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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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seltsam es war, dass sein Bestreben, dem Mann zu dienen, der einst an solch einem Kreuz gestorben war, ihn auf derart komplizierte Weise an diesen schrecklichen Ort geführt hatte.
    Volisios schaute zum Himmel hinauf, wo sich schwere Wolken zusammenballten. »Nun, ich denke, wir sollten uns besser unter die Erde begeben. Glaubt mir, ihr wollt nicht dort unten sein, wenn es regnet … Kommt, hier entlang. Achtet darauf, wohin ihr tretet.«
    Er führte sie über zerklüftetes Gelände zur Mündung eines Tunnels, der ihnen schwarz entgegengähnte.

II
    Thalius stieg über Leitern und grob aus dem nackten Stein gehauene Treppen in die Dunkelheit hinab. Er war über fünfzig Jahre alt und kam sich steif und unbeholfen vor; körperliche Anstrengung war er nicht gewöhnt. Tarcho ging unterhalb von ihm voran, und Thalius war erneut dankbar für seine Anwesenheit.
    »Man sollte meinen, es gäbe eine bessere Methode, wichtige Leute hier herunterzubringen«, sagte Tarcho. »Eine hübsche, breite Treppe vielleicht. Oder einen Korb an einem Seil!«
    »Hier kommt nur selten jemand herunter, der nicht unbedingt muss«, rief Volisios herauf.
    Tarcho sagte: »Wenn ich jünger wäre, würde ich dich auf den Schultern tragen, Thalius.«
    »Ich komme schon zurecht, Tarcho. Aber fang mich auf, wenn ich falle.«
    »Ich werfe dir den Aufseher hin, damit du weich landest!«
    Schließlich erreichten sie das Fußende der Treppenfolge. Während Thalius und Tarcho Atem schöpften, rief Volisios einen Arbeiter und flüsterte ihm etwas zu. Der Mann lief ins Dunkel davon.
    Thalius stand auf dem grob behauenen Boden einer
Höhle, die von Menschenhand ins Gestein getrieben worden war. Ein feuchter Gestank lag in der Luft. Man hörte das Geräusch von fließendem Wasser und das unablässige Knirschen von Holz auf Metall. Das einzige Licht stammte von qualmenden Öllampen an den Wänden. Es war heiß, und der Rauchgeruch war stark; Thalius hatte gehört, dass die Bergleute Feuer legten, um das Gestein aufzubrechen.
    Weitere ärmlich gekleidete Arbeiter rackerten sich hier ab. Einige von ihnen zogen Holzkarren voller Steinbrocken; andere beaufsichtigten die übrigen mit Peitschen und Knüppeln in den Händen, aber die Vorarbeiter waren ebenso schmutzig wie diejenigen, die sie kontrollierten. Thalius sah ins Gestein gehauene Gänge, die in noch tiefere Dunkelheit führten. Die Gänge waren schmal, manche nicht einmal hoch genug, dass man aufrecht darin stehen konnte, aber auch dort schufteten Arbeiter.
    Das mechanische Knirschen wurde noch durchdringender. Thalius schaute nach oben. In den Schatten über seinem Kopf drehten sich riesige Räder.
    Volisios sprach mit einigem Stolz über das Unternehmen, in dem seine Familie seit Generationen tätig war. »Wie ihr seht, steht uns hier jede Menge Wasser zur Verfügung. Wir werden von zwei Wasserspeichern versorgt. An der Oberfläche benutzen wir es zur Erzwäsche, und hier unten spülen wir damit das taube Gestein fort. Natürlich werden die tief gelegenen Stollen manchmal überflutet, aber wir pumpen sie sogar mit Hilfe von fließendem Wasser leer. Seht ihr die
Wasserräder über euch? Mit ihrer Kraft holen wir Wasser aus dem Schachtsumpf an die Erdoberfläche.«
    Die Räder in der Luft faszinierten Thalius. Technik hatte ihn schon immer interessiert. »In einem Amphitheater in Gallien habe ich einmal eine Wasserorgel gesehen und gehört. Das erstaunlichste Ding, das mir je unter die Augen gekommen ist. Jetzt fühle ich mich, als wäre ich in einer noch größeren Maschine gefangen.«
    Tarcho zeigte auf die Stollen. »Die sehen mir schrecklich eng aus.«
    Volisios betrachtete den massigen Rumpf des alten Soldaten mit einem Anflug von Boshaftigkeit. »Oh, wenn man dich herschicken würde, damit du unter mir arbeitest, würde ich schon dafür sorgen, dass du bald dünner wirst. Man findet Gold in Adern im Quarz, und wir machen die Gänge nicht breiter als die Adern selbst. Es ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit, versteht ihr.« Er sprach über andere Einzelheiten des Abbauvorgangs, bei dem das herausgeholte Erz zerkleinert und dann in hölzernen Schwingtrögen gesiebt wurde, wobei Filter aus Schafwolle die winzigen Goldteilchen auffingen.
    »Wie ich höre«, warf Thalius ein, »graben sie in Germanien Schächte in den Boden, um Luft in die Stollen zu bringen. Hier nicht?«
    Volisios zuckte die Achseln. »Das wäre zu teuer.«
    »Aber eure Bergleute müssen doch in diesen Erdlöchern sterben.«
    »Die

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