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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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dafür, dass die Männer wissen, dass es keine Misshandlungen geben wird. Sie sind keine Feinde, und sie werden mit Respekt behandelt.«
    »Ja, Herr«, antwortete Octavian mit leicht zitternder Stimme. Julius sah ihn an und lächelte müde angesichts der unverhohlenen Bewunderung in den blutunterlaufenen Augen des jungen Mannes.
    »Als Konsul Roms werde ich ihnen einen neuen Treueschwur abnehmen. Sag ihnen, der Krieg ist vorbei.«
    Er konnte es selbst kaum glauben und wusste, dass es Stunden, wenn nicht sogar Tage dauern würde, bis er das Geschehene wirklich begriffen hatte. So lange er denken konnte, hatte er gekämpft, und das hatte ihn bis hierher geführt, in die Ebene von Pharsalus, mitten in Griechenland. Es war genug.
    »Herr, ich habe Brutus fallen sehen«, sagte Octavian.
    Julius schreckte aus seinen Träumereien auf. »Wo?«, fragte er scharf, bereit, sofort loszureiten.
    »In der Mitte, Herr. Er hat gemeinsam mit Labienus gekämpft.«
    »Führ mich hin«, erwiderte Julius und trieb sein Pferd zum Trab an. Beim Reiten zitterten seine Hände ein wenig, ob aus böser Ahnung oder als Reaktion auf die Geschehnisse, hätte er nicht zu sagen vermocht.
    Die beiden Reiter kamen an Reihen von Männern vorbei, die bereits zu der altbekannten Routine übergegangen waren. Die erbeuteten Schwerter wurden zu Haufen aufgeschichtet, und man teilte Wasser an diejenigen aus, die seit Stunden nicht getrunken hatten. Als die Legionen ihren Feldherrn erblickten, brach lauter Jubel aus, der immer weiter anschwoll, bis sie schließlich alle vor Erleichterung und Triumph schrien.
    Julius hörte sie kaum. Seine Augen waren auf eine schlaffe Gestalt in einer Silberrüstung gerichtet, die man aus einem Leichenhaufen herauszog. Er fühlte Tränen in seinen Augen brennen, als er abstieg, und brachte kein Wort hervor. Die Männer der neuen Vierten Legion traten respektvoll zurück und machten ihm Platz. Julius ließ sich auf ein Knie nieder, um in das Gesicht seines ältesten Freundes zu sehen.
    Überall war Blut. Brutus’ Haut wirkte dagegen weiß wie Marmor. Julius zog ein Tuch aus seinem Gürtel und wischte damit sanft den verkrusteten Schmutz fort.
    Da öffnete Brutus die Augen. Mit dem wiedererlangten Bewusstsein kam Schmerz, und er stöhnte auf. Wangen und Mund waren unförmig geschwollen, und aus einem Ohr rann Blut. Als seine Augen zu Julius schwenkten, war sein Blick zunächst leer, dann dämmerte darin langsam das Erkennen. Brutus versuchte, sich aufzurichten, doch der gebrochene Arm versagte ihm den Dienst, und er fiel mit einem Schmerzensschrei zurück. Seine Lippen bewegten sich über den blutigen Zähnen, und Julius beugte sich vor, um zu verstehen, was er sagte.
    »Wirst du mich jetzt töten?«, flüsterte er.
    »Nein. Ich töte dich nicht«, antwortete Julius.
    Brutus stieß einen lang gezogenen, tiefen Seufzer aus. »Dann liege ich im Sterben?«, fragte er schließlich.
    Julius sah an ihm herunter. »Vielleicht. Verdient hast du es.«
    »Pompeius?«
    »Ist geflohen. Ich werde ihn finden«, erwiderte Julius.
    Brutus versuchte zu lächeln, aber Husten schüttelte ihn unter Qualen. Julius musterte ihn mit dunklen Augen, die kälter waren als der Tod.
    »Dann haben wir also verloren«, sagte Brutus leise. Er versuchte, Blut auf den Boden zu spucken, hatte aber nicht die nötige Kraft. »Vorhin hatte ich Angst, als ich dich nirgends sehen konnte«, sagte er. »Ich dachte, ich sei schon am Ende.«
    Langsam und traurig schüttelte Julius den Kopf.
    »Was soll ich nur mit dir machen?«, murmelte er. »Hast du geglaubt, ich wüsste deinen Wert nicht zu schätzen? Hast du geglaubt, ich würde dich in Rom nicht vermissen? Ich habe deiner Mutter kein Wort geglaubt, als sie es mir gesagt hat. Ich habe ihr gesagt, du würdest mich niemals hintergehen. Du nicht! Du hast mich damals verletzt, und du tust mir immer noch weh.«
    Schmerz und Elend trieben Brutus die Tränen in die Augen. »Ab und zu wollte ich einfach etwas tun, ohne den Gedanken daran, dass der große Julius es besser kann. Selbst als wir noch Kinder waren, wollte ich das.« Er hielt inne und biss die Zähne zusammen, während ein Krampf seinen Lauf nahm. »Alles, was ich bin, habe ich selbst geschaffen. Ich habe mich durch Dinge durchgekämpft, die jeden Schwächling zerbrochen hätten. Aber während ich mich abgequält habe, schien bei dir immer alles so einfach, und es war auch einfach für dich. Du bist der einzige Mann, der mir je das Gefühl gegeben hat, mein

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