Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
beschloss, sich auf die Stufen des Senats zurückzuziehen und das Gebäude zu nutzen, um seine verbliebenen Kräfte zu koordinieren, doch als er sich auf die freie Fläche des Forums begab, fiel ihm angesichts der Tausenden von Fackeln, die rings um das Gebäude loderten, vor Entsetzen der Unterkiefer herab.
Sie hatten die bronzenen Tore aufgebrochen und trugen Clodius über ihre Köpfe hinein in die noch schwärzere Dunkelheit des Hauses. Pompeius sah, wie der blutige Leichnam des Senators hin und her schwankte, als sie ihn die Stufen hinaufhievten.
Das Forum brodelte von johlenden und brüllenden Bewaffneten. Pompeius zögerte. In seinem ganzen Leben war er noch niemals vor etwas davongelaufen, und was er da mit ansehen musste, war das Ende all dessen, was er an Rom liebte, doch er wusste, dass seine Männer vernichtet werden würden, wenn er sie auf das Forum führte. Die halbe Stadt schien dort versammelt zu sein.
Dann sah er aus dem Inneren des dunklen Senatsgebäudes Flammen auflodern. Jubelnde Männer kamen auf die schneebedeckten Stufen heraus und schwenkten triumphierend ihre Schwerter in der Luft. Grauer Rauch quoll aus dem Eingang, und Pompeius spürte Tränen auf dem Gesicht, warme Tränen auf der kalten Haut.
»Mein Theater. Formiert euch vor meinem Theater neu«, rief er seinen wartenden Männern zu.
Sich wichen vor der wogenden Menge rings um die Curia zurück, und Pompeius wandte sich von den Flammen ab, die durch das Dach züngelten und deren Knacken und Knistern den Marmor bersten ließen und über das gesamte Forum hallten. Der Anblick der ausgelassenen Gestalten vor den Flammen verursachte ihm größere Schmerzen, als er es sich jemals hätte vorstellen können. Nur die Dunkelheit verbarg seine Männer, und er verspürte eine hilflose Wut bei dem Gedanken, sich aus dem Herzen seiner Stadt zurückziehen zu müssen. Erst der neue Tag würde alldem ein Ende bereiten, das wusste er. Die Raptores hatten die Herrschaft des Gesetzes gestürzt und waren trunken von ihrer neuen Macht. Aber wenn der Morgen heraufzog, würden sie benommen und erschöpft sein, angewidert von dem, was sie angerichtet hatten. Dann würde er die Ordnung wiederherstellen, und er würde sie mit Eisen und Blut schreiben.
Das schwache Licht des Morgens strömte durch die hohen Fenster von Pompeius’ Theater herein und fiel auf die dicht gedrängten Reihen derer, die er aus der ganzen Stadt hier zusammengerufen hatte. Er hatte Zenturien seiner Legion ausgesandt, um nicht nur die Senatoren selbst, sondern auch die Tribunen, den Magistrat, die Ädilen, Quästoren, Prätoren und jeden anderen ranghohen Beamten Roms herbeizuholen. Mehr als tausend Männer saßen auf den weiten Bankreihen rings um die Bühne in der Mitte und blickten auf Pompeius herab; ihre Züge waren vor Angst und Erschöpfung zu grimmigen Masken erstarrt. Mehrere Gesichter fehlten nach den Aufständen in ihren Reihen, und nicht einer der Anwesenden unterschätzte den Ernst der Lage.
Pompeius räusperte sich und rieb kurz die Gänsehaut auf seinen nackten Armen. Das Theater war nicht beheizt, und er konnte sehen, wie der Atem seiner schweigend lauschenden Zuhörer in kleinen Wölkchen aufstieg.
»So nahe wie gestern Nacht ist Rom seinem Ende noch nie gewesen«, fing er an.
Sie saßen starr wie Statuen und hörten ihm zu. Pompeius sah Entschlossenheit in ihren Augen. All die lächerlichen Rivalitäten waren angesichts der Vorfälle der vergangenen Nacht vergessen, und er wusste, dass sie ihm alles zugestehen würden, wenn er nur den Frieden in der Stadt wiederherstellte, ehe sich abermals die Nacht über sie senkte.
»Ihr habt alle vernommen, dass Clodius bei den Kämpfen umgekommen ist und seine Leiche in der Curia verbrannt wurde. Die Curia selbst ist niedergebrannt worden. Große Teile der Stadt sind ebenfalls vom Feuer verheert worden, in jeder Straße, in jeder Gosse liegen Leichen. Chaos herrscht in der Stadt, ganze Viertel sind ohne Lebensmittel und Wasser. Bis heute Abend dürfte ein Großteil der Menschen hungrig sein, und dann fängt die Gewalt wieder von vorn an.«
Er machte eine Pause, doch die Stille war vollkommen.
»Meine Soldaten haben Senator Milo bei Tagesanbruch gefangen genommen, als er versucht hat, aus der Stadt zu fliehen. Ich habe vor, das Tageslicht zu nutzen, um den Rest seiner Befehlshaber aufzuspüren, aber Gerichtsprozesse würden ihren Anhängern lediglich Zeit verschaffen, sich neu zu formieren und wieder zu bewaffnen. Ich
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