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Imperator 02 - König der Sklaven

Imperator 02 - König der Sklaven

Titel: Imperator 02 - König der Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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verlassen! Sag nicht, es hätte dich getröstet, du hast mich nicht ein einziges Mal besucht. Ich wusste nicht einmal, wo in der Stadt du eigentlich wohnst. Du hättest überall hingezogen sein können.«
    Servilia streckte vier Finger in die Luft, den Daumen hielt sie in die Handfläche gedrückt.
    »Vier Mal bin ich umgezogen, seit du ein Säugling warst. Jedes Mal habe ich Tubruk eine Nachricht zukommen lassen. Er hat immer gewusst, wo ich zu erreichen bin.«
    »Das habe ich nicht gewusst«, sagte er, von ihrer Heftigkeit erschüttert.
    »Du hast ihn nie gefragt«, entgegnete sie und ließ die Hand wieder in den Schoß fallen.
    Wieder breitete sich das Schweigen zwischen ihnen aus, als wäre es nie unterbrochen gewesen. Brutus suchte nach Worten, mit denen er sie endlich treffen konnte, damit er das Haus mit Würde verlassen und fortgehen konnte. Schneidende Bemerkungen schossen ihm durch den Kopf und verschwanden wieder, bis er endlich einsah, was für ein Narr er war. Verachtete er sie? Schämte er sich für ihr Leben oder ihre Vergangenheit? Er lauschte in sich nach einer Antwort und fand eine. Er empfand nicht die Spur von Scham. Er wusste, dass es das Bewusstsein, Männer in einer Legion angeführt zu haben, war, das ihn darüber erhaben machte. Wäre er zu ihr gekommen, ohne etwas erreicht zu haben, hätte er sie vielleicht gehasst, doch er hatte seinen Wert im Angesicht von Gegnern und Freunden gemessen und fürchtete sich nicht davor, ihn auch in ihrem Antlitz widergespiegelt zu sehen.
    »Es … ist mir egal, was du getan hast«, sagte er langsam. »Du bist meine Mutter.«
    Sie brach in schallendes Gelächter aus und ließ sich auf die Liege zurückfallen. Wieder stand er verloren vor dieser seltsamen Frau, der es gelang, jeden Augenblick der Gefasstheit zu zerstören, den er aufbringen konnte.
    »Wie großmütig von dir!«, sagte sie lachend. »Mit welch ernstem Gesicht du mich von Schuld freisprichst! Hast du mich denn überhaupt nicht verstanden? Ich weiß besser darüber Bescheid, wie es in dieser Stadt zugeht, als jeder Senator mit gestutztem Bart und vornehmer Toga. Ich habe mehr Vermögen, als ich jemals ausgeben könnte, und mein Wort hat mehr Macht, als du dir vorstellen kannst. Du vergibst mir mein sündhaftes Leben? Mein Sohn, es bricht mir das Herz zu sehen, wie jung du bist. Es erinnert mich daran, wie jung auch ich einmal war.«
    Ihr Gesicht kam zur Ruhe, und das Lachen erstarb ihr auf den Lippen.
    »Wenn du mir für etwas vergeben solltest, dann für die Jahre, die ich mit dir hätte verbringen können. Wer ich bin, das würde ich um nichts auf der Welt ändern wollen, und auch die Wege nicht, die ich bis zu diesem Tage, dieser Stunde, beschritten habe. Sie können nicht vergeben werden. Dazu hast du weder das Recht noch das Privileg.«
    »Was willst du dann von mir? Ich kann dir nicht einfach mit einem Achselzucken sagen, dass du vergessen sollst, dass ich ohne dich zum Mann herangewachsen bin. Einst habe ich dich gebraucht, aber die Menschen, die ich liebe und denen ich vertraue, sind die, die damals bei mir waren. Du warst nicht da.«
    Er stand auf und blickte verwirrt und verletzt auf sie hinab. Sie erhob sich ebenfalls.
    »Verlässt du mich jetzt?«, sagte sie leise.
    Brutus hob verzweifelt die Hände.
    »Willst du, dass ich wiederkomme?«
    »Sehr gerne«, sagte sie und berührte seinen Arm.
    Die Berührung ließ den Raum schwanken und verschwimmen.
    »Gut. Morgen?«
    »Morgen«, bestätigte sie und lächelte durch ihre Tränen.
    Lucius Auriga räusperte sich und spuckte gereizt aus. Irgendetwas in der Luft Griechenlands trocknete seine Kehle immer wieder aus, vor allem, wenn die Sonne heiß vom Himmel brannte. Er hätte viel lieber im Schatten seines Hauses ein Nachmittagsschläfchen gehalten, als hierher in die weite Ebene bestellt zu werden, wo der stete Wind an seinen Nerven zerrte. Es schickte sich nicht für einen Römer, dem Ruf von Griechen Folge zu leisten, ganz gleich, welchen Rang sie auch bekleiden mochten, dachte er. Es ging wahrscheinlich wieder um irgendeine Beschwerde, um die er sich kümmern sollte, als hätte er den ganzen Tag nichts Besseres zu tun, als sich ihr Gejammer anzuhören. Als sie auf ihn zukamen, zupfte er seine Toga zurecht. Er durfte sich nicht anmerken lassen, wie unangenehm ihm ihre Wahl des Treffpunkts war. Schließlich war ihnen das Reiten verboten, während er nach dem Gespräch einfach auf sein Pferd steigen und vor Einbruch der Dunkelheit wieder

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