Imperator 04 - Die Götter des Krieges
vorgewölbten Magen. Der Physicus trat ein und runzelte die Stirn angesichts seiner ungesunden Gesichtsfarbe. Wortlos setzte der Mann die Tasche mit seinen Heilmitteln ab und kam zu ihm herüber. Eine kühle Hand legte sich auf Pompeius’ Stirn, und der Heiler schüttelte den Kopf.
»Ihr habt Fieber, General. Ist Blut in Eurem Stuhlgang?«
»Rühr deine Mixtur zusammen und mach, dass du hinauskommst«, knurrte Pompeius ihn an, ohne die Augen zu öffnen.
Der Heiler war klug genug, nicht zu antworten; er drehte sich weg und holte Mörser, Stößel und eine Reihe verkorkter Flaschen hervor. Mühsam öffnete Pompeius ein Auge und sah zu, wie er die Ingredienzen in den Mörser gab und sie zu einer weißen Paste vermahlte. Der Heiler spürte sein Interesse und hob die Schale, um ihm den milchigen Brei zu zeigen, der sich darin gebildet hatte.
»Ich habe große Erwartungen an diese Zubereitung. Sie enthält eine Rinde, die ich in Dyrrhachium gefunden habe, mit Olivenöl, Wasser und Milch gemischt. Der Mann, von dem ich sie gekauft habe, hat geschworen, dass sie gegen jede Erkrankung des Magens hilft.«
»Das Zeug sieht aus wie der Samen eines Mannes«, sagte Pompeius mit zusammengepressten Zähnen.
Der Heiler errötete, und Pompeius gestikulierte verärgert. Der Mann ging ihm schon jetzt auf die Nerven.
»Gib her«, sagte er, nahm die Schüssel und benutzte die Finger, um sich die Mischung in den Mund zu schaufeln. Es schmeckte nach nichts, doch nach einer Weile schien es ihm ein wenig Erleichterung zu verschaffen.
»Rühr noch eine Schale davon an. Ich kann nicht immer zu dir rennen, wenn der Schmerz schlimmer wird.«
»Dann wirkt es also, nicht wahr?«, sagte der Heiler. »Wenn Ihr mich nur die Gifte in Eurem Leib entfernen lassen wolltet, dann könnte ich …«
»Verschließ einfach eine weitere Portion davon mit Wachs, damit ich sie später einnehmen kann«, unterbrach ihn Pompeius ungeduldig. »Zwei Portionen, und noch eine von dem üblichen Gebräu.«
Es überlief ihn kalt, als er an die Magenwunden dachte, die er in der Vergangenheit gesehen hatte. Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte er einmal ein Kaninchen erlegt und dann beim Fellabziehen unabsichtlich die Gedärme aufgeschlitzt. Eine stinkende, schwarze und grüne schleimige Masse hatte sich über seine Hände ergossen, und das ganze gute Fleisch war verdorben. Er hatte das Kaninchen wegwerfen müssen und konnte sich noch jetzt an den widerwärtigen Gestank erinnern. Pompeius hatte einfache Speerwunden gesehen, die sich mit diesem ekelhaften Unrat füllten, sobald der Magen offen lag. Und immer war der Tod auf den Fuß gefolgt.
»Wie Ihr wünscht, General«, erwiderte der Mann beleidigt. »Ich habe noch mehr von dieser Rinde in meinem Zelt und lasse die Medizin zu Euch bringen.«
Pompeius starrte ihn nur finster an, bis er ging.
Endlich allein, rappelte er sich mühsam hoch. Er wusste, dass die Legionen zum Abmarsch bereit waren. Das Licht im Zelteingang wurde schon heller, und sie würden in Reih und Glied aufgestellt auf sein Erscheinen warten. Aber er konnte seine Ankleidesklaven nicht hereinrufen, ehe er sich nicht den Leib geschnürt hatte. Nur der Heiler hatte das Ausmaß an geschwollenem Fleisch gesehen, das er mit Leinenstreifen verbarg, und selbst der wusste nichts von dem Blut, das Pompeius jede Nacht spuckte. Wenn er in der Öffentlichkeit war, schluckte er die dicke Masse jedes Mal wieder hinunter, sobald sie in seiner Kehle aufstieg. Doch von Tag zu Tag fiel es ihm schwerer.
Als er aufstand, wurde ihm schwindelig. Leise fluchend wartete er, bis der Schwächeanfall vorüber war. Noch mehr juckender Schweiß lief ihm über das Gesicht, und seine Haare waren klatschnass.
»Gebt mir nur noch ein paar Tage«, flüsterte Pompeius und wusste selbst nicht, ob er die Götter anflehte oder die wuchernde Krankheit, die ihn verzehrte.
Dann griff er nach den schweißfleckigen Stoffstreifen am Kopfende seines Lagers und wickelte sie um seinen Rumpf. Er zurrte die Bandagen so fest wie möglich, um die Schwellung zurückzudrängen, doch jeder Ruck ließ ihn zittern. Ungeschickt hantierte er mit den Knoten, bis er endlich aufrecht stehen konnte, dann atmete er ein paar Mal tief durch. Schließlich ging er hinüber zum Wassereimer und goss sich den Inhalt über den Kopf, bevor er sich eine Tunika überzog.
Er keuchte schwer, als er seine Sklaven rief, die mit gesenktem Blick das Zelt betraten und ihm seine Rüstung anzulegen begannen.
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