Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
sich auf, um nach Pompeius’ Soldaten Ausschau zu halten, die an den Toren und in den Hauptgängen postiert worden waren. Hoffentlich waren es genug, um auch die tollkühnsten Streithähne einzuschüchtern. Er wollte das Andenken an sein Jahr als Konsul nicht mit bürgerkriegsähnlichen Zuständen in Verbindung gebracht sehen. So wie die Dinge zurzeit standen, würde seine Unterstützung für die Kandidaten der kommenden Wahlen immer noch sehr wertvoll sein. Obwohl noch mehr als die Hälfte seiner Amtszeit vor ihm lag, gruppierten sich die einzelnen Parteien im Senat schon jetzt um. Diejenigen, die ein Auge auf einen der höchsten Posten geworfen hatten, begannen bereits, ihren Namen langsam, aber sicher in Umlauf zu bringen. Dies hier waren die größten Spiele Roms, und Crassus wusste, dass die vielen Gefälligkeiten, die er hier erwiesen hatte, seine Währung für die Macht im nächsten Jahr darstellten, wenn nicht sogar darüber hinaus.
Verstohlen betrachtete er seinen Mitkonsul und fragte sich, ob auch er schon Pläne für die Zukunft schmiedete. Jedes Mal, wenn er das Gesetz, das ihnen Grenzen setzte, verfluchte, tröstete ihn die Tatsache, dass Pompeius ebenso daran gebunden war wie er selbst. Rom würde es nicht zulassen, dass ein weiterer Marius immer und immer wieder Konsul wurde. Diese wilden Zeiten waren mit dem Schatten Sullas und dem Bürgerkrieg endgültig vorbei. Andererseits hielt nichts und niemand Pompeius davon ab, seine eigenen Favoriten als Nachfolger aufzubauen.
Crassus wünschte sich sehnlichst, er könne dieses Gefühl der Unzulänglichkeit einfach so abschütteln, das immer dann von ihm Besitz ergriff, wenn er mit Pompeius zusammen war. Trotz seiner markanten Gesichtszüge sah Pompeius mit seinem breiten, Vertrauen erweckenden Gesicht und dem leicht angegrauten Haar genauso aus, wie ein Konsul nun einmal auszusehen hatte. Manchmal fragte er sich insgeheim, ob diesem ehrwürdigen Äußeren nicht vielleicht doch mit etwas Puder an den Schläfen nachgeholfen wurde. Selbst wenn er direkt neben ihm saß, so wie jetzt, konnte Crassus es nicht mit Sicherheit sagen.
Und als sei Pompeius nicht schon genug von den Göttern begünstigt, schien ihr Segen auch noch auf seinen militärischen Unternehmungen zu liegen. Er hatte dem Volk versprochen, das Meer von den Piraten zu befreien, und in nur wenigen Monaten hatte die römische Flotte das Mare Internum von diesen Aasgeiern gesäubert. Der Handel war aufgeblüht, genau wie Pompeius es versprochen hatte. Niemand hier in der Stadt dankte Crassus dafür, dass er das Ganze finanziert hatte oder die Verluste der Schiffe trug, die nicht wiedergekehrt waren. Stattdessen musste er den Leuten immer mehr Gold zuwerfen, damit sie ihn nicht vergaßen, wohingegen Pompeius sich, ihrer Bewunderung gewiss, zurücklehnen konnte.
Crassus trommelte nervös mit den Fingern der einen Hand auf den Rücken der anderen. Die Bürger Roms respektierten nur, was sie auch sehen konnten. Wenn er selbst eine Legion aufstellen würde, die in den Straßen patrouillierte, würden sie ihn jedes Mal segnen, wenn einer seiner Männer einen Dieb fasste oder einen Streit schlichtete. Ohne Legion würde Pompeius ihn nie als ebenbürtig betrachten. Der Gedanke war ihm nicht neu, doch er zögerte dennoch, eine neue Standarte auf dem Campus Martius aufzupflanzen. Ständig verspürte er diese nagende Angst, Pompeius könnte mit seiner Einschätzung über ihn Recht haben. Welche Siege für Rom konnte Crassus für sich schon in Anspruch nehmen? Auch wenn er sie in glänzende Rüstungen steckte, eine Legion musste gut geführt werden, was für Pompeius kein Problem zu sein schien. Der Gedanke, eine weitere Erniedrigung zu riskieren, war mehr, als Crassus ertragen konnte.
Der Feldzug gegen Spartakus war schon schlimm genug gewesen. Er war sich sicher, dass sie noch immer hinter seinem Rücken über ihn lachten, wegen des Walls quer über den unteren Teil des italienischen Stiefels. Keiner der Senatoren erwähnte es öffentlich, doch die Nachricht war von den Soldaten zu ihm durchgedrungen. Seine Spione hatten ihm berichtet, dieses Thema sei beim geschwätzigen Pöbel der Stadt noch immer Anlass für Gespött und Gelächter. Pompeius behauptete zwar, er bilde sich das nur ein, aber für ihn war es ein Leichtes, so selbstgefällig zu sein. Wer am Ende des Jahres auch gewählt wurde, Pompeius würde eine treibende Kraft im Senat bleiben. Crassus wünschte sich, er könnte seiner eigenen Stellung
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