Imperator 04 - Die Götter des Krieges
ein Kind«, fuhr ihn Julius an und bedauerte es augenblicklich. Seufzend setzte er sich wieder. »Vermutlich haben dir deine Höflinge jeden Wunsch von den Augen abgelesen, stimmt’s?«
Ptolemäus zögerte. »Wenn ich der Ehre und der Tradition gehorcht habe, dann ja. Sie haben meine Stellung und mein Blut respektiert, trotz meiner Jugend.« Er vermied beim Sprechen den Blickkontakt mit Julius, versteifte sich jedoch abermals vor Zorn. »Deine Männer haben mich geschlagen, sind in meine Privatgemächer eingedrungen. Du wirst verbrannt und in Stücke gerissen werden, sobald ich …«
»Nach dem, was ich gesehen habe, hat dir Panek kaum zugehört«, murmelte Julius.
Ptolemäus’ Blick flammte auf. »Du weißt nichts von meinem Leben, Römer! Ich bin ein Kind, und ich bin ein König. Ich trage die göttliche Flamme in mir. Panek ist …«
Er zögerte erneut, und Julius sprach rasch, um diese Schwäche auszuloten: »Panek ist, nach allem, was ich weiß, die Macht hinter dem Thron. Erwartest du etwa, dass er zur Seite tritt, wenn du erwachsen bist? Das würde er niemals tun. Vielmehr ereilt dich ein tragischer Unfall, oder eine schlimme Krankheit rafft dich dahin … und schon könnte Panek eine weitere Dekade regieren, bis das nächste Kind herangewachsen ist. Ich kenne die Verlockungen der Macht, mein Junge. Nimm wenigstens diese Warnung von mir an, wenn du schon sonst nichts hören willst.«
Er sah, wie der Junge über seine Worte nachdachte, und wunderte sich insgeheim über Ptolemäus’ gefasste Haltung. Julius hatte halb damit gerechnet, ihn in Tränen aufgelöst vorzufinden, stattdessen verhandelte der Junge mit ihm wie mit einem Gleichgestellten oder mit einem Untergebenen. Der König mochte noch ein Kind sein, doch er hatte einen scharfen Verstand, und Julius konnte sehen, wie er grübelte und Pläne schmiedete.
»Panek wird außer sich sein, wenn er erfährt, dass man mich gefangen genommen hat«, sagte Ptolemäus nachdenklich.
Julius sah, dass die Vorstellung den Jungen amüsierte, und wartete auf mehr.
»Du wirst ihm beweisen müssen, dass ich unversehrt bin, andernfalls macht er diesen Palast dem Erdboden gleich.«
»Das lässt sich machen«, erwiderte Julius. »Wenn du das wünschst.« Ptolemäus sah ihn verwirrt an, und Julius fuhr fort: »Womöglich möchtest du ihm gar nicht zurückgegeben werden. Hast du schon einmal darüber nachgedacht? Ich könnte verlangen, dass alle deine Höflinge vertrieben werden, dann könntest du wieder ohne ihren Einfluss an der Seite Kleopatras regieren.«
Die Augen des Jungen waren dunkel und unergründlich. Julius kannte ihn nicht gut genug, um sagen zu können, ob er bis zu ihm durchgedrungen war.
»Warum tust du das?«, erkundigte sich Ptolemäus schließlich. »Gelüstet es dich nach meiner Schwester? Oder verlangst du nach meinem jüngeren Körper?«
Julius beherrschte seinen Zorn. »Wärst du mein Sohn, würde ich dich dafür prügeln lassen, so mit mir zu reden«, sagte er. »Vielleicht tue ich das noch.«
»Das würdest du nicht wagen!«, erwiderte Ptolemäus mit einem Selbstvertrauen, das Julius verblüffte. Er überlegte kurz, ob er sich eine Rute bringen lassen sollte, besann sich aber eines Besseren und legte die Hände auf die Knie.
»Du warst sehr unhöflich zu Panek«, sagte Ptolemäus und schien sich bei der Erinnerung daran zu amüsieren. »Er musste sich danach niederlegen und sich kühle Getränke bringen und von Sklaven massieren lassen, um seinen Zorn zu besänftigen. Ich glaube, ihr seid ein sehr ungehobeltes Volk.«
»Der Kerl ist ein lästiger Aasgeier«, erwiderte Julius.
Ein Teil der Anspannung wich aus Ptolemäus, und Julius vermutete, dass er letztendlich doch den richtigen Ton getroffen hatte.
»Darf ich mir dein Schwert ansehen?«, fragte Ptolemäus plötzlich.
Wortlos zog Julius den Gladius und reichte ihn seinem Gegenüber. Der Junge schien verdutzt, als er das Kurzschwert aus Julius’ Hand entgegennahm, und richtete die Spitze sofort auf den sitzenden Konsul.
»Hast du keine Angst, dass ich dich damit töte?«, fragte er.
Julius schüttelte langsam den Kopf und achtete auf jede kleine Bewegung. »Nein. Die Klinge ist nur so gefährlich wie der Mann, der sie führt. Ehe du zustichst, habe ich sie dir weggenommen.«
Ptolemäus sah ihm in die Augen und erkannte nichts als Ehrlichkeit darin. Dann drehte er sich zur Seite und versuchte, die kurze Klinge zu schwingen, wobei sein Handgelenk unter dem Gewicht
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