Imperator 02 - König der Sklaven
Becher Wein, den er seit fast einem Jahr zu Gesicht bekam. Von draußen drang der Straßenlärm des römischen Hafens herein, und das Gemurmel der Gespräche um ihn herum weckte heimatliche Gefühle, vor allem, wenn er die Augen schloss.
Pelitas goss sich den Wein ohne viele Umstände in die Kehle. Er hielt den Becher so lange hoch, bis er sicher war, dass auch der letzte Tropfen verschwunden war, ehe er ihn wieder auf den Tisch stellte und zufrieden seufzte.
»Ich glaube, wenn ich alleine hier wäre, würde ich meine Rüstung verkaufen und mich sinnlos betrinken«, sagte er. »Das ist lange überfällig.«
Die anderen nickten und tranken langsam oder schnell aus ihren eigenen Bechern, die sie mit ihren letzten gemeinsamen Münzen bezahlt hatten.
Der Rest der Männer, neu und alt, lagerte einige Meilen weit entfernt an der Küste, wohl verborgen vor den Blicken gelegentlicher Patrouillen. Nur die fünf waren in den Hafen gekommen, um zu entscheiden, wie es von hier aus weitergehen sollte. Es war seltsam, in der Nähe der ersten Lagerhäuser Legionären zu begegnen und von ihnen angerufen zu werden, doch die meisten der fünf Offiziere spürten in erster Linie Erleichterung. Mit der ersten, in klarem Latein ausgesprochenen Aufforderung, sich zu erkennen zu geben, waren die Monate an der Küste zu einem fernen Abenteuer geworden. Wenigstens hatte die Geschichte ihrer Gefangenschaft in Piratenhand die Soldaten nicht allzu sehr verwundert, als sie die sauberen Rüstungen und stabilen Waffen betrachteten, die sie trugen. Alleine dafür waren die Offiziere dankbar. Es wäre unerfreulich gewesen, als Bettler hier anzukommen.
»Wie lange dauert es noch, bis der Quästor kommt?«, fragte Prax und blickte Gaditicus an. Als Zenturio hatte er mit dem befehlshabenden römischen Offizier der Hafenstadt gesprochen. Dieser hatte sich bereit erklärt, sich später in dem Gasthaus in der Nähe des Hafens mit ihnen zu treffen. In dieser Hinsicht verspürten sie alle eine gewisse Spannung. Die anderen Offiziere hatten sich so sehr daran gewöhnt, sich in allen Fragen an Julius zu halten, dass ihnen die Erinnerung an ihre Ränge unangenehm war. Suetonius konnte sich kaum das Grinsen verkneifen.
Gaditicus nippte an seinem Wein und verzog leicht das Gesicht, als der Rebensaft auf einer wunden Stelle an seinem Zahnfleisch brannte.
»Er sagte, in der vierten Stunde, also haben wir noch ein bisschen Zeit. Er muss einen Bericht nach Rom schicken, dass wir noch am Leben und wohlauf sind. Zweifellos wird er uns Plätze auf einem Handelsschiff anbieten, das Kurs auf Rom nimmt.«
Wie die anderen auch machte er einen gedankenverlorenen Eindruck, als sei er kaum in der Lage, die Rückkehr in die Zivilisation zu begreifen. Als sich ein Mann hinter seinem Rücken vorbeidrängte und ihn dabei anstieß, fuhr Gaditicus zusammen. Sie hatten sich lange nicht mehr in dem Gedränge von Städten und Häfen aufgehalten.
»Ihr könnt ein Schiff nach Hause nehmen, wenn ihr wollt«, sagte Julius leise und sah die Männer am Tisch an. »Ich mache weiter.«
Eine Zeit lang antwortete niemand, dann sprach Prax.
»Uns eingerechnet sind wir achtunddreißig. Wie viele davon haben die nötige Disziplin und das Geschick, um zu kämpfen, Julius?«
»Mit den Offizieren der Accipiter würde ich sagen, nicht mehr als zwanzig. Der Rest ist das, was wir finden konnten, Bauern mit Schwertern.«
»Dann ist es unmöglich«, brummte Pelitas düster. »Selbst wenn wir Celsus finden, und die Götter wissen, das wird nicht einfach sein, haben wir nicht genug Männer, um ihn mit Sicherheit besiegen zu können.«
Julius schnaubte verärgert. »Glaubst du etwa, ich lasse unseren Plan so einfach fallen, nach allem, was wir erreicht haben? Dort draußen im Wald warten unsere Männer auf die Nachricht, uns nachzukommen. Meinst du, wir sollten sie einfach zurücklassen und nach Rom segeln? Das wäre nicht sehr ehrenvoll, Peli, überhaupt nicht! Ihr könnt nach Hause fahren, wenn ihr wollt, ich zwinge keinen von euch zum Bleiben, aber wenn ihr geht, verteile ich eure Lösegelder unter ihnen, sobald wir Celsus gefunden und geschlagen haben!«
Pelitas lachte leise über die wütenden Worte des jüngeren Manns.
»Glaubst du wirklich, wir können es schaffen? Du hast uns bis hierher gebracht, und selbst das hätte ich nie für möglich gehalten, wenn ich nicht gesehen hätte, wie du mit den Siedlungen umgesprungen bist. Wenn du sagst, wir machen weiter, dann bin ich bis zum Ende
Weitere Kostenlose Bücher