Imperator 04 - Die Götter des Krieges
Galeeren schützen das Erbe unseres Sohnes. Vertraue mir. Ich habe dir mein Wort gegeben.«
Sie spürte, wie sich das Kind in ihr bewegte, und erschauerte beim Zuhören. Hatte sie ihren Thron an den Römer verloren? Ägypten war im Laufe von fünftausend Jahren müde geworden, und sie wusste, dass seine Feinde auf Schwächen lauerten. Die jugendliche Stärke Roms würde ihnen die Wölfe vom Hals halten, als stieße man ihnen eine brennende Fackel in die Rachen. Julius konnte ihr Blut in Wallung bringen, wenn er von zwei Hauptstädten redete, aber der Anblick seiner Legionäre, die über die Kais wimmelten, machte ihr Angst. Als Mann und als Liebhaber konnte er gütig sein, als Feldherr jedoch war er ein alles vernichtendes Unwetter, und ihre Stadt war ihm ins Auge gefallen.
Julius sah, wie sie erbebte, und ließ sich von einer jungen Sklavin ein Schultertuch reichen. Er legte es Kleopatra um, und seine Zärtlichkeit trieb ihr die Tränen in die Augen.
»Du musst mir glauben«, sagte er leise. »Das hier ist ein Anfang.«
Die Zenturien der Legionen standen in Reih und Glied am Hafen, als die Besatzung die Barkasse der Königin am Kai vertäute. Als Julius und Kleopatra an Land gingen, begrüßten die Römer die Rückkehr des Konsuls und Siegers von Rom mit lautem Jubel. Für Kleopatra wurde eine Sänfte gebracht, die sie hinter einem Baldachin vor vulgären Blicken verbarg und sogleich von Sklaven geschultert wurde. Julius stand zu ihrer Rechten und betrachtete die Veränderungen, die während seiner Abwesenheit eingetreten waren.
Der geschäftige Hafen vermittelte einen Eindruck von Ordnung, der ihm vorher gefehlt hatte. In der Ferne sah Julius Legionäre patrouillieren. Neue Zollgebäude waren errichtet oder requiriert worden, um den Reichtum, der durch Alexandria floss, zu kontrollieren. Brutus war offenkundig nicht müßig gewesen.
Auf dem Weg durch die Stadt zum Königspalast wurde die Präsenz der Legionen noch offensichtlicher. An jeder Ecke standen Legionäre in Hab-Acht-Stellung und salutierten, sobald Julius in Sicht kam. Die Einwohner Alexandrias, die sich sonst wohl um ihre Königin geschart hätten, wurden an jeder Straßeneinmündung von soliden Barrieren zurückgehalten, wodurch der Hauptweg frei blieb.
Bei der Vorstellung, wie diese beiläufige Effizienz auf Kleopatra wirken musste, zuckte Julius zusammen. Er hatte die Befehle nach Griechenland vor seiner Abreise weggeschickt, aber der tatsächliche Anblick von noch einmal zwanzigtausend seiner Männer in der Stadt war seltsam verstörend. Bei seiner Ankunft war Alexandria ein fremdartiger Ort gewesen. Seine Männer waren eifrig damit beschäftigt, die Stadt in einen Außenposten Roms zu verwandeln.
Im Palast angekommen, scharten sich Kleopatras Sklaven aufgeregt um die Königin. Ihre Füße taten weh, und sie war müde, doch sobald sie wieder auf den Stufen stand, wandte sie sich an Julius, ehe sie in die kühleren Innenräume verschwand.
»Wie kann ich dir vertrauen?«, sagte sie.
»Du trägst meinen Sohn, Kleopatra. Aber selbst wenn nicht, bist du mir doch mehr wert als alles andere. Lass mich dich beschützen.«
Sie wollte etwas entgegnen, besann sich jedoch eines Besseren und presste die Lippen zu einem schmalen, missbilligenden Strich zusammen.
Julius seufzte. Tausende seiner Soldaten waren in Sichtweite. »Nun gut, meine Königin. Dann lass es mich wenigstens meinen Männern zeigen.«
Ohne ein weiteres Wort kniete er auf den Stufen vor ihr nieder.
Die Anspannung wich von Kleopatra, als sie in sein gerötetes Gesicht hinabsah. Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ich habe noch keinen Mann mit so viel Stolz auf die Knie fallen sehen«, murmelte sie ihm ins Ohr und brachte ihn damit zum Lachen.
Nachdem er gegessen und gebadet hatte, ließ Julius seine gallischen Generäle zu sich kommen. Die neuen Offiziere aus Griechenland würden noch etwas länger auf eine Audienz warten müssen. Er wählte dafür den Raum, den sich Brutus im Quartier der Schreiber ausgesucht hatte, und sah sich interessiert um, während er auf die Ankunft der anderen wartete.
Brutus und Domitius traten als Erste ein, salutierten und nahmen auf den ihnen angebotenen Stühlen Platz. Nach ihnen kam Regulus, dessen übliches grimmiges Wesen durch Julius’ Rückkehr ein wenig gelöster wirkte. Auch Octavian und Ciro nahmen ihre Plätze ein, und Domitius schenkte allen Wein ein.
Julius musterte einen nach dem anderen, während sie die Becher entgegennahmen und
Weitere Kostenlose Bücher