Imperator 04 - Die Götter des Krieges
gab.
»Dann lasse ich mit deiner Erlaubnis Cäcilius rufen?«, fragte Marcus Antonius.
Wie immer lagen der endgültige Befehl und die volle Verantwortung bei Cäsar. Es ärgerte ihn, dass ihm Marcus Antonius diese Last nicht mit ein paar einfachen klaren Worten abnahm. Brutus hätte das getan, aber Brutus war jetzt ein Verräter. Vielleicht war es ja besser, von schwächeren Männern als ihm umgeben zu sein.
»Ja. Lass ihn herbringen. Ich werde ihm selbst meine Befehle erteilen«, nickte Julius.
»Wir sollten einen Auftragsmörder mit ihm losschicken, nur um sicherzugehen«, sagte Octavian plötzlich.
Alle Augen richteten sich auf ihn, und er hielt ihren Blicken ohne Schuldbewusstsein stand. »Regulus hat doch gesagt, was wir alle hier denken, oder etwa nicht? Bin ich denn der Einzige, der es auch laut sagt? Brutus war für mich genauso ein Freund wie für jeden von euch. Aber glaubt ihr wirklich, dass er weiterleben sollte? Selbst wenn er Pompeius nichts verrät und der Spion seine Position genügend schwächen kann, muss er getötet werden.«
Julius packte Octavian an den Schultern, und der Jüngere konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Nein, ich werde ihm keine gedungenen Mörder nachschicken. Niemand außer mir hat das Recht, diese Entscheidung zu fällen, Octavian. Und ich werde nicht den Tod meines Freundes befehlen.«
Bei den letzten Worten blitzten Octavians Augen wütend auf, und Julius verstärkte seinen Griff.
»Vielleicht trage ich ja selbst mit Schuld für das, was Brutus getan hat, mein Junge. Ich habe die Anzeichen nicht rechtzeitig erkannt, bis er schließlich gegangen ist. Jetzt erst kommen sie mir zu Bewusstsein. Ich bin ein Narr gewesen, doch was er getan hat, ändert im Grunde genommen nichts. Ob ihn Pompeius nun zum General macht oder nicht, wir müssen nach Griechenland gehen und gegen seine Legionen kämpfen.« Er hielt inne, und Octavian hob den Blick. »Und wenn wir so weit sind, wird Brutus auch dort sein, und ich werde anordnen, dass er nur lebend gefangen werden darf. Wenn die Götter ihn durch einen Pfeil oder einen Speer töten, dann sind meine Hände rein. Aber wenn er den kommenden Krieg überlebt, werde ich ihn so lange am Leben lassen, bis ich mit ihm gesprochen habe. Und vielleicht sogar danach, denn uns verbindet viel zu viel, als dass ich anders handeln könnte. Verstehst du das?«
»Nein«, sagte Octavian. »Nicht im Mindesten.«
Julius ignorierte die Verstimmung, die in ihm aufstieg. »Dann hoffe ich, dass du es mit der Zeit verstehst. Brutus und ich, wir sind Blutsbrüder. Wir haben unser Leben miteinander geteilt, mehr Jahre, als ich noch genau zu sagen weiß. Ich kann ihn nicht einfach töten lassen. Nicht dafür und nicht heute, und auch nicht zu irgendeinem anderen Zeitpunkt. Er und ich, wir sind Brüder, ob er sich nun daran erinnern will oder nicht.«
7
Es war merkwürdig, Brundisium, einen der Haupthäfen im Süden, ohne das normale Treiben der Handels- und Legionsgaleeren zu sehen. Als Brutus zusammen mit den erschöpften Kohorten der Wachsoldaten die letzten Hügel erklomm, war er enttäuscht, kein größeres Schiff als ein kleines Hummerboot an den Kais vertäut zu sehen. Er überlegte, ob er den Quästor des Hafens kannte, zuckte dann aber die Schultern. Die wenigen Soldaten, die in der Stadt stationiert waren, würden seine Pläne wohl kaum durchkreuzen können. Abgesehen von Rom selbst gab es nichts hier im Süden, das ihnen Schwierigkeiten hätte bereiten können.
Die Legionäre folgten ihm hinunter zum Hafen und ignorierten die starren Blicke und ausgestreckten Finger der Hafenarbeiter, so gut es ging. Für die meisten war es ein seltsames Gefühl, aber Brutus war feindliches Gebiet vertraut, und ohne groß darüber nachzudenken, verfiel er wieder in das gleiche Verhalten wie damals in Gallien. Noch vor kurzer Zeit hätte der Anblick von Soldaten Frieden und Ordnung bedeutet, aber durch den drohenden Bürgerkrieg waren sie jetzt ebenso gefürchtet wie eine Bande von Straßenräubern. Es war ein unangenehmes Gefühl, in die Gesichter der Menschen zu blicken, die zur Seite wichen, um die beiden Kohorten durchzulassen. Während er der Kolonne in Richtung der Einfuhrgebäude an den Docks vorausritt, fühlte sich Brutus trotz all seiner Erfahrung ein wenig unbehaglich und wurde langsam gereizt. Dort angekommen, ließ er die Männer in der Sonne stehen, stieg ab und ging hinein.
Drinnen stand ein Gehilfe des Quästors und stritt mit zwei stämmigen
Weitere Kostenlose Bücher