Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
jetzt gebe ich euch etwas Warmes zu trinken und einen Bissen zu essen, bevor ihr geht, aber ich möchte, dass ihr heute Abend ein bisschen früher herkommt, verstanden?«
»Ich werde hier sein«, versprach Teddus und warf einen kurzen Blick auf das rot angelaufene Gesicht seines Sohnes.
Tabbic sah in an und nickte zufrieden.
»Du bist ein guter Mann«, sagte er. »Ich wünschte nur, Mut wäre alles, was nötig ist.«
Brutus untersuchte das zersprungene Glas der Wasseruhr. Sogar mit Pelzhandschuhen waren seine Finger taub vor Kälte. Er wollte nur noch in seine Unterkunft zurück und sich dort wie ein Bär im Winterschlaf einigeln. Trotzdem mussten die täglichen Abläufe der Legion fortgeführt werden. Obwohl die Kälte den Männern schlimmer zusetzte als alles, was sie bisher gekannt hatten, mussten die Legionswachen vom dreistündigen Tropfen des Wassers von einer Glasschüssel in die andere angezeigt werden. Brutus fluchte leise vor sich hin, als sich unter seiner Berührung ein Stück Glas löste und mit einem dumpfen Geräusch in den Schnee fiel. Er rieb sich den kurzen Bart, der sein Gesicht bedeckte. Julius hatte eingesehen, dass es Vorteile hatte, wenn man sich in den kalten Monaten nicht rasierte, doch Brutus hatte festgestellt, dass die Feuchtigkeit seines Atems innerhalb einer Stunde im Freien eine Eiskruste über die Stoppeln legte.
»Die Schutzhütten reichen nicht aus. Wir müssen Feuer darunter anzünden. Gerade so viel, dass das Wasser nicht gefriert. Du hast meine Erlaubnis, für jede Uhr ein paar Holzscheite aus dem Lager zu holen. Die Wächter sollen die Feuer während ihrer Wachen in Gang halten. Könnte mir denken, dass sie dankbar für die Wärme sind. Die Schmiede sollen eine eiserne Hülle anfertigen, damit das Glas und das Holz von den Flammen geschützt werden, sonst verkocht die Hälfte des Wassers.«
»Jawohl, Herr. Vielen Dank«, sagte der Tesserarius erleichtert, dass man ihm keine Vorwürfe machte. Insgeheim hielt Brutus den Mann für einen Idioten, weil er nicht selbst daran gedacht hatte, und nun hatte die Zehnte keine Möglichkeit mehr, die Dauer ihrer Wachen zu messen.
Die römischen Soldaten verstanden inzwischen, weshalb die Stämme im Winter nicht in den Krieg zogen. Der erste Schnee war so dicht und schwer gefallen, dass er die Dächer der Unterkünfte eingedrückt und die gemütlichen Schlafräume in ein Chaos aus Wind und Eis verwandelt hatte. Am darauffolgenden Tag hatten sich die Schneewehen immer höher aufgetürmt, und nach einem Monat konnte sich Brutus kaum mehr daran erinnern, wie es sich anfühlte, wenn einem warm war. Obwohl sie jeden Abend direkt hinter den Wällen riesige Feuer anzündeten, reichte die Wärme nur wenige Fuß weit, bevor sie vom unablässigen Wind zerstoben wurde. Er hatte Eisschollen, so groß wie Ochsenkarren, auf dem Rhein treiben sehen, und manchmal fiel der Schnee so heftig, dass er eine wogende Kruste von einem Ufer zum anderen bildete. Brutus fragte sich, ob der Fluss vor dem Frühling wohl völlig zufrieren würde.
Es hatte den Anschein, als verbrächten sie ihre Tage in Dunkelheit. Julius hatte die Männer so lange arbeiten lassen wie möglich, doch nachdem halb erfrorene Hände immer wieder wegrutschten und unnötige Verletzungen verursachten, sah er sich gezwungen, die Bauarbeiten einzustellen und sich mit dem Winter zu arrangieren.
Brutus marschierte durch das Lager und rutschte immer wieder schmerzhaft in den karstigen Furchen der Versorgungskarren aus. Da es kein Gras mehr gab, waren sie gezwungen gewesen, die meisten Ochsen zu schlachten, denn die Getreideration für die Legionen reichte nicht auch noch für die Zugtiere aus. Wenigstens bleibt bei dieser Kälte das Fleisch lange frisch, dachte Brutus bitter. Sein Blick wanderte über die Kadaverhaufen unter der dünnen Schneehülle. Das Fleisch war hart wie Stein, so wie alles andere in diesem Land.
Brutus erstieg den Erdwall des Lagers und blickte hinaus ins graue Nichts. Weiche Flocken berührten seine Wange, ohne auf seiner kalten Haut zu schmelzen. Dort draußen war absolut nichts zu sehen, bis auf die Stümpfe der ersten Bäume, die sie gefällt und zum Verbrennen ins Lager geschleppt hatten.
Der Wald hatte sie zumindest vor dem Wind geschützt. Inzwischen wussten sie, dass sie die am nächsten stehenden Bäume bis zum Schluss hätten stehen lassen sollen, aber nichts hatte die Römer auf die Erbarmungslosigkeit dieses ersten Winters vorbereitet. Es war eine tödliche
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