Imperator 03 - Das Feld der Schwerter
Vielleicht war die Rede ja doch nicht so schlecht gewesen. Er schaute seinen Sohn Suetonius an, um zu sehen, wie er sie aufgenommen hatte, aber der junge Mann starrte nur mit ausdruckslosem Gesicht vor sich hin.
Pompeius ging zwischen den Sitzreihen entlang und lächelte Senator Prandus im Vorübergehen zu. Als der Konsul an das Rednerpult trat, erstarben die flüsternd begonnenen Unterhaltungen sofort. Pompeius sah völlig entspannt und zuversichtlich aus, stellte Prandus leicht irritiert fest.
»Ich danke den Kandidaten für ihre Worte«, sagte Pompeius und ließ einen Moment den Blick in stiller Anerkennung auf den entsprechenden Männern ruhen, bevor er fortfuhr. »Sie geben mir die Hoffnung, dass diese prächtige Stadt nach wie vor Männer hervorbringt, die gewillt sind, ihr selbstlos und ohne einen Gedanken an persönlichen Gewinn oder Ehrgeiz ihr Leben zu widmen.« Er wartete das zustimmende Gemurmel ab, lehnte sich dann nach vorne und stützte die Arme auf dem Pult auf.
»Die Wahl gibt meinen Bauarbeitern die Gelegenheit, dieses Haus hier zu vergrößern. Und für die Zwischenzeit, solange die Bauarbeiten hier vor sich gehen, bin ich gewillt, mein neues Theater zur Verfügung zu stellen. Das dürfte meiner Meinung nach ein durchaus angemessenes Provisorium abgeben.« Er lächelte sie an, und sie lächelten zurück, denn sie wussten alle, dass das Theater doppelt so groß und mindestens doppelt so luxuriös war wie das Senatsgebäude. Also gab es keine Gegenstimmen.
»Außer den Kandidaten, die wir bis jetzt gehört haben, müssen sich weitere mögliche Anwärter bis zum Volturnalia-Fest erklärt haben, welches von heute an gerechnet in zehn Tagen stattfindet. Lasst es mich also bitte rechtzeitig wissen. Bevor wir uns jetzt in den Regen hinauswagen, muss ich noch eine öffentliche Versammlung auf dem Forum für heute in einer Woche ankündigen. Crassus und ich werden uns dann in der Ansprache der Konsuln an die Bevölkerung wenden. Wenn einer der anderen Kandidaten die Gelegenheit ergreifen möchte, dort nach uns zu reden, sollte er mich bitte darauf ansprechen, bevor wir gehen.«
Pompeius sah Prandus einen kurzen Augenblick lang viel sagend in die Augen, bevor er fortfuhr. Es war alles arrangiert worden, und Prandus wusste, seine Kandidatur würde durch seine Verbindung zu den erfahreneren Männern sehr gestärkt werden. Er tat also gut daran, seine Rede gründlich einzustudieren, denn trotz Pompeius’ zahlreicher Versprechungen waren die Massen Roms ein mitunter recht schwieriges Publikum.
»Der Tag neigt sich dem Ende zu, verehrte Herren Senatoren. Erhebt euch zum Schwur«, sagte Pompeius mit lauter Stimme, um den Regen zu übertönen, der draußen immer noch auf die Stadt niederprasselte.
Der Sturm fegte drei volle Tage über die weit verstreuten Schiffe hinweg, brachte sie dabei aber ihrem Ziel immer näher. Als er endlich nachließ, fanden die Transportschiffe der Zehnten nur wieder langsam zusammen. Auf jedem der Schiffe herrschte eifrige Aktivität, weil die Besatzungen zunächst Segel und Ruder reparierten sowie Teer siedeten, um ihn dort zwischen die breiten Planken der Decks zu gießen, wo das Wasser eindrang. Wie von Brutus vorhergesagt, hatte Julius der Flotte den Befehl gegeben, vor Ostia zu ankern. Zwischen den Schiffen fuhren kleine Beiboote mit Vorräten und Zimmermännern hin und her, die dafür sorgten, dass man auch einer kritischen Beurteilung würde standhalten können. Die Sonne trocknete die Decks, und die Zehnte schrubbte die Laderäume der Schiffe mit Salzwasser und weißem Fett, um sie von dem Geruch nach Erbrochenem zu reinigen.
Erst als auch die Anker eingeholt und von Schlamm befreit worden waren, lief die Flotte mit Julius am Bug des ersten Schiffes in den Hafen ein. Einen Arm um die hochgezogene Bugspitze gelegt, stand er da und sog den Anblick seines Heimatlandes in vollen Zügen in sich auf. Wenn er nach hinten blickte, sah er die weißen Flügel der Ruderschiffe in Speerspitzenformation hinter sich, und dahinter die Segel der restlichen Schiffe. Hätte ihn in diesem Moment jemand danach gefragt, er hätte seine Gefühle nicht in Worte ausdrücken können, und er versuchte gar nicht erst, sie genau zu betrachten. In der frischen Seeluft waren seine Kopfschmerzen wie weggeblasen, und zum Dank für die sichere Überfahrt hatte er den Göttern in einer Kohlepfanne Räucherwerk entzündet.
Er wusste, dass die Zehnte auf den Wiesen jenseits des Hafens ein dauerhaftes
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