Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Fußboden.
»Wenn du meinst, Herrin«, sagte er schließlich zögernd.
Alexandria schaute den beiden Männern nach, die sich umdrehten und in ihre Zimmer zurückzogen. Dann sah sie Atia an und lächelte über deren abweisenden Gesichtsausdruck.
»Du bist viel zu nett zu ihnen«, sagte Atia vorwurfsvoll. »Keiner von den beiden hat etwas Gutes an sich, weder der Vater noch der Sohn. Wenn du ihnen das Sagen im Haus überlässt, nutzen sie das sicher aus. Bedienstete sollten niemals vergessen, wo sie stehen, und schon gar nicht, wer sie bezahlt.«
Alexandria lächelte in sich hinein, weil die ausgestandene Angst dieses Abends endlich von ihr abfiel. Theoretisch gesehen war Atia selbst eine Bedienstete, auch wenn sie niemals darüber sprachen. Alexandria hatte sie kennen gelernt, als sie sich damals nach sauberen Räumen in der Stadt umgesehen hatte. Als ihre Goldschmiedewerkstatt weiter gewachsen war, war Atia mit ihr in das neue Haus gezogen, um ihr den Haushalt zu führen. Sie führte sich den anderen Bediensteten gegenüber wie eine Tyrannin auf, aber sie machte aus dem Haus ein richtiges Zuhause.
»Ich bin froh, dass sie mich begleitet haben, Atia. Die Raptores sind heute wegen des Unwetters sehr früh auf den Straßen, und ein oder zwei Becher heißer Wein sind ein fairer Preis für die Sicherheit. Und nun komm schon. Ich verhungere.«
Atia rümpfte zwar die Nase, doch auf dem Weg in die Küche überholte sie Alexandria eilig im Flur.
Das Senatsgebäude erstrahlte im Licht dutzender flackernder Lampen an den Wänden. Trotz des Regens, den man gedämpft draußen niederprasseln hörte, war es in dem hallenden Raum warm und trocken. Nur wenige der anwesenden Männer freuten sich auf den Heimweg, bei dem sie unweigerlich bis auf die Haut nass würden. Der Nachmittag war mit den Berichten über das der Stadt zur Verfügung stehende Geld sowie einer Reihe Abstimmungen hinsichtlich der Genehmigung höherer Aufwendungen für die Legionen, die in fernen Ländern die Pax Romana aufrechterhielten, dahingegangen. Obwohl die Erhöhungen recht deftig ausfielen, blieben noch genügend Reserven, um die Stadt über ein weiteres Jahr zu bringen. Die wohlige Wärme hatte einige der älteren Senatoren schläfrig gemacht, und nur der Sturm draußen hinderte sie daran, sich auf den Weg zu einem verspäteten Mahl und ihren Nachtlagern zu machen.
Senator Prandus stand auf dem Rednerpodest und ließ den Blick nach Zustimmung suchend über die im Halbkreis angeordneten Sitzbänke schweifen. Er ärgerte sich darüber, dass Pompeius mit einem Kollegen tuschelte, während er gerade seine Kandidatur für das Amt des Konsuls verkündete. Nur auf Pompeius’ Anfrage hin hatte er überhaupt eingewilligt, sich aufstellen zu lassen, also könnte Pompeius doch wenigstens ein wenig Aufmerksamkeit heucheln.
»Wenn ich für diesen Posten gewählt werde, dann beabsichtige ich, die Münzpräger unter einem Dach zu vereinen, um eine Währung einzuführen, auf die sich die Bürger auch verlassen können. Es sind zu viele Münzen im Umlauf, die nur vermeintlich aus Gold oder reinem Silber bestehen. Außerdem braucht jedes Geschäft seine eigene Waage, um das gegebene Geld zu wiegen. Eine einzige vom Senat autorisierte Prägeanstalt wird diese Verwirrung beenden und das Vertrauen wiederherstellen.«
Er sah Crassus die Stirn runzeln und fragte sich insgeheim, ob er wohl für ein paar der falschen Münzen verantwortlich war, die so viel Schaden anrichteten. Überrascht hätte es ihn jedenfalls nicht.
»Wenn mir die Bevölkerung das Recht zugesteht, auf dem Stuhl des Konsuls zu sitzen, werde ich die Interessen Roms vertreten und den Glauben an die Autorität des Senats wiederherstellen.« Pompeius blickte auf, und Prandus unterbrach abrupt seine Rede, weil er erst jetzt bemerkte, dass er einen Fehler gemacht hatte. Jemand kicherte, und Prandus spürte, wie er langsam nervös wurde.
»… einen noch größeren Glauben in den Senat«, fügte er eilig hinzu, »Respekt gegenüber der Autorität und dem Regelwerk des Gesetzes. Eine Gerechtigkeit, die frei ist von Bestechlichkeit und Korruption.« Er hielt erneut inne, weil sein Kopf plötzlich völlig leer war.
»Es wird mir eine Ehre sein zu dienen. Vielen Dank«, brachte er schließlich noch hervor, stieg vom Rednerpult und setzte sich sichtlich erleichtert wieder auf seinen Platz in der ersten Bank. Einige Banknachbarn klopften ihm anerkennend auf die Schulter, und er entspannte sich wieder.
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