Imperator 04 - Die Götter des Krieges
prallten wirkungslos daran ab, während die Zehnte in den dahinter liegenden Raum drängte.
Alle Lampen in den königlichen Gemächern brannten, und Julius’ erstaunter Blick fiel auf zwei nackte, mit Bögen bewaffnete Mädchen im Innern. Sie schrien entsetzt auf, versuchten aber, noch einen letzten Pfeil abzuschießen. Beinahe geringschätzig traten die Legionäre vor und schlugen ihnen die Waffen aus den Händen. Die Frauen wehrten sich heftig, als sie von der Tür weggestoßen wurden, die sie bewachten.
Das Schlafgemach des Königs war dunkel, und Julius wusste, dass sich die Umrisse derer, die zuerst eintraten, vor dem Licht hinter ihnen abzeichnen würden. Doch seine Soldaten zögerten keine Sekunde und vertrauten auf ihre Schnelligkeit. Sie sprangen in das Dunkel hinein, rollten sich ab und waren beim Hochkommen zum Kampf bereit.
»Er ist hier«, schrie einer zurück. »Der König. Allein.«
Als Julius die Vorkammer durchschritt, sah er, dass die Wand hellere Flecken hatte, dort, wo die Bögen von den Haken gerissen worden waren. Es hingen noch weitere Waffen an dem polierten Marmor, und Julius fragte sich, ob der junge Ptolemäus sie wohl sammelte.
Die Frauen waren wohl eher Konkubinen als Leibwächterinnen, vermutete Julius mit einem Blick auf sie. Allem Anschein nach hatte der König freie Auswahl unter den Schönheiten Alexandrias.
Ptolemäus’ Bett war eine riesige Konstruktion, die sein Privatgemach dominierte. Der Junge selbst stand halb angezogen daneben, nur die zerknitterten Laken zeigten, wo er geschlafen hatte. Es war seltsam, nach ihrem ersten Treffen jetzt in dem trüben Licht sein Gesicht zu sehen. Julius bewunderte den Mut der schmalen Gestalt, die mit wogender bloßer Brust dastand und einen Dolch zu fest umklammerte.
»Leg das weg«, sagte Julius. »Dir wird nichts geschehen.«
Da erkannte ihn der Junge und sog vernehmlich die Luft ein. Die Soldaten der Zehnten näherten sich dem König, und mit einer raschen Bewegung hob er die Klinge an die eigene Kehle und sah Julius finster an.
Ein Legionär griff blitzschnell zu und packte das Handgelenk des Königs, der vor Schmerz und Überraschung aufschrie. Klirrend fiel das Messer zu Boden, und Ptolemäus begann um Hilfe zu rufen. Der Mann, der ihn am Handgelenk festhielt, zielte genau und versetzte ihm einen Kinnhaken. Als der Junge zusammensank, warf er ihn sich über die Schulter.
»Gebt das Signal. Wir haben den König«, sagte Julius und wandte sich schon wieder zum Gehen.
»Jetzt werden sicher ein paar mehr von ihnen auf uns warten«, sagte Domitius und betrachtete Ptolemäus’ schlaffen Körper. Kopf und Arme des Königs pendelten hin und her, als er den Korridor hinuntergetragen wurde.
Mit noch größerer Verbissenheit wurde der Kampf wieder aufgenommen, als die Legionen auf demselben Weg in die Gärten zurückkehren wollten. Der Anblick ihres bewusstlosen Herrschers stachelte die schreienden Ägypter zu noch größeren Bemühungen an. Drei Männer der Vierten wurden verwundet, was den Rückzug verlangsamte, doch trotz allem konnten es die zeremoniellen Wachen nicht mit den schlachtengestählten Soldaten Roms aufnehmen. Sie kämpften sich ihren Weg in die Gärten frei und hinterließen eine Spur aus Toten.
Draußen begrüßte sie die Nacht mit einer kühlen Brise, die ihnen den Schweiß trocknete, während sie weiterrannten. Julius hörte immer mehr Stimmen, die unverständliche Worte riefen. Als sie das aufgebrochene Tor zur Straße erreichten, kam ein Schwarm Speere von irgendwoher in der Nähe geflogen, und einer davon streckte einen keuchenden Optio nieder. Er wurde von zweien seiner Männer auf die Beine hochgezerrt und schrie auf, als sie den Speerschaft abhackten. Nur ein blutiger Holzstumpen ragte jetzt noch aus seinem Rücken, und zusammen mit dem König wurde er hinaus in die Straßen getragen.
Die Ereignisse im Palast hatten die Bewohner Alexandrias aufgeschreckt. Überall versammelten sich Menschenmengen. Julius trieb seine Männer zur Eile an. Wenn die Ägypter sahen, dass ihr König wie ein Sack Weizen davongeschleppt wurde, griffen sie womöglich an, und jede Minute, die verrann, verstärkte Julius’ Sorge.
Die Legionen rannten den Kanopischen Weg entlang, so schnell sie konnten, und der Speichel in ihren Mündern wurde zu einem zähen Brei, als ihnen langsam der Atem ausging. In voller Rüstung schien die Meile auf der Straße länger als beim Hinweg, doch die Menschenmenge teilte sich vor ihnen, und sie
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