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Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Imperator 04 - Die Götter des Krieges

Titel: Imperator 04 - Die Götter des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Conn Iggulden
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hätte er nichts dagegen gehabt, wenn Octavian sie abermals ausgesprochen hätte, jetzt, nachdem er seine Kraft wieder gefunden hatte. Es war nicht zu einer offenen Konfrontation gekommen, obwohl für die anderen Offiziere die Willensanstrengung nur allzu offensichtlich war. Octavian schien sich damit zufrieden zu geben, auf der schmalen Grenze zwischen Pflichterfüllung und Unverschämtheit zu wandeln, und Brutus war entschlossen, das Spiel so lange mitzuspielen, wie Octavian es ertrug. Es war immer einfacher, nach unten zu drücken als nach oben.
    »Meiner Erfahrung nach«, sagte Brutus leichthin, »lässt Julius nicht jeden seiner Untergebenen an jeder seiner Entscheidungen teilhaben. Seine Briefe haben eine Garnison von Griechenland nach Ägypten verlegt. Ob es sich dabei um eine Eskorte für den Heimweg oder um eine Besatzungsarmee handelt, ist mir ziemlich egal. Aber bis zu seiner Rückkehr sind wir für sie verantwortlich.«
    Bosheit funkelte in Octavians Gesicht, und Brutus setzte sich in Erwartung des ersten Risses in der ruhigen Oberfläche in seinem Stuhl auf. Nichts würde ihm mehr Vergnügen bereiten, als Octavian in Schimpf und Schande nach Hause zu schicken. Ungeachtet der Umstände würde der Senat jedem Mann, der sich einem Befehl eines von ihnen eingesetzten Heerführers widersetzte, mit unnachgiebiger Härte begegnen. Sobald Octavian sein Schwert zückte oder auch nur die Faust erhob, war er erledigt.
    Octavian sah den Eifer und beherrschte seinen Widerwillen zunächst. Er wollte bereits salutieren und sich verabschieden, als sein Zorn noch einmal hochkochte.
    »Liegt es daran, dass du die Gesichter der Männer nicht mehr sehen willst, an deren Seite du als Verräter gekämpft hast?«, zischte er. »Willst du deshalb nicht hinausgehen und sie begrüßen?«
    Brutus lächelte bedächtig und triumphierend. »Spricht man so mit seinem Vorgesetzten, mein Junge? Ja? Ich glaube, heute bist du ein bisschen zu weit gegangen. Ich sollte wohl eine Entschuldigung verlangen, falls mich Julius später danach fragt.«
    Octavian war kein Dummkopf. Brutus sah, wie er den Unterschied ihres Alters und ihrer Stellung abschätzte. Der junge Mann traf eine Entscheidung und wurde ruhig.
    »Du bist für deinen Rang nicht geeignet«, sagte er dann. »Julius hätte wissen müssen, dass er dir nicht wieder vertrauen kann.«
    Brutus erhob sich mit unendlicher Genugtuung. Es hatte Spaß gemacht, den Jüngeren einen ganzen Monat lang zu reizen, aber er hatte gewusst, dass der Augenblick kommen würde.
    »Ich kann Domitius rufen lassen, damit das hier offiziell erledigt wird, oder wir beide gehen hinaus und suchen uns ein ruhiges Plätzchen, und ich bringe dir Manieren bei. Was meinst du?«
    Octavian war zu weit gegangen, um jetzt noch vor irgendeiner Drohung zurückzuweichen.
    Anstelle einer Antwort pochte er mit den Fingern auf den Schwertknauf. Brutus grinste vor Freude über das, was ihm an diesem Morgen gelungen war.
    »Ich werde es im Bericht als Übungsstunde vermerken«, sagte er und wies auf die Tür. »Nach dir, mein Junge. Ich folge dir auf dem Fuße.«
    Die Legionswachen salutierten automatisch, als die beiden Männer an ihnen vorbeischritten. Brutus folgte Octavian eine Treppe hinunter und durch einen Korridor, der immer noch die Spuren der römischen Schatzsuche trug. Beim Gehen rollte er die Schultern, um die Muskeln zu lockern.
    Der Übungshof war voller Männer, so wie jeden Morgen. Die von der Sonne gebräunten Römer waren nur mit Lendenschurz und Sandalen bekleidet und trainierten mit Lederbällen und Eisengewichten, um sich in Form zu halten. Andere kämpften paarweise mit den mit Blei beschwerten Übungsschwertern, deren Klirren und Klappern nach der Stille der Hallen ungewöhnlich laut erschien.
    »Macht euch wieder an eure Arbeit, Leute«, sagte Brutus, ohne den Blick von Octavian zu wenden. Geduldig wartete er, bis die Soldaten ihre Sachen weggepackt und sie allein gelassen hatten. Er spürte ihre Neugier, doch Zuschauer würden die Lektion gestalten, die er Octavian zu erteilen gedachte. Er wollte sich nicht zurückhalten müssen.
    Nachdem der letzte Mann gegangen war, drehte sich Octavian um, zog in einer eleganten Bewegung sein Schwert, ging über den sandigen Boden und stellte sich in einen der Kampfkreise. Brutus musterte ihn und suchte nach einer Schwachstelle, wobei er sich in Erinnerung rief, dass auch Octavian bei Julius’ Wettkampf Silber gewonnen hatte. Er war schnell und jung, doch Brutus

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