Imperator 04 - Die Götter des Krieges
hielten durch.
Stunden schienen vergangen zu sein, bis Julius die Tore seines Quartiers weit offen vor sich sah und erleichtert keuchend hindurchrannte. Der Palast füllte sich wieder mit seinen Männern, und diesmal wurde ihrem Lärmen kein Einhalt geboten. Sie schrien und jubelten über ihren Sieg, selbst als die Verwundeten über den Köpfen weitergereicht wurden, dahin, wo die Heiler schon mit Nadel, Faden und sauberen Tüchern auf sie warteten. Nicht ein einziger Mann war getötet worden, obwohl der Optio, der den Speer abbekommen hatte, wohl nie wieder würde gehen können. Julius blieb einen Moment bei ihm stehen und sagte ihm, so gut er konnte, ein paar tröstende Worte, bevor er weggetragen wurde.
Als der Letzte von ihnen drinnen war, wurden die Tore wieder verschlossen und verriegelt. Jede Lampe, die Brutus hatte finden können, war entzündet worden, und Julius sah, dass die Fenster mit schweren Säcken und Steinen verbarrikadiert waren. Der Palast war zu einer Festung geworden, und er freute sich diebisch auf den Sonnenaufgang.
»Sollen sie jammern und toben«, sagte er zu den Männern um ihn herum. »Wir haben ihren König .«
Sie jubelten, und Julius gab den Befehl aus, die Küchen unten zu öffnen und ein Mahl zuzubereiten. Seine Zenturionen teilten die ersten Wachen für den Fall eines Gegenangriffs ein, und endlich hatte er einen Augenblick für sich selbst.
»Wo ist Kleopatra?«, erkundigte er sich.
Brutus stand in seiner Nähe und beobachtete ihn. »Sie hat Räume im oberen Stock bezogen«, erwiderte er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck. »Sie wartet dort auf dich.«
Julius lächelte ihn an, das Gesicht noch vom Sieg gerötet. »Ich erzähle dir alles, sobald ich mit ihr gesprochen habe. Such ein sicheres Plätzchen für unseren Gast und lass Wachen aufstellen.« Er hielt inne, um tief Luft zu holen und sich wieder zu fassen. »Es war kinderleicht, Brutus.«
»Sie werden zurückschlagen«, sagte Brutus. Er wollte dem Stolz, den er vor sich sah, einen Stich versetzen. »Sie hat gesagt, wir hätten nur einen Bruchteil ihrer Armee gesehen.«
Sein Kopf schmerzte fürchterlich, als müsste er sich von zu viel Wein erholen. Er wusste zwar noch, dass die Königin zu ihm gesprochen hatte, an die Einzelheiten jedoch erinnerte er sich nur undeutlich. Julius fiel seine Beklommenheit nicht auf.
»Wie sollen sie uns denn angreifen, wenn ihr König in meiner Hand ist?«, erwiderte Julius leichthin. »Ich werde die Männer, die ihn kontrolliert haben, demütigen, wenn sie kommen, Brutus.« Bei dem Gedanken daran lachte er und ging, um mit Kleopatra zu sprechen. Brutus blieb zurück.
Die Flucht von Gemächern, die Kleopatra für sich beansprucht hatte, war von den Soldaten unberührt geblieben. Alle anderen Räume, die Julius durchquerte, waren sämtlicher Gegenstände beraubt, die für den Bau der Barrikaden nützlich gewesen waren. Die Gemächer Kleopatras jedoch waren warm und behaglich, mit Teppichen und Wandbehängen. An beiden Enden des Raumes knisterten Flammen in hohen Kohlenbecken, die Julius aber kaum zur Kenntnis nahm. Seine Augen wurden von der schlanken Gestalt der Königin wie angezogen, die sich hinter dem Gazevorhang eines Bettes bewegte, das in seiner Größe dem von Ptolemäus in nichts nachstand. Deutlich erkannte er die Umrisse, die ihn schon bei ihrem ersten Treffen so erregt hatten, und er fragte sich, warum sie kein Wort sagte.
Mit klopfendem Herzen schloss Julius die Tür hinter sich und durchquerte den Raum. In der Stille hallten seine Schritte wider. Er roch ihr Parfüm, doch es lag auch ein warmer, feuchter Dampf in der Luft, der aus einem Raum seitlich des Hauptgemachs aufstieg. Sie hatte ein Bad genommen, begriff er, und der Gedanke faszinierte ihn. Ohne Sklaven zum Einheizen und Wassertragen hatte sie ganz sicher auf die Hilfe seiner Männer zählen können.
Nun stand er vor dem Bett, und sie sagte noch immer kein Wort, als er mit seinen schwieligen Händen an den Gazevorhängen hinunterstrich. Das zarte Geräusch hörte sich an wie ein Flüstern.
»Wir haben ihn, Kleopatra«, sagte er leise und hörte, wie sie sich bei seinen Worten regte. Dann schoben seine Hände die Gaze beiseite.
Sie lag auf dem Rücken, nackt, wie er es irgendwie geahnt hatte. Nur ein paar Schatten bedeckten sie, und ihre Haut glänzte golden. Mit dunklen Augen sah sie zu ihm auf. »Und? Ist er verletzt?«, fragte sie.
Julius schüttelte wortlos den Kopf. Sein Blick wanderte ihren Körper
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