Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Die Prüfung forderte den Geist ebenso wie den Körper, und jeder der beiden wusste, dass er nur damit enden konnte, dass einer sich weigerte, den anderen zu berühren. Mit jeder hinzugefügten Brandwunde setzte sich der Verursacher selbst der nächsten aus, und dieses Wissen nagte an ihnen, während ihre Kräfte schwanden.
Madoc zögerte, als er die Finger um das schwarze Eisen legte. Wenn er seinen jüngeren Bruder damit verbrannte, musste er selbst eine weitere Wunde in Kauf nehmen. Er wusste nicht, ob er das konnte, obwohl der Wunsch, Cingeto zu demütigen, immer noch hellwach in ihm brannte.
Die Prüfung war eine grausame Prüfung. Zwischen den Wogen des Schmerzes war der einzige Trost das Wissen, dass der Verursacher gleich dasselbe fühlen würde. Entschlossenheit und Stärke fielen angesichts derartiger Qualen in sich zusammen, und Cingeto spürte neue Hoffnung in sich aufkeimen, als er seinen Bruder zaudern sah. War es seine Grausamkeit, die ihn den Augenblick hinauszögern ließ, oder hatte er endlich den Geschmack an den Eisen verloren?
»Mögen mir die Götter die Kraft für ein weiteres Mal geben«, hörte er Madoc flüstern, und er hätte fast laut aufgeschrien, als die rotglühende Metallspitze wieder aus den Flammen auftauchte. Er sah, wie Madoc sie hob, und schloss die Augen in banger Erwartung. Sein ganzer Körper wollte vor der Berührung zurückweichen, und die Angst, dass er nicht mehr den Willen aufbringen würde, sobald er wieder an der Reihe wäre, war allzeit gegenwärtig. Der Geist entschied über den Sieger der Feuerprüfung, niemals das Fleisch, was Cingeto jetzt auf eine Art und Weise verstand, wie es ihm ohne diese Erfahrung am eigenen Leib niemals möglich gewesen wäre.
Ein Klirren hallte durch den Tempel, und Cingeto riss erstaunt die Augen auf. Madoc hatte das Eisen hingeworfen und stand nun mit vor Schmerz und Erschöpfung verzerrtem Gesicht vor ihm.
»Genug, kleiner Bruder«, sagte Madoc und wäre beinahe gefallen.
Cingeto streckte die Hand aus, um ihn zu stützen, und zuckte zusammen, als der Schmerz seiner eigenen Brandwunden bei der Bewegung aufloderte.
Der Priester lächelte erfreut, als die beiden Männer sich zu ihm umdrehten. Er dachte bereits daran, wie er die Geschichte des Stammes fortführen wollte. Elf Eisen hatten die Prinzen der Arverner widerstanden! Er konnte sich an nicht mehr als neun erinnern, und sogar der große Ailpein hatte nur sieben aushalten müssen, bevor er vor dreihundert Jahren König geworden war. Es war ein gutes Omen, und er spürte, wie schon jetzt einige der düsteren Sorgen von ihm wichen.
»Einer wird König, einer muss weichen«, sagte er laut und wiederholte den Satz vor den versammelten Familien. Er machte einen Schritt auf Cingeto zu, setzte ihm die Krone auf und legte den Reif um die angespannten Sehnen seines Halses.
»Nein«, sagte Cingeto und richtete den Blick auf Madoc. »Ich werde dich nach der heutigen Nacht nicht verlieren, mein Bruder. Willst du bleiben und mit mir gegen sie kämpfen? Ich werde dich brauchen.«
Der Priester sah sie erschrocken an. »Das Gesetz …«
Cingeto hob die Hand und kämpfte gegen Schmerzen, die ihn zu überwältigen drohten.
»Ich brauche dich, Madoc. Wirst du mir folgen?«
Sein Bruder richtete sich auf und zuckte zusammen, als frisches Blut über seine Brust rann.
»Das werde ich, mein Bruder. Ich folge dir.«
»Dann müssen wir die Stämme zusammenrufen.«
Julia ging zur ersten Stufe des alten Senatsgebäudes und schauderte angesichts des leeren Platzes, der dahinter freigeräumt worden war. Noch immer hing ein leiser Rauchgeruch in der Luft, und man konnte sich gut vorstellen, wie die Unruhen sogar diesen Ort heimgesucht hatten. Doch das neue Gebäude wurde bereits errichtet, das Lärmen der Menge wurde vom Hämmern und Rufen der Arbeiter begleitet.
Clodia hantierte neben ihr herum, das riesige Forum machte sie nervös.
»Na schön, jetzt hast du den Schaden besichtigt und bist dafür ein unnötiges Risiko eingegangen. Die Stadt ist immer noch kein sicherer Ort für eine junge Frau.«
Julia sah sie wütend an. »Siehst du denn die Soldaten nicht? Pompeius hat jetzt alles unter Kontrolle; Brutus hat das gesagt. Er ist mit seinen Versammlungen und Reden beschäftigt. Vielleicht hat er mich ja vergessen.«
»Du redest Unsinn, Mädchen. Du darfst nicht erwarten, dass er wie ein junger Mann unter deinem Fenster schmachtet. Nicht in seiner Position.«
»Trotzdem. Wenn er mich in seinem
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