Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
habe nicht vor, ihnen eine zweite Chance zu geben, meine Herren.« Er holte tief Luft. »Ich habe euch hierher bestellt, damit ihr mir die Vollmachten eines Diktators gewährt. Wenn ich an unsere Gesetze gebunden bleibe, kann ich heute Nacht nicht für den Frieden in unserer Stadt garantieren – oder in irgendeiner anderen Nacht. Ich bitte euch darum, aufzustehen und meine Ernennung zu bestätigen.«
Fast wie ein Mann erhoben sich die 1000 Mitglieder der herrschenden Klasse. Einige standen schneller auf als andere, aber am Ende nickte Pompeius mit grimmiger Entschlossenheit und hieß sie mit einem Wink, wieder Platz zu nehmen.
»Ich stehe vor euch als Diktator. Nun verhänge ich das Kriegsrecht über ganz Rom. Eine neue Ausgangssperre wird jeden Abend bei Sonnenuntergang in Kraft treten, und wer danach auf der Straße angetroffen wird, wird augenblicklich hingerichtet. Meine Legion wird die Anführer ausfindig machen, die Folter wird uns die Rädelsführer der Straßenbanden liefern. Ich erkläre dieses Gebäude zum Regierungssitz, bis das Haus des Senats neu errichtet ist. Lebensmittel werden jeden Morgen auf dem Forum sowie an den Nord- und Südtoren der Stadt ausgeteilt, bis der Ausnahmezustand aufgehoben wird.«
Er ließ den Blick über die Reihen der Anwesenden gleiten und lächelte mit schmalen Lippen. Jetzt würde es ein bisschen wehtun.
»Jeder von euch wird einen Zehnten von hunderttausend Sesterze oder wahlweise ein Zehntel seines Vermögens abliefern, je nachdem, welcher Betrag größer ist. Die Schatzkammer des Senats ist geplündert worden, und wir brauchen die nötigen Mittel, um die Stadt wieder auf die Beine zu bringen. Sobald die Truhen wieder gefüllt sind, wird euch alles zurückerstattet, aber bis dahin ist das eine unabdingbare Maßnahme.«
Das erste besorgte Gemurmel war in der hallenden Kammer zu vernehmen, aber die Murrer waren in der Minderheit. Der Rest von ihnen war gezwungen worden, der Zerbrechlichkeit all dessen, wofür sie gekämpft hatten, ins Auge zu sehen, und zauderten nicht, für ihre Sicherheit zu zahlen. Pompeius bedauerte es, dass Crassus nicht anwesend war. Er hätte den alten Mann um eine gewaltige Summe erleichtert. Einen Bittbrief zu schicken hatte nicht die gleiche Wucht, wie das Geld persönlich einzufordern, aber das war nicht zu ändern.
Nach einem kurzen Blick auf seine Notizen fuhr Pompeius fort.
»Ich rufe eine Legion aus Griechenland zurück, aber bis sie die Stadt erreicht hat, brauchen wir jeden Mann, der einen Gladius führen kann. Diejenigen von euch, die Leibwächter in ihren Diensten haben, geben den Schreibern die genaue Anzahl an. Ich muss wissen, mit wie vielen wir rechnen können, falls es abermals zu einem Aufstand kommt. Meine Legion hat vergangene Nacht schwere Verluste erlitten, und diese Männer müssen als Erstes ersetzt werden, wenn wir den Pöbel zermalmen wollen, bevor er wieder zu Kräften kommt. Die Anhänger von Milo und Clodius werde ich ohne Umstände und ohne öffentliche Verkündung hinrichten lassen.
Die heutige Nacht wird die schwerste, meine Herren. Wenn wir sie überstehen, wird die Ordnung nach und nach wiederhergestellt werden. Später werde ich sämtlichen Bürgern auf römischem Land eine Steuer zum Wiederaufbau der Stadt auferlegen.«
Er sah immer noch benommene Angst in vielen Gesichtern vor sich, doch auf anderen leuchtete bei seinen Worten erste Hoffnung auf. Er bat um Wortmeldungen, und viele von ihnen erhoben sich, um sich nach den Einzelheiten der neuen Regierung zu erkundigen. Pompeius versuchte, alle Fragen zu beantworten und wurde dabei selbst immer ruhiger. Schon wich der entsetzte Ausdruck aus ihren Gesichtern und machte der Routine des alten Senats Platz. Es machte ihm Hoffnung für sie alle.
37
Brutus ließ sich auf dem Stumpf der alten Eiche nieder, die er damals mit Tubruk gefällt hatte, und legte den Stock neben sich. In den grünen Wäldern fiel es ihm leicht, sich an das Lächeln des alten Gladiators zu erinnern, als dieser ihn zu Hause willkommen geheißen hatte.
Mit leisem Stöhnen streckte Brutus sein Bein aus und kratzte die violette Linie, die sich oberhalb des Knies fast bis zur Leiste zog. Eine ähnliche Naht über dem Schlüsselbein war Beweis dafür, wie nahe er in seinem unbändigen Wüten dem Tod gekommen war. Beide Wunden waren verschmutzt gewesen und hatten sich entzündet. Von der ersten Woche auf dem Landgut wusste er so gut wie nichts mehr. Clodia meinte, er habe Glück, dass er
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