Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
hinter uns an.«
Bericus erstarrte, als er den Befehl hörte. »Herr, ich glaube nicht, dass sie eine Bedrohung darstellen. Ich habe nur Frauen und Kinder gesehen, als wir an ihnen vorbeimarschiert sind.«
Julius nickte und fragte sich, ob er es wohl einmal bereuen würde, einen so anständigen Mann seine Soldaten führen zu lassen.
»So lautet mein Befehl! Du hast jedoch meine Erlaubnis, während des Abrückens so viel Lärm zu machen, wie du nur kannst.«
Einen Augenblick verstand ihn Bericus nicht, dann jedoch zuckte ein Lächeln um seine Mundwinkel.
»Wir werden brüllen wie die Irren, Herr«, sagte er und salutierte.
Julius blickte ihm nach und rief einen Meldegänger zu sich. »Sag den Extraordinarii, dass sie angreifen können, wann immer sie wollen«, sagte er.
Sobald Bericus seine Leute erreicht hatte, sah Julius, wie Bewegung in sie kam, während die Befehle weitergegeben wurden. Nach kurzer Zeit hatten sich zwei Kohorten vom Kampf gelöst, und die Lücken, die sie hinterlassen hatten, schlossen sich wieder. Julius hörte sie brüllen, als sie kehrtmachten und ihren entschlossenen Marsch auf die Kolonne zu begannen, die sie angreifen sollten. Bericus hatte die Hörner mitgenommen, und die Cornicen machten einen Heidenlärm, bis auch dem letzten Mann auf der Ebene klar war, welche Bedrohung von ihnen ausging.
Zunächst kämpften die Helvetier mit neuer Energie, aber die Extraordinarii hatten ihre sensenartigen Attacken wieder aufgenommen, und die Disziplin der Römer hielt den wilden Angriffen der Stammeskrieger stand. Dann brach jäh Verzweiflung unter ihnen aus; sie fürchteten den Anblick, wenn die Reihen der Legionäre auf die entblößte Marschkolonne trafen.
In der Ferne ertönte Jubelgeschrei, und Julius reckte den Hals und versuchte, den Grund dafür zu erkennen. Er gab den Befehl zum Wechseln der Manipel, die Velites schoben sich wieder in die vordersten Reihen, und er ging vor Erschöpfung keuchend mit ihnen. Wie lange kämpften sie schon? Die Sonne schien am Himmel stillzustehen.
Der Jubel auf dem linken Flügel wurde lauter, aber obwohl er seine Hoffnung weckte, sah Julius sich nun zwei Männern gegenüber, die mit ihren Schilden den römischen Reihen schwer zu schaffen machten. Er sah kurz einen von weißem Speichel umrandeten Mund, ehe er vorstürzte und spürte, wie sich sein Gladius in menschliches Fleisch bohrte. Der Erste ging schreiend zu Boden, und Marcus Antonius schnitt ihm die Kehle durch, als sie über ihn hinwegschritten. Der Zweite wurde von einem Legionär umgeworfen, und Julius hörte seine Rippen krachen, als der Soldat sein ganzes Gewicht auf ein Knie legte und ihm den Brustkasten eindrückte. Als der Legionär wieder aufstand, warfen die Helvetier ihre Waffen mit einem lauten Scheppern, das in den Ohren dröhnte, zu Boden und blieben keuchend und benommen stehen. Julius gab den Befehl einzuhalten und ließ den Blick über die Ebene zurückschweifen, über die Massen von Leichen, die sie zurückgelassen hatten. Es waren mehr Tote als Gras zu sehen, nur die beiden römischen Kohorten bewegten sich noch über den roten Boden.
Ein großes, dumpfes Wehklagen hob in der Kolonne der Angehörigen an, als sie sahen, dass sich die Krieger ergaben, und wieder vernahm Julius den Jubel, den er jetzt als die Stimmen der Zehnten und Dritten erkannte. Er nahm dem ihm an nächsten stehenden Cornicus das Horn ab und blies einen langen Ton, um Bericus von seinem Angriff abzuhalten. Dessen Legionäre machten in perfekter Formation Halt, sobald der Klang sie erreichte, und Julius lächelte. Was immer sich auch sonst gegen ihn verschworen haben mochte, er konnte sich nicht über die Qualität der Legionen beschweren, die er befehligte.
Dann nahm er den Helm ab und hielt das Gesicht in den Wind. Er ließ den Zenturios und Optios den Befehl geben, die Männer wieder in ihren Einheiten zu sammeln. Das musste schnell und manchmal auch brutal geschehen, wenn die Kapitulation Bestand haben sollte. Zu den Traditionen der Armee gehörte es, den Erlös, der dadurch erzielt wurde, die gefangenen feindlichen Soldaten als Sklaven zu verkaufen, unter den Legionen aufzuteilen, was normalerweise Massaker an Gegnern verhinderte, die sich ergaben. Aber in der Hitze des Gefechts, das wusste Julius, würden sich viele seiner Legionäre nichts weiter dabei denken, einen unbewaffneten Feind niederzumachen, vor allem wenn dieser sie eben noch verwundet hatte. Julius ließ die Cornicen immer wieder das Signal
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