Imperator 04 - Die Götter des Krieges
weil er wollte, dass der Jüngere ihn verstand. »Wenn wir jetzt hier eingreifen, wird diese Stadt vielleicht eines Tages ein Teil unseres Reiches – und darüber hinaus ganz Ägypten. Stell dir das einmal vor! Städte, die älter sind als ganz Griechenland, und einen Zugang zum Osten!« Die Vorstellung ließ seine Augen glänzen, und Octavian wusste, dass er ihn nicht dazu bringen würde, nach Hause zurückzukehren.
»Ich nehme an, ihre Schönheit hat deine Entscheidung nicht beeinflusst«, sagte Octavian trocken.
Verärgert reckte Julius das Kinn, zuckte dann jedoch die Achseln. »Natürlich bin ich nicht immun dagegen, aber hier bietet sich uns eine Chance, einen Präzedenzfall für römische Interessen zu schaffen. Ich hätte mir keine bessere Gelegenheit wünschen können, als die Knoten ihrer verworrenen Politik zu durchschlagen. Wenn die Götter auf unserer Seite stehen, dann sind es römische Götter! Die Gelegenheit schreit geradezu danach, Octavian.«
»Und Rom schreit nach deiner Rückkehr!«, entfuhr es Octavian, womit er sie beide verblüffte. »Du hast alle deine Schlachten gewonnen. Bestimmt ist es doch an der Zeit, den Lohn dafür einzustreichen? Die Männer erwarten, dass du dich zu diesem Thema äußerst.«
Julius rieb sich das Kinn und sah plötzlich müde aus.
»Wenn ich jetzt zurückgehe, werde ich Rom vielleicht nie wieder verlassen. Ich bin zu alt geworden, um neue Feldzüge zu planen, aber ich bin noch nicht alt genug, um mich vor einem weiteren zu fürchten, der aus den richtigen Gründen geführt wird. Wie kann ich behaupten, das Licht unserer Zivilisation in die Welt zu tragen, und zugleich vor dieser Situation davonlaufen? Wenn wir unsere Blicke nur nach innen richten, auf unsere eigenen Angelegenheiten, ist der Einfluss, den wir gewonnen haben, schon bald nichts mehr wert.« Er blieb vor Octavian stehen und packte ihn an den Schultern. »Ich habe die Absicht, den Einfluss, den mir diese Jahre des Kampfes eingetragen haben, auch zu nutzen. Ich wünsche mir sehnlichst, dass du dich mir anschließt. Aber wenn du das nicht kannst, darfst du jederzeit heimkehren.«
»Ohne dich?«, fragte Octavian, obwohl er die Antwort schon kannte. Julius nickte, und Octavian seufzte. »Mein Platz ist an deiner Seite, als deine rechte Hand. Wenn du sagst, dass wir das tun müssen, bin ich für dich da, so wie ich immer für dich da war.«
»Du bist ein guter Mann, Octavian. Wenn mir keine Söhne nachfolgen sollten, wäre ich stolz, wenn du meinen Platz einnähmst.« Er grinste. »Und wo sonst bekommst du eine Lehre wie diese? Hier kann ich dir mehr über Politik beibringen, als du in zehn Jahren Senatssitzungen jemals lernen könntest. Denk an die Zukunft, Octavian. Denk daran, was du erschaffen wirst, wenn ich einmal nicht mehr bin. Das hier ist Alexanders Stadt, und sie wäre ein Gewinn für Rom. Wer wäre besser dafür berufen, in seine Fußstapfen zu treten, als wir?«
Octavian nickte langsam, und Julius gab ihm einen Klaps auf den Arm.
»Wie vielen genau stehen wir gegenüber?«, unterbrach sie Domitius. Die beiden Männer schienen aus einem privaten Zwiegespräch aufzuschrecken.
»Zu viele für die Zehnte allein«, sagte Julius. »Wir müssen warten, bis die Vierte eintrifft. Und selbst dann brauchen wir vielleicht Kleopatras Armee, bevor wir so weit sind. Andererseits sind sie derart von Spionen umringt, dass die Höflinge auf jeden Fall davon Wind bekämen, wenn die Truppen in Marschbereitschaft versetzt würden. Wir müssen vom ersten Moment an den Vorteil auf unserer Seite haben, solange sie glauben, wir ziehen in Frieden ab. Sobald wir die Vierte in voller Stärke hier haben, schlagen wir dort zu, wo sie es am wenigsten erwarten.«
Er grinste wieder, und Octavian tat es ihm gleich. Trotz all seiner Bedenken spürte auch er die Erregung.
»Was schwebt dir vor?«, fragte er.
»Es ist wie in einem Latrunculi-Spiel«, sagte Julius. »Wir müssen den König gefangen nehmen.«
25
In allen Winkeln des römischen Quartiers zusammengepfercht, warteten die Legionen in der Dunkelheit. Julius war selbst zum Hafen hinuntergegangen, um die Soldaten der Vierten zu begrüßen, als sie ankamen. Sie waren in der Erwartung gekommen, Pompeius über einen neuen Kontinent zu hetzen; stattdessen fanden sie sich als Teil eines Komplotts wieder, in dem ein Knabenkönig als Geisel genommen werden sollte. Vielleicht war es die Rückkehr der warmen Nächte, vielleicht auch nur die Tatsache, dass Pompeius
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