Imperator 04 - Die Götter des Krieges
grausigen Überreste eines großen Mannes. Aber sie hatten kein Recht, ihn zu töten, Octavian. Bei den Göttern, es macht mich rasend, wenn ich daran denke, dass diese goldhäutigen Eunuchen ihn ermordet haben!«
Dann dachte er an das Versprechen, das er seiner Tochter gegeben hatte, Pompeius nicht zu töten. Wie würde sie beim Eintreffen einer solchen Nachricht reagieren? Pompeius war nicht durch seine Hand gestorben, doch vielleicht war die Art seines Ablebens schlimmer, weit entfernt von zu Hause und seinem Volk. Wütend biss Julius die Zähne zusammen.
»Sie haben so getan, als hätten wir die ganze Stadt in Schutt und Asche gelegt, um ihn zu finden, Octavian. Als seien wir Barbaren, die man besänftigen muss, indem man sie mit ein paar Perlen und Töpfen wieder fortschickt! Er war mein Feind, aber er hatte etwas Besseres verdient, als durch die Hand dieser Männer zu sterben. Noch dazu war er ein Konsul Roms! Soll ich das etwa ungesühnt lassen?«
»Ich denke, das wirst du wohl müssen«, sagte Octavian und zog nachdenklich die Stirn in Falten.
Er wusste sehr wohl, dass Julius dazu fähig war, der Stadt wegen Pompeius’ Tod den Krieg zu erklären. Fast viertausend weitere Männer und Pferde konnten jederzeit im Hafen anlanden, auch wenn die Höflinge und der König das unmöglich wissen konnten. Wenn Julius Nachricht nach Griechenland schickte, konnte er ein weiteres Dutzend Legionen in Marsch setzen. Octavian wusste, dass ein kleiner Funke genügte, und er würde Rom auf Jahre hinaus nicht wieder sehen.
»Sie haben geglaubt, in deinem Sinne zu handeln, als sie dir Pompeius’ Kopf übergeben haben«, erklärte er beschwichtigend. »Gemessen an ihren Maßstäben haben sie uns mit Höflichkeit behandelt. Ist es denn eine Beleidigung, einen ganzen Palast zu bekommen?«
Er beschloss, die Erniedrigungen, die die Zehnte von den Palastwachen hatte erdulden müssen, nicht zu erwähnen. Julius schützte seine geliebte Legion mehr als sein eigenes Leben. Wenn er hörte, dass sie schlecht behandelt worden waren, würde er noch vor Sonnenaufgang die Kriegshörner blasen lassen.
Julius war stehen geblieben und lauschte ihm aufmerksam. In der entstandenen Stille hörte Octavian das Trommeln seiner Finger hinter seinem Rücken.
»Aber sieben Tage!«, brauste Julius schließlich auf. »Soll ich etwa den Schwanz einziehen und brav den Befehlen dieses goldgesichtigen Knaben gehorchen? Vorausgesetzt, es sind überhaupt seine Befehle und nicht nur die Marotte eines Mitglieds des Klüngels, der ihn kontrolliert. Alexander wäre entsetzt, wenn er wüsste, wie man mich in seiner Stadt behandelt. Habe ich dir erzählt, dass sie ihn anbeten wie einen Gott?«
»Das hast du bereits erwähnt«, antwortete Octavian, obwohl Julius ihn gar nicht zu hören schien. Verwundert stand er da, während er wieder über diese Tatsache nachdachte.
»Seine Statue schmückt die Tempel ihrer Götter, zusammen mit Räucherwerk und Opfergaben. Es ist wirklich erstaunlich. Porphiris hat gesagt, Ptolemäus selbst sei ebenfalls ein Gott. Das ist wirklich ein seltsames Volk, Octavian. Und warum sollte man einem Mann die Hoden abschneiden? Macht ihn das stärker, oder kann er sich dann besser konzentrieren? Wo liegt der Sinn solcher Maßnahmen? Es standen da einige um den König herum, von denen ich nicht hätte sagen können, ob es Männer oder Frauen sind. Vielleicht sind sie ja kastriert worden. Im Laufe der Jahre habe ich die merkwürdigsten Dinge zu Gesicht bekommen. Erinnerst du dich noch an die Schädel der Sueben? Unglaublich.«
Octavian beobachtete Julius genau und nahm an, dass sein Redeschwall endlich langsam zu einem Ende kommen würde. Er hatte es nicht gewagt, Julius in einer solchen Verfassung alleine zu lassen, konnte sich aber ein Gähnen nicht verkneifen, denn die Nacht war schon weit vorangeschritten. Der Morgen würde sicher bald dämmern.
Domitius betrat den Raum durch die hohen Bronzetüren, und der Gesichtsausdruck seines Freundes brachte Octavian sofort auf die Beine.
»Julius«, sagte Domitius, »das solltest du dir ansehen.«
»Was gibt es denn?«, fragte Julius zurück.
»Ich bin mir nicht ganz sicher«, sagte Domitius grinsend. »Am Tor steht ein Mann von der Größe Ciros, und er trägt einen Teppich.«
Julius starrte ihn verständnislos an. »Will er ihn verkaufen?«
»Nein, Herr. Er sagt, es sei ein Geschenk der Königin von Ägypten.«
Julius wechselte einen Blick mit Octavian.
»Vielleicht wollen sie ja
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