jemanden gab, dem er trauen konnte, dann war es Fercus. Doch er schwieg immer noch und ging im Geiste den Plan noch einmal durch, an dem er schmiedete, seit Clodia mit ihm gesprochen hatte. Gewiss gab es doch eine andere Möglichkeit. Nur mit großem Unbehagen folgte er der Richtung, die seine Überlegungen vorgaben. Aber er war bereit zu sterben, um Cornelia zu schützen, also konnte er auch genauso gut diesen Plan verfolgen.
Fercus stand auf und ergriff Tubruks Arm.
»Etwas bedrückt dich, mein alter Freund. Was auch immer es ist, frag mich.«
Als Tubruk zu ihm aufschaute, sah er ihn mit festem Blick an, in dem ihre gesamte Vergangenheit offen vor ihnen lag.
»Kann ich dir mein Leben anvertrauen?«, fragte Tubruk unvermittelt.
Anstelle einer Antwort packte Fercus seinen Arm fester, dann setzte er sich wieder auf seinen Stuhl.
»Das brauchst du nicht zu fragen. Meine Tochter lag schon fast im Sterben, bis du eine Hebamme aufgetrieben hast, die sie gerettet hat. Und wenn du damals nicht die Diebe abgewehrt hättest, wäre ich jetzt selbst tot. Ich schulde dir so viel, dass ich schon geglaubt habe, ich würde nie die Gelegenheit bekommen, dir etwas davon zu vergelten. Frage mich.«
Tubruk holte tief Luft.
»Ich will, dass du mich wieder als Sklave verkaufst. Als Sklave in Sullas Haus«, sagte er leise.
Julius spürte kaum Caberas Hand, die seine Augenlider hob. Die Welt um ihn herum war abwechselnd hell und dunkel, und sein Kopf war von einem roten Schmerz erfüllt. Er hörte Caberas Stimme von weit her und verfluchte sie innerlich, weil sie die dunkle Stille störte.
»Seine Augen stehen falsch«, sagte jemand. War das Gaditicus? Der Name bedeutete ihm nichts, doch die Stimme kannte er. War sein Vater hier? Eine vage Erinnerung daran, wie er auf dem Gut im Dunkeln gelegen hatte, stieg in ihm auf und vermischte sich mit seinen Gedanken. Lag er immer noch im Bett, nachdem Renius ihn verwundet hatte? Standen seine Freunde draußen auf den Mauern und schlugen den Sklavenaufstand zurück ohne ihn? Er bewegte sich unruhig und spürte Hände, die ihn niederhielten. Er versuchte zu sprechen, aber seine Stimme wollte ihm nicht gehorchen. Nur ein undeutlicher Laut, dem Stöhnen eines sterbenden Ochsen ähnlich, entrang sich seiner Kehle.
»Das ist kein gutes Zeichen«, hörte er jetzt wieder Caberas Stimme. »Die Pupillen sind unterschiedlich groß, und er sieht mich nicht. Sein linkes Auge ist blutunterlaufen … aber das ist in ein paar Wochen wieder vorbei. Schau nur, wie rot es ist. Kannst du mich hören, Julius? Gaius?«
Selbst auf den Namen seiner Kindheit konnte Julius nicht antworten. Eine schwarze, bleierne Schwere drängte alles weit von ihm weg.
Cabera stand auf und seufzte.
»Der Helm hat ihm das Leben gerettet, wenigstens das, aber es ist nicht gut, dass Blut aus seinen Ohren rinnt. Entweder er erholt sich irgendwann, oder aber er bleibt so wie jetzt. Ich habe so etwas schon früher bei Kopfverletzungen beobachtet. Manchmal bleibt der Verstand völlig durcheinander.« Die Traurigkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören, und sie erinnerte Gaditicus daran, dass der Heiler zusammen mit Julius an Bord gekommen war und eine Geschichte hatte, die in eine Zeit lange vor der Accipiter zurückreichte.
»Tu für ihn, was in deiner Macht steht. Die Chancen stehen gut, dass wir alle Rom bald wiedersehen, wenn sie das geforderte Geld bekommen. Zumindest eine Zeit lang sind wir lebendig wertvoller für sie als tot.«
Es kostete Gaditicus viel Kraft, seine Stimme nicht allzu verzweifelt klingen zu lassen. Einem Kapitän, der sein Schiff verloren hatte, würde man so schnell kein anderes anvertrauen. Hilflos und gefesselt hatte er vom Deck der zweiten Trireme aus zusehen müssen, wie seine geliebte Accipiter in einem
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