Imperator 04 - Die Götter des Krieges
kleinen, festen Füße auf den Holzboden. Sie hörte Julius lachen, als er sie sah, und drehte sich anmutig auf der Stelle, um ihn zu erfreuen.
»Ich bade dich im besten Wein Roms, wenn ich hier fertig bin«, sagte er mit zärtlichem Blick. »Aber jetzt sollen sie dich sehen, während ich zu ihnen hinuntersteige.«
Kleopatra verneigte sich. »Wie du befiehlst, Herr und Gebieter.«
Er lächelte über ihre gespielte Unterwürfigkeit und trat wieder hinaus, wo ihn die Menge sehen konnte. Die Pferde waren zum Stehen gebracht worden, und die stolzen Männer der Zehnten hatte eine Gasse für ihn gebildet, die zu einem erhöhten Podest mit einem Stuhl darauf führte. Julius verweilte einen Moment oben auf der Treppe des Wagens und genoss den Anblick des überfüllten Forums.
Als Kleopatra herauskam, schrie die Menge angesichts ihrer neuen Aufmachung bewundernd auf, Pfiffe und Rufe wurden laut. Julius warf ihr einen Blick zu und fragte sich, wie viele Matronen in Rom wohl gleich morgen ihre Näherinnen und Schneider mit neuen Anweisungen überhäufen würden.
Als er den Fuß der Treppe erreicht hatte, stimmte die Zehnte eine traurige Legionärsballade an, die er schon seit Jahren nicht mehr gehört hatte. Die Instrumente der ägyptischen Musikanten verstummten, und die tiefen Stimmen erhoben sich, riefen ihm vergangene Schlachten und seine Jugend in Erinnerung. Diesen Teil seines Triumphzuges hatte Julius nicht geplant, und als er zwischen den aufrechten Speeren der Männer hindurchschritt, die ihn besser kannten als jeder andere, spürte er, wie seine Augen brannten.
Er schritt über die Steine, und die Gasse hinter ihm schloss sich, die Menge drängte nach vorne, wobei diejenigen, die den Text des Liedes kannten, beseelt mit einstimmten. Sogar der laute Jubel wurde von den Kehlen mehrerer tausend alter Soldaten übertönt, und Julius war tief bewegt.
Marcus Antonius stand bereits auf dem Podest, und Julius spürte die Anspannung, als er sich den letzten Stufen näherte. Von dort oben würde er zu ihnen sprechen. Mit einer Willensanstrengung drehte er sich oben angekommen um und lächelte auf das Volk von Rom hinab, das gekommen war, um ihm in dankbarer Anerkennung für sein Lebenswerk zu huldigen.
Das Lied verstummte, nachdem die letzte Zeile dreimal wiederholt worden war, und die darauf folgende Stille wurde von einem gewaltigen Brüllen zerrissen.
Julius warf Marcus Antonius einen Blick zu und wusste, dass die Zeit gekommen war. Er hob die Hände, um die Menge zur Ruhe zu bringen, und Marcus Antonius trat vor. Julius stand vollkommen still, nur sein Herz raste so schnell, dass ihm ein wenig schwindelig wurde.
Marcus Antonius hielt eine Krone in den Händen, einen einfachen Goldreif. Julius blickte über die Menge hinweg, als er ihm den Reif auf den Kopf setzte, und lauschte. Er lauschte auf eine Veränderung in den Stimmen von Rom.
Der Applaus ließ nach, als die Menschen sahen, was da geschah. Julius wartete, so lange er konnte, und war sich der nachlassenden Lautstärke schmerzhaft bewusst. Mit einem bitteren Lächeln zwang er sich, die Krone abzunehmen, bevor der Jubel völlig verstummt war. Bleich vor Anspannung reichte er sie Marcus Antonius zurück.
Die Veränderung trat augenblicklich ein, als die Menge reagierte, Lärmwogen, die beinahe körperlich spürbar waren. Inmitten des Tumults konnte Julius kaum einen klaren Gedanken fassen, doch ein langsamer Zorn begann in seiner Brust zu schwelen.
Auf den Stufen zum Senat wechselte eine Gruppe junger Männer verstohlene Blicke. Suetonius zog misstrauisch die Stirn in Falten, und Cassius packte den Arm des neben ihm Stehenden. Sie applaudierten und grölten nicht wie alle anderen. Sie waren ein Fleck der Stille auf dem lärmenden Forum, und ihre Augen waren kalt und unnachgiebig.
Marcus Antonius schien die Reaktion der Menge nicht verstanden zu haben und trat noch einmal vor, um die Krone auf Julius’ Haupt zu setzen. Julius hob eine Hand, um das weiche Metall zu berühren, und wusste, dass sie von ihm erwarteten, dass er sie ein zweites Mal ablehnte. Seine Hoffnungen waren dahin, aber das Spiel musste weitergespielt werden.
Er drückte sie Marcus Antonius wieder in die Hände.
»Nicht mehr«, murmelte er ihm durch die zusammengebissenen Zähne zu, obwohl seine Stimme zwischen den zehntausend anderen nicht zu hören war.
Marcus Antonius vernahm die Warnung nicht. Als Julius von ihm verlangt hatte, er solle ihn auf dem Forum krönen, hatte er das
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