Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Seine dunklen Pupillen leuchteten.
»Ich glaube nicht an ein Schwert, Adàn, weil ich es sehen kann. Es ist einfach da. Rom ist mehr als Eisenschwerter und entschlossene Kämpfer. Ich werde sie zu uns holen, trotz aller Gegenwehr. Gallien wird unter meiner Hand leiden, aber wenn ich fertig bin, wird es größer sein, als es sich seine Bewohner jemals vorgestellt haben.«
Marcus Antonius’ Bote erschien am Eingang und räusperte sich leise, um sich bemerkbar zu machen. Die beiden Männer lösten sich aus ihren Tagträumen, und Julius hielt sich stöhnend den Kopf.
»Hol mir ein Gewand und sieh nach, ob Cabera noch etwas von seinen Pulvern gegen Schmerzen hat«, wies er den jungen Mann an. Als er sich umdrehte, sah er Adàns grimmiges Gesicht.
»Das ist eine seltsame Ansicht, Heerführer«, bemerkte der junge Spanier. »Ich verstehe wohl, wie du so denken kannst, mit einer Armee im Rücken, die jederzeit über Gallien herfallen kann. Für die Familien, die in den kommenden Tagen ihre Männer verlieren werden, dürfte das nur ein geringer Trost sein.«
Julius spürte unter den anhaltenden Kopfschmerzen Zorn in sich aufsteigen.
»Meinst du denn, sie winken einander mit Blumen zu, während wir hier sitzen? Die Stämme gehen sich ständig gegenseitig an die Gurgel, mein Junge. Mit vierzig Jahren ist Mhorbaine bereits ein Greis unter den Stammesältesten. Denk mal darüber nach! Krankheiten und Krieg löschen sie aus, bevor sie grau werden. Es mag sein, dass sie uns hassen, aber einander hassen sie noch viel mehr. Aber lass uns dieses Gespräch ein anderes Mal fortsetzen. Ich muss einen Brief an Ariovist diktieren. Wir werden diesen ›Freund Roms‹ höflich darum bitten, sich leise wieder aus den Gebieten, die er erobert hat, zurückzuziehen und Gallien den Rücken zuzukehren.«
»Glaubst du, er geht darauf ein?«, fragte Adàn.
Julius erwiderte nichts darauf, sondern gab ihm nur mit einer Geste zu verstehen, seine Schreibtafel aufzunehmen, und fing unverzüglich damit an, ihm den Brief an den König der Sueben zu diktieren.
Es dauerte länger, als Julius gehofft hatte, die Wälder für die neue Straße bis zur Ebene hinaus zu roden. Obwohl die Legionen von morgens bis abends in der Sommerhitze arbeiteten, musste jede massige Eiche zuerst gefällt und dann von den Männern und Ochsengespannen weggeschleift werden. Cabera hatte ein paar junge Soldaten angelernt, damit sie ihm helfen konnten, die Knochenbrüche und anderen Verletzungen zu versorgen, die bei derlei Arbeiten unvermeidlich vorkamen. Zwei Monate vergingen quälend langsam, bis der erste Stein verlegt werden konnte, doch am Ende des vierten Monats erstreckten sich die flachen Steine über eine Strecke von beinahe vierzig Meilen, breit und widerstandsfähig genug für die großen Katapulte und Belagerungsmaschinen. In die Hügel waren neue Steinbrüche gegraben worden, und Granitpfosten zeigten die Entfernung von Rom an, ließen seinen Schatten weiter reichen als jemals zuvor.
Julius hielt in der großen Halle des römischen Lagers seine Ratssitzung ab, wobei Mhorbaine und Artorath als seine bevorzugten Verbündeten bei ihnen saßen. Er sah sich in ihrem Kreise um und ließ den Blick schließlich auf Adàn ruhen, der ihn merkwürdig anschaute. Der junge Spanier hatte sämtliche Botschaften, die zwischen Ariovist und der römischen Provinz gewechselt worden waren, übersetzt und wusste, was Julius gleich allen verkünden würde. Julius fragte sich, ob es jemals eine Zeit gegeben hatte, zu der er so unschuldig gewesen war wie dieser junge Spanier. Wenn ja, dann lag sie schon so weit zurück, dass er sich nicht mehr daran erinnerte.
Ariovist war nicht leicht beizukommen gewesen. Die beiden ersten Boten waren mit betont knappen Antworten zurückgeschickt worden, die jedes weitere Interesse an Julius oder seinen Legionen verächtlich abtaten. Marcus Antonius war es gelungen, Julius davon zu überzeugen, dass er mit dem König der Sueben vorsichtig umgehen musste, aber dessen Formulierungen waren schroff und verletzend. Ab dem Ende des ersten Monats wartete Julius nur noch darauf, dass die Straße endlich fertig wurde, damit er Ariovist mit seinen Legionen zerschmettern konnte, ob er nun ein Freund Roms war oder nicht. Trotzdem musste er den Schein wahren, jeden nur erdenklichen Versuch einer friedlichen Lösung der Angelegenheit unternommen zu haben. Er wusste, dass Adàn nicht der Einzige seiner Männer war, die Briefe nach Rom sandten. Pompeius hatte
Weitere Kostenlose Bücher