Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
jemandem anerkennen, den sie noch nie gesehen haben?«
»Du kannst nicht gegen sie alle kämpfen, Julius. Nicht einmal deine Legionen schaffen das«, antwortete Mhorbaine.
Julius schnaubte verächtlich. »Sei dir da nicht so sicher, mein Freund. Meine Legionen könnten Alexander den Großen niedermachen, wenn er sich ihnen in den Weg stellte, aber ich weiß nicht, wohin ich sie nach diesem Winter als Nächstes führen soll. Weiter nach Norden? Nach Westen? Soll ich die mächtigeren Stämme heimsuchen und sie einen nach dem anderen schlagen? Fast hoffe ich, sie würden sich zusammenschließen und gemeinsam kämpfen, Mhorbaine. Wenn ich die stärksten von ihnen breche, erkennen auch die anderen unser Recht auf dieses Land an.«
»Du hast schon jetzt die Besitztümer Roms verdoppelt«, rief ihm Mhorbaine in Erinnerung.
Julius starrte in die Flammen und gestikulierte mit seinem Becher gegen die Kälte draußen an.
»Ich kann nicht hier sitzen und darauf warten, dass sie zu mir kommen. Jeden Augenblick könnte ich nach Rom zurückgerufen werden, ein anderer Mann könnte hier an meine Stelle gesetzt werden.« Er hielt sich gerade noch zurück, ehe er zu viel sagte, denn Mhorbaines waches Interesse war ihm nicht entgangen. Obwohl der Mann sich als wertvoller Verbündeter erwiesen hatte, waren Julius dank des Weines schon jetzt zu viele Worte über die Lippen gekommen.
Der letzte Brief von Crassus, bevor der Winter die Pässe über die Alpen unpassierbar gemacht hatte, war Besorgnis erregend gewesen. Pompeius entglitt die Kontrolle über die Stadt, und Julius hatte über die Schwäche des Senats geschäumt. Beinahe hätte er gewünscht, Pompeius würde sich zum Diktator ernennen, um die Tyrannei von Männern wie Clodius und Milo zu beenden. Sie waren zwar nur Namen für ihn, doch Crassus nahm die Bedrohung ernst genug, um seine Befürchtungen einzugestehen, und Julius wusste, dass der alte Mann sich nicht von harmlosen Schattengestalten erschrecken ließ. Einmal war Julius sogar drauf und dran gewesen, nach Rom zurückzukehren und Pompeius im Senat den Rücken zu stärken, doch dann hatte der gallische Winter diesen Überlegungen ein Ende gesetzt. Es war ein schrecklicher Gedanke, dass die Stadt, die er liebte, in Korruption und Gewalt versank, während er hier neue Gebiete für sie eroberte. Schon lange hatte er akzeptiert, dass die Länder mit Blut erobert werden mussten, aber diese Vision hatte keinen Platz in seiner eigenen Heimat; allein der Gedanke daran erfüllte ihn mit Zorn.
»Es gibt so viel zu tun!«, sagte er zu Mhorbaine und streckte die Hand abermals nach dem Schürhaken in den Flammen aus. »Und mir bleibt nichts, als mich mit Plänen und Briefen zu quälen, die ich nicht einmal abschicken kann. Hattest du nicht gesagt, der Frühling sollte inzwischen angefangen haben? Wo ist das Tauwetter, das du mir versprochen hast?«
Mhorbaine zuckte die Achseln.
»Bald«, sagte er, wie schon so oft zuvor.
31
Als der Frühling kam, verstopften mehr als 7000 Familien die Straßen, die nach Norden aus Rom hinausführten. Aus den brodelnden Gassen der Stadt ergoss sich ein Exodus, um das neue Land in Besitz zu nehmen, das Julius versprochen hatte. Diejenigen, die sich vor der Macht eines Clodius oder eines Milo fürchteten, machten sich auf, um ein neues Leben fern der Verbrechen und des Schmutzes der Stadt anzufangen. Sie hatten alles verkauft, was sie besaßen, um dafür Werkzeuge und Saatgut zu erwerben, dazu Ochsen, um ihre Wagen zu ziehen. Es war eine gefahrvolle Reise, über 300 Meilen bis zu den Ausläufern der Alpen, und von dort aus in die Unwägbarkeiten der jenseitigen Gebiete.
Da Julius die Legionen aus Ariminum abgezogen hatte, war der Norden weitgehend frei von patrouillierenden Soldaten; der Schutz der römischen Gebiete war bis zum Zerreißen ausgedünnt. Obwohl die Gasthäuser am Straßenrand und die befestigten Lager immer noch bemannt waren, trieben auf den langen Strecken dazwischen Diebe ihr Unwesen, und viele Familien wurden überfallen und in Elend und Verzweiflung am Straßenrand zurückgelassen. Einige wurden von Mitleidigen aufgenommen, andere mussten sich ihren kärglichen Lebensunterhalt erbetteln oder verhungern. Diejenigen, die es sich leisten konnten, Wachen anzuheuern, waren besser dran. Sie gingen mit gesenkten Köpfen an den jammernden und weinenden Menschen vorüber, die vor ihnen hier entlanggekommen waren und nun mit ausgestreckten Händen im Frühlingsregen
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