Imperator 04 - Die Götter des Krieges
das Wachstum von Alexandria sein würden, ganz abgesehen von dem schweren Tribut an Gold, der zehn Jahre lang nach Rom geschickt werden sollte. Dafür hatte Julius den Ägyptern erstaunlicherweise und überaus großzügig Zypern zurückgegeben, das Ägypten schon seit Jahrhunderten gehört hatte. Die scheinbare Großzügigkeit des Römers bereitete Panek schwere Sorgen, denn er wusste nicht, dass dieser Vorschlag von Kleopatra gekommen war. Seit Alexanders Tod war Zypern verloren gewesen, und die Rückgabe der Insel wäre beinahe die Wochen der Qual und der Beleidigungen für den König wert gewesen.
Panek erkannte, dass die Königin die heimliche Stimme hinter den Verhandlungen gewesen war, der Grund dafür, dass all seine Täuschungsmanöver aufgeflogen, all seine Strategien erfolglos geblieben waren. Er erhob sich wie ein gebrochener Mann und verneigte sich steif vor der ersten Familie Ägyptens.
»Ich werde Eure Rückkehr erwarten, Euer Majestät«, sagte er zu Ptolemäus.
»Er kehrt morgen früh bei Anbruch des Tages zurück«, sagte Julius und unterbrach den intensiven Blickkontakt zwischen den beiden Männern.
Panek nahm seine Ausfertigungen der Verträge und seine Schreibutensilien und ging, gefolgt von seinen Sklaven und Kollegen, hinaus. Ohne die Anspannung, die er mitgebracht hatte, wirkte der Raum mit einem Mal leer. Kleopatra drehte sich zu ihrem Bruder um und umarmte ihn.
»Jetzt wirst du wahrhaftig König sein, Ptolemäus, so wie es sich dein Vater gewünscht hätte. Ich lasse Panek töten, und meine Armee wird dich vor seinen boshaften Machenschaften schützen.«
Der Junge nahm die Umarmung hin und blickte über die Schulter seiner Schwester zu Cäsar hinüber. »Du bist ein eigenartiger Mann, Römer«, sagte er. »Meine Schwester vertraut dir. Ich frage mich, ob das ausreicht.«
»Du hast nichts von mir zu befürchten«, erwiderte Julius.
Ptolemäus nickte. »Ich gehe bei Tagesanbruch zu ihnen hinaus, damit das Volk mich unversehrt sieht. Dann wird es eine neue Ordnung in Ägypten geben. Ich lasse mir meine Gemahlin nicht noch einmal wegnehmen.«
Sein Blick war eindringlich, und Julius fragte sich, wie viel Ptolemäus hinsichtlich ihres Verhältnisses bereits erraten hatte. Das ganze Arrangement war ihm viel zu absurd vorgekommen, als dass in ihm das Gefühl hätte aufkommen können, er habe sich zwischen zwei Eheleute gestellt, und er war sich dessen immer noch nicht ganz sicher. Trotz ihrer Vertrautheit war ihm Kleopatra ein Rätsel geblieben. Es war gut möglich, dass sie einfach ihren Hofstaat in Ordnung bringen und wieder ihre Rolle als Königin einnehmen würde und den Römer, der ihr all das ermöglicht hatte, in aller Höflichkeit entließ.
»Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte Julius und winkte den Waffenmeister der Zehnten heran, der in der Nähe gewartet hatte.
Der stämmige Mann trat mit einem Stoffbündel vor. Julius wickelte es auf und enthüllte einen Gladius, der der Körpergröße des Königs angepasst war. Ptolemäus’ Augen weiteten sich vor Freude, als er ihn entgegennahm. Er hatte auf Julius’ Forderung hin mit Domitius bereits die einfachen Angriffs- und Verteidigungsfiguren ausprobiert, aber die Schwerter waren zu schwer für seine Arme gewesen. Julius sah, dass diese kleinere Klinge genau richtig für ihn war, und das jungenhafte Lächeln des Königs spiegelte sich in seinem Gesicht.
»Er ist wunderschön«, sagte Ptolemäus und strich mit dem Daumen über den Bronzedraht und das Leder des Griffs.
Julius nickte. »Ich hoffe, dir bleibt genügend Zeit, um deine Übungen fortzusetzen.«
»Ich werde es versuchen. Ich danke dir für das Geschenk, Römer.«
Julius musste über den steifen Ton lachen, denn dabei fiel ihm der zornige kleine Junge ein, den er am ersten Morgen vor einem Monat kennen gelernt hatte.
»Dann bis morgen«, sagte er.
Bei Tagesanbruch versammelte sich die Armee des Hauses Ptolemäus in den Straßen von Alexandria und wartete darauf, ihren zurückkehrenden König zu begrüßen. Julius blickte durch eine Lücke in den verbarrikadierten Fenstern hinaus und stieß einen leisen Pfiff aus. Dort draußen standen viele tausende und demonstrierten ihre Stärke.
Die Stadtbewohner waren herausgekommen, um den ersten Blick auf Ptolemäus zu werfen. Nachdem Julius mit Panek gesprochen hatte, war vor dem Palast kein drohender Pöbel aufgezogen, und Julius fragte sich, ob das Ganze nur ein Bluff gewesen war oder ob Paneks Einfluss weiter reichte,
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