Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
nach Rom zurückgekommen war, kehrte keine Ordnung in den Straßen ein, schon gar nicht nach Einbruch der Dunkelheit. Mehr als einmal wurden Brutus und die anderen von gedämpften Geräuschen der Gewalt auf der Straße geweckt. Vom Dach aus konnten sie fernen Feuerschein erkennen, irgendwo im Labyrinth der Seitenstraßen und Gässchen. Die bewaffneten Banden unternahmen keinen zweiten Versuch, die Werkstatt anzugreifen, und Brutus befürchtete, dass ihre Herren mit ernsthafteren Kämpfen beschäftigt waren.
In der Mitte der zweiten Woche erzählte man sich auf allen Märkten, Clodius’ Raptores hätten das Haus des Redners Cicero überfallen und versucht, es ihm über dem Kopf anzuzünden. Der Mann konnte ihnen entwischen, aber es gab keinen öffentlichen Aufschrei gegen Clodius, was für Brutus ein weiteres Zeichen dafür war, dass Recht und Gesetz in dieser Stadt nicht mehr zählten. Seine Auseinandersetzungen mit Alexandria wurden immer hitziger, bis sie sich schließlich dazu bereit erklärte, das Ende der Krise auf Julius’ Landgut vor den Toren Roms abzuwarten. Die Stadt selbst verwandelte sich nachts immer mehr in ein Schlachtfeld, und die Werkstatt war das Leben seiner Schützlinge nicht wert. Für eine ehemalige Sklavin jedoch war der Laden das Symbol für alles, was sie erreicht hatte, und Alexandria weinte bitterlich darüber, dass sie ihn den Banden überlassen sollte.
Brutus wagte sich auf ihr Bitten hin zu Alexandrias Haus, um ein paar Kleidungsstücke zu holen, und kam mit Octavians Mutter Atia zurück, die sich der kleinen Gruppe anschloss, die sich bei Einbruch der Dunkelheit in der Werkstatt zusammendrängte.
Der junge Feldherr litt jeden Tag mehr unter der erzwungenen Untätigkeit. Wäre er allein gewesen, hätte er sich leicht der Legion des Pompeius in ihrer Kaserne anschließen können. So aber schien die Zahl derer, die sich Schutz von ihm erhofften, von Tag zu Tag größer zu werden. Tabbics Schwester hatte ihren Mann und die Kinder zu Tabbics drei kleinen Töchtern in die Sicherheit des Ladens gebracht. Die Familien der jungen Männer hatten ihre Gruppe weiter anwachsen lassen, und Brutus dachte mit Grauen daran, 27 Menschen durch die gewalttätige Stadt zu führen, selbst am helllichten Tag. Als der Senat eine allgemeine Ausgangssperre ab Sonnenuntergang verkündete, beschloss Brutus, dass er nicht länger warten konnte. Nur gesetzestreue Bürger schienen dem Erlass des Senats Folge zu leisten, auf die herumstreunenden Banden hatte er keine Wirkung, und noch in derselben Nacht wurde eine Nachbarstraße des Ladens angezündet. Erbärmliche Schreie hallten durch die Dunkelheit, bis sie irgendwann verstummten.
Als die träge Stadt am darauf folgenden Morgen erwachte, bewaffnete Brutus seine Gruppe mit allem, was Tabbic auftreiben konnte, von Schwertern über Messer bis hin zu Eisenstangen.
»Wir brauchen bestimmt eine gute Stunde durch die Straßen, und womöglich seht ihr Dinge, bei denen ihr am liebsten stehen bleiben würdet«, sagte er zu ihnen. Er wusste, dass sie von ihm Rettung erwarteten, und er zwang sich angesichts dieses Vertrauens dazu, weiterhin guter Dinge zu sein.
»Egal was geschieht, wir bleiben nicht stehen, hat das jeder verstanden? Wenn wir angegriffen werden, schlagen wir zurück und gehen weiter. Wenn wir erst durch das Tor sind, brauchen wir nur ein paar Stunden bis zu dem Landgut. Dort sind wir sicher, bis sich die Lage hier beruhigt hat.«
Er trug seine silberne Rüstung, die inzwischen vom Schmutz und Ruß matt geworden war. Einer nach dem anderen nickte, als er ihnen in die Augen sah.
»Die Unruhen sind bestimmt in ein paar Tagen oder Wochen vorbei«, sagte er. »Ich habe schon Schlimmeres gesehen, glaubt mir.«
Er dachte an das, was ihm Julius von dem Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla erzählt hatte, und wünschte, sein Freund wäre hier. Obwohl er ihn manchmal hasste, gab es doch nur wenige Männer, die er in einer kritischen Lage lieber an seiner Seite wüsste. Nur Renius’ Anwesenheit wäre noch beruhigender gewesen.
»Alle bereit?«, fragte Brutus. Er holte tief Luft, öffnete die Tür und spähte nach draußen.
Abfall und Unrat hatten sich an den Straßenecken gesammelt, und wilde Hunde, die kaum mehr als Haut und Knochen waren, stritten sich knurrend und schnappend um irgendwelche Fetzen. Brandgeruch hing in der Luft, und Brutus sah eine Gruppe Bewaffneter an einer Kreuzung herumlungern, als gehörte die Stadt ihnen.
»Gut. Folgt mir, und
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