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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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er wieder hinaus.
    Das Knistern und Krachen der Scheiterhaufen war noch stundenlang zu hören, und Brutus lauschte den Gebeten, bis er wieder in Schlaf versank.
    Als der Morgen anbrach, wurden die Schreie der Verwundeten in den Zelten lauter. Die Heiler der Legion wuschen, nähten und schienten, so gut sie konnten. Entzündungen und Krankheiten würden die meisten ohnehin später noch erwarten.
    Brutus war eingeschlafen, doch die plötzliche Stille weckte ihn. Er hob den Kopf und sah, dass Julius das Zelt betreten hatte. Die Männer wollten ihrem Konsul ihre Schmerzen nicht zeigen, und diejenigen, die im Schlaf stöhnten, wurden unsanft wachgerüttelt.
    Brutus versuchte, sich so gut wie möglich aufzurichten, und die Männer, die in seiner Nähe lagen, starrten ihn unverhohlen an. Er spürte ihre Abneigung und beschloss, seine eigenen Schmerzen auch nicht zu zeigen. Er biss die Zähne zusammen, um den stechenden Schmerz im Arm zu ertragen.
    Brutus sah zu, wie Julius mit den Männern sprach. Er wechselte ein paar Worte mit jedem und ließ sie voller Stolz zurück; die entsetzlichen Schmerzen waren für kurze Zeit vergessen. Brutus wusste nicht, ob es nur Einbildung war, aber er spürte, wie sich die Spannung steigerte, je näher Julius kam. Endlich zog sich der Konsul von Rom einen Schemel neben sein Bett und ließ sich darauf nieder.
    Julius’ Augen waren vom Rauch gerötet. Seine Rüstung war blank poliert, und verglichen mit den Männern in den Krankenzelten wirkte er frisch und ausgeruht.
    »Kümmern sie sich gut um dich?«, fragte Julius und schaute auf die Schienen und Bandagen, die seinen geschundenen Körper zusammenhielten.
    »Es gibt jeden Morgen frische Blumen und Weintrauben«, erwiderte Brutus.
    Dann öffnete er wieder den Mund, um die Worte auszusprechen, die er sagen wollte, doch er wusste nicht, wie anfangen. In den dunklen Augen, die seinem Blick begegneten, lag keine Arglist. Zuerst hatte er es nicht glauben können, doch irgendwie hatte Julius ihm verziehen. Brutus spürte sein Herz in der Brust rasen, bis kleine Blitze vor seinen Augen zuckten. Er wusste, dass er noch immer Fieber hatte, und wünschte sich, er könne einfach nur in der Dunkelheit daliegen. Er konnte Julius nicht in die Augen sehen und blickte zur Seite.
    »Warum hast du mich nicht getötet?«, flüsterte er leise.
    »Weil du mein ältester Freund bist«, antwortete Julius und beugte sich näher heran. »Wie oft in all den Jahren hast du mir das Leben gerettet? Glaubst du, ich könnte dir das deine nehmen? Das kann ich nicht.«
    Brutus schüttelte verständnislos den Kopf. In der Nacht hatte er gedacht, die Schande würde ihn umbringen, und es hatte Augenblicke gegeben, in denen er sich das Messer, das er weggeworfen hatte, wieder herbeigewünscht hatte.
    »Die Männer denken, du hättest es tun sollen«, sagte er und dachte an die dunklen Gestalten und das verdorbene Essen.
    »Sie verstehen das nicht«, sagte Julius, und Brutus hasste ihn für sein Mitleid. Jeder Bürger Roms würde erfahren, dass Julius den Freund verschont hatte, der ihn verraten hatte. Brutus konnte sich die herzzerreißenden Verse der Dichter lebhaft vorstellen und hätte am liebsten angewidert ausgespuckt.
    Doch er zeigte Julius nichts von diesen Gedanken, als er zu ihm aufsah. Dies war eine neue Welt nach Pharsalus, und auch er war wieder geboren. Vielleicht gab es ja doch einen Neuanfang für ihn. Er hatte gehofft, die Vergangenheit wie eine alte Haut abstreifen und einen neuen Platz als Julius’ Freund für sich finden zu können. Aber nicht als Gleichgestellter. Das war ihm durch den widerwärtigen Edelmut dieser Begnadigung für immer verwehrt. Sein Leben war ihm durch Julius’ Hand wiedergegeben worden, und er wusste nicht, ob er so weiterleben konnte.
    Überwältigt von den Gefühlen, die plötzlich auf ihn einstürmten, konnte er nicht anders, als die Zähne zusammenzubeißen und laut zu stöhnen.
    »Ganz ruhig. Du bist noch schwach«, hörte er Julius sagen.
    Tränen schimmerten in Brutus’ Augen, während er mit der Verzweiflung kämpfte. Er wünschte sich sehnlichst die letzten beiden Jahre zurück, oder wenigstens die Fähigkeit, das Geschehene zu akzeptieren. Er konnte es nicht ertragen. Er konnte nicht.
    Fest kniff er die Augen zu, um den Mann neben ihm nicht sehen zu müssen. Als er sie nach einer Weile wieder öffnete, war Julius gegangen. Brutus war allein mit den vorwurfsvollen Blicken der anderen Verwundeten. Ihr Starren hielt ihn davon

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