Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
viele Männer hergeschickt worden waren, um an ihnen ein Exempel zu statuieren. Die Menge kam stolpernd zum Stehen, als er sich vor ihr aufbaute und seine vier Gefährten sich in einer Reihe links und rechts von ihm aufstellten. Es war eine Sache, Händler in den Gassen in Angst und Schrecken zu versetzen, eine Gruppe bewaffneter Soldaten anzugreifen war jedoch etwas völlig anderes. Jeder Mann in der Meute erkannte die silberne Rüstung, die Brutus trug; ihr Rufen und Lachen verstummte sofort. Brutus hörte das Knistern ihrer Fackeln, während sie ihn musterten und sich das stumpfe, orangefarbene Licht in ihren Augen fing, die glitzerten wie die Lichter eines Rudels wilder Hunde.
Renius hatte einmal gesagt, ein starker Mann könne mit einem Pöbelhaufen fertig werden, wenn er die Initiative ergriff und sie nicht wieder aus der Hand gab. Er hatte auch zugegeben, dass selbst der erfolgreichste Bluff nach hinten losgehen konnte, wenn sich eine Meute hinter ihrer Überzahl versteckte. Niemand rechnet ernsthaft damit, sterben zu müssen, wenn er von seinen Freunden umgeben war, und dieses Vertrauen konnte dazu führen, dass sie auf Schwerter losgingen, gegen die sich keiner von ihnen allein gewagt hätte. Brutus hoffte, dass sie wenigstens nicht betrunken waren. Er holte tief Luft.
»Das ist eine ungesetzliche Versammlung«, schleuderte er ihnen entgegen. »Ich bin der Heerführer der Dritten Gallica, und ich sage euch: Geht zurück zu euren Häusern und euren Familien. Ich habe Bogenschützen auf dem Dach postiert. Besudelt euch nicht mit Schande, indem ihr alte Männer und wehrlose Frauen in diesem Haus angreift.«
In diesem Moment wünschte er, Julius wäre bei ihm. Julius hätte die richtigen Worte gefunden, um sie zur Umkehr zu bewegen. Zweifellos hätten sie ihn am Ende jubelnd durch die Straßen getragen und sich einer neuen Legion angeschlossen. Der Gedanke daran ließ Brutus trotz der Anspannung lächeln, und diejenigen, die das sahen, zauderten. Einige von ihnen blinzelten hinauf in die Dunkelheit, konnten aber im Schein ihrer Fackeln nichts erkennen. In Wahrheit war dort auch nichts zu sehen. Hätte Brutus ein paar Tage mehr gehabt, hätte er womöglich ein paar gute Männer aufgetrieben, um sie auf dem überhängenden Dach zu postieren, aber so wie die Dinge standen, beobachtete sie von dort oben nur Teddus’ Sohn, und der war unbewaffnet.
Ein plötzliches Krachen ließ alle Männer zusammenfahren oder fluchen, und Brutus spannte sich und machte sich auf ihren Ansturm gefasst. Er sah, dass sich ein Ziegel gelöst, vom Dach gerutscht und mitten in der Meute zersprungen war. Er fragte sich, ob das absichtlich passiert war, oder ob der junge Bursche gleich dem Ziegel folgen und, ungeschickt wie er war, auf die Menge herabfallen würde.
»Geht uns lieber aus dem Weg!«, rief ein Mann von weiter hinten. Ein Knurren der Menge pflichtete ihm bei.
»Ich bin ein Soldat Roms, du Hurensohn«, höhnte Brutus. »Ich bin nicht vor den Sklaven davongelaufen. Ich bin nicht vor den gallischen Horden davongelaufen. Was habt ihr zu bieten, das sie nicht hatten?«
Brutus konnte sehen, dass die Menge keinen Anführer hatte. Sie schubsten und stießen einander, aber es gab keinen, der über die Autorität verfügt hätte, sie gegen die Schwerter der Männer auf der Straße vor dem Laden zu schicken.
»Eins sage ich euch«, rief Brutus. »Ihr denkt, ihr seid hier sicher, Jungs? Wenn Cäsar aus Gallien zurückkehrt, findet er jeden Einzelnen der Männer, die seine Freunde bedroht haben. Das ist in Stein gemeißelt, meine Freunde. Jedes Wort. Ein paar von euch werden gewiss schon jetzt von ihm bezahlt. Sie werden Listen mit Namen für ihn bereithalten und wissen, wo man diejenigen findet. Da könnt ihr sicher sein. Und wenn er kommt, fährt er durch euch hindurch wie ein heißes Messer.«
Es war in der Dunkelheit schwer zu erkennen, aber Brutus hatte den Eindruck, als löse sich die Meute auf, als verdrückten sich diejenigen an den Rändern nach und nach in den Gassen. Eine Fackel wurde von ihrem Träger fallen gelassen und von einem anderen aufgehoben. Welche Macht Clodius auch über sie haben mochte, Julius’ Name war an jeder Straßenecke vorgelesen worden, und er wirkte auf diejenigen, die sich heimlich davonstahlen, wie ein Talisman.
Innerhalb kürzester Zeit sah sich Brutus nicht mehr als fünfzehn Mann gegenüber, zweifellos denjenigen, die Clodius damit beauftragt hatte, den Laden niederzubrennen. Keiner von
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