Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Brüder wechselten stumme Blicke, dann lächelte Brigh und schüttelte den Kopf.
»Sie ist nicht für mich«, sagte er und trat einen Schritt zurück. Cingeto und Madoc sahen einander an. Das Schweigen wurde bedrückend.
»Ich bin der älteste Sohn«, sagte Madoc schließlich, und die dunkle Farbe des Zorns zeigte sich auf seinen Wangen.
»Das wohl, aber du bist nicht der Mann, den wir jetzt brauchen«, erwiderte Cingeto leise. »Wer die Krone nimmt, muss sich zum Krieg bereit machen, oder unser Stamm wird in alle Winde zerstreut.«
Madoc grinste hämisch. Er war größer als sein Bruder und baute sich vor ihm auf, um ihn einzuschüchtern.
»Siehst du irgendwelche feindlichen Heere in unserem Land? Zeig mir, wo sie sind! Los, zeig sie mir!« Er spie die Worte seinem Bruder förmlich entgegen, aber Cingeto hatte sie schon mehr als einmal gehört.
»Sie werden kommen. Sie sind nach Norden gezogen, aber sie werden noch früh genug ins Kernland zurückkehren. Ich bin ihrem Anführer begegnet und weiß, dass er uns nicht in Frieden leben lassen wird. Seine Steuereintreiber haben bereits die Senonen ausgeplündert und Tausende als Sklaven verkauft. Sie konnten sie nicht aufhalten, und jetzt weinen ihre Weiber in den Auen. Er muss bekämpft werden, mein Bruder. Und du bist nicht Manns genug dafür.«
»Das waren nur Senonen, Bruder«, höhnte Madoc. »Die Arverner sind Männer. Wenn sie kommen, um uns zu behelligen, reiten wir sie nieder.«
»Siehst du denn nicht weiter als bis dahin?«, fauchte Cingeto. »Du bist genauso blind wie es die Senonen waren. Ich werde die Arverner zu einer Fackel in der Finsternis machen, um die sich die anderen Stämme scharen können. Ich werde sie gegen diese Römer führen, bis wir sie aus Gallien vertrieben haben. Wir können allein gegen sie nicht mehr Stand halten.«
»Du hast zu viel Angst vor ihnen, um König zu sein, kleiner Bruder«, sagte Madoc und fletschte die Zähne.
Cingeto schlug Madoc mit der Hand über den Mund und zwang ihn, einen Schritt zurückzuweichen.
»Ich werde nicht zusehen, wie mein Volk von dir ins Verderben gestürzt wird. Wenn du mir nicht Platz machst, werde ich die Krone eben fordern!«
Madoc fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schmeckte Blut. Seine Augen wurden hart.
»Wie du willst, kleiner Bruder. Feuer, und die Götter sehen zu. So soll es sein.«
Beide Männer wandten sich zu dem Priester um. Er nickte.
»Bringt die Eisen. Es soll im Feuer entschieden werden.«
Der Priester flehte die Götter an, dass sie dem richtigen Mann den Mut verliehen, die Arverner durch die dunklen Tage zu führen, die vor ihnen lagen.
Julius führte keuchend sein Pferd über den Gebirgspass. Die Luft hier oben war viel dünner, und obwohl der Frühling in den Tälern bereits Einzug gehalten hatte, schmerzte die Luft auf den Gipfeln immer noch in der Lunge und machte sogar den Gesündesten unter ihnen zu schaffen. Julius sah sich nach Brutus um, der weit hinter der Zenturie der Zehnten humpelte. Er hatte bei der Genesung von seinen Wunden viel von seiner Ausdauer eingebüßt, und manchmal dachte Julius, sie würden ihn irgendwo zurücklassen müssen, damit er später nachkam. Trotzdem folgte er ihnen hartnäckig und schwang sich in den Sattel, sobald der Pfad etwas ebener wurde.
Als er den staubigen Reiter in Ariminum hatte ankommen sehen, war Julius ganz versessen auf die neuesten Nachrichten aus der Stadt gewesen. Die kalte Nüchternheit des Berichts, den er erhielt, verwirrte ihn. Er hätte den Mann, der da ins Haus gehumpelt kam und so unbeteiligt von seinen Erlebnissen berichtete, am liebsten geschüttelt. Beim Zuhören war der alte Zorn wieder in ihm aufgewallt, aber er hatte ihm nicht nachgegeben. Servilia war abgereist, nun lag es an ihm, die Kluft zwischen ihnen beiden zu schließen.
Julius konnte sich an 1000 Gelegenheiten erinnern, bei denen er mit ein paar Worten oder einem Kompliment oder nur einem kurzen Nicken die Männer um ihn herum aufgerichtet hatte. Er empfand nichts als tiefe Traurigkeit, als ihm klar wurde, dass auch sein ältester Freund die gleichen harmlosen Lügen nötig hatte. Es war eine Sache, einem Soldaten auf den Rücken zu klopfen und zu sehen, wie er ein wenig aufrechter dastand. Es war etwas völlig anderes, die Ehrlichkeit seiner ältesten Freundschaft aufzugeben, und bislang hatte Julius seinen Entschluss noch nicht in die Tat umgesetzt. Nach Brutus’ erstem Bericht hatten sie kaum miteinander geredet.
Julius’
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