Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Pompeius fragte sich, ob sie den Grund für die Verzögerung kannten, und entschied, dass es ihm gleichgültig war. Die Götter würden ihm die Zeit zugestehen, die er brauchte, um seinen letzten Feind zu demütigen. War Julius erst einmal tot, würde er den Heilern gestatten, ihn aufzuschneiden, aber bis dahin würde er sich durch jeden einzelnen Tag und jede einzelne Stunde hindurchquälen, so lange, bis alles vorbei war.
Die Paste des Heilers hatte dem Schmerz die Schärfe genommen, dachte er erleichtert. Als er die Sklaven weggeschickt hatte, legte Pompeius eine Hand auf den Knauf seines Schwertes und hob den Kopf, um zu den wartenden Männern hinauszutreten. Am Zelteingang hielt er inne und holte noch einmal tief Luft. Vielleicht hatte die Paste des Heilers einen beruhigenden Nebeneffekt, oder es lag daran, dass er endlich auf dem richtigen Weg war. Zum ersten Mal seit Monaten hatte er keine Angst vor seinem Feind.
Am dritten Morgen auf dem Marsch nach Süden kamen die Späher zu Julius’ Kolonne zurückgeprescht. Das Rennen, bei dem jeder der Erste sein wollte, der die Nachricht überbrachte, hatte ihre Gesichter gerötet. Sie berichteten von einer riesigen leeren Ebene nur ein paar Meilen voraus. Pharsalus.
Nur wenige Männer in den Marschreihen erkannten den Namen wieder, aber diejenigen, die schon einmal in Griechenland gewesen waren, verspürten ein erstes Zucken der Erregung. Endlich kamen sie an einen Ort, der für eine Schlacht wie geschaffen war.
Es schien irgendwie passend, dass die Auseinandersetzung so ausgetragen werden würde, wie die alten römischen Feldherren früher gekämpft hatten. Auf der flachen Talsohle konnte man keine Fallen verbergen oder die Umgebung für andere Listen nutzen. Nur ein schlammiger brauner Fluss durchquerte den südlichen Teil der Ebene und schuf so eine natürliche Begrenzung. Julius wusste, dass auf einem Schlachtfeld wie Pharsalus Schnelligkeit, Taktik und simple Kraft die entscheidenden Faktoren sein würden. Die Feldherren würden einander über die Schlachtreihen hinweg direkt in die Augen sehen, und ihre Armeen würden gegeneinander anrennen und sich gegenseitig niedermetzeln, bis eine von ihnen sich das Recht verdiente, nach Rom zurückzukehren. Scipio Africanus hätte diese Wahl begrüßt, und Julius hatte sich rasch entschieden. Er würde auf der Ebene von Pharsalus Stellung beziehen.
Zwei Stunden später erreichte die gallische Legion die Ebene, und die Kolonne marschierte, ohne anzuhalten, über das offene Land. Es war ein karger Ort. Selbst im schützenden Schatten der Berge hatte der Winter eine nachtschwarze Landschaft mit ausgetrocknetem Boden zurückgelassen. Karstige Felsbrocken lagen so wild verstreut umher, als seien sie von ungeheuren Kräften auf dem Erdboden zerschmettert worden. Es war eine Erleichterung, festen Boden unter den Füßen zu haben, auch wenn er so trocken war, dass wallende Staubwolken darüber wirbelten und in der Ferne verschwanden. Die Legionäre stemmten sich gegen den Wind und schützten die Augen vor dem Flugsand, der gegen ihre Rüstungen prasselte.
Die Stadt Pharsalus lag weiter im Süden, jenseits des schlammigen Flusses, zu weit weg, als dass man sie von hier aus hätte sehen können, und Julius strich sie aus seinen Gedanken. Die Bürger dort würden keine Rolle in der Schlacht spielen, es sei denn, er war gezwungen, sich zurückzuziehen und Schutz hinter ihren hohen Steinmauern zu suchen. Er schüttelte den Kopf, als er darüber nachdachte, die Ufer nach seichten Furtstellen abzusuchen. Es würde keinen Rückzug geben.
»Marschiert weiter dort hinüber«, befahl er Domitius durch das Heulen des Windes. »Ich will dort in den Vorbergen ein ordentliches Lager haben.«
Julius sah die Extraordinarii an sich vorbeiziehen, die endlich der Aufgabe enthoben waren, die Flanken abzudecken. Der Feind befand sich weit hinter ihnen, und mit begeisterten Anfeuerungsrufen trieben sie ihre Pferde, die auf der weiten Fläche schnell an Geschwindigkeit gewannen, zum Galopp an. Auch Julius’ Stimmung hob sich, und er fasste seine Zügel fester.
»Wir stellen sie genau hier !«, schrie er zu Octavian hinüber und die Männer, die ihn hörten, grinsten wild. Sie wussten, dass Cäsar nach Pompeius keine anderen Feinde mehr hatte. War der alte Mann erst einmal geschlagen, würden sie sich endlich zur Ruhe setzen können. Diejenigen, die in Julius’ Diensten alt geworden waren, spürten die Veränderung in der Luft und marschierten
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