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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Leben gekommen. Der Sohn, den er mir hinterlassen hat, ist nicht viel besser. Aber er ist dein Halbbruder, und er hat selbst Kinder. Meine Enkelkinder. Ich unterstütze sie, Lepidina. Und wenn ich das nicht mehr kann …«
    Primigenius musterte Lepidina. »Sind diese Enkelkinder hübsch? Vielleicht bringen sie einen besseren Preis als eine ledrige alte Schreckschraube wie du.«
    »Du hast mich immer manipuliert«, sagte Lepidina kalt. »Du hast mich für deine eigenen Zwecke benutzt. Jetzt erfahre ich, dass du mich mein Leben lang belogen hast.«
    »Trotz der Vergangenheit, Lepidina – hilf mir jetzt«, erwiderte Severa.
    Lepidina wandte sich ab.
    Primigenius machte leise »ts, ts«. »Noch mehr Feinde, Severa. Selbst unter deinem eigenen Fleisch und Blut?«

    Severa wandte sich an Brigonius. »Du bist ein anständiger Mann. Hilf mir.«
    Brigonius wich überrascht zurück. Aber er rief sich in Erinnerung, dass unter ihrer harten Schale ein menschliches Herz schlug – und sie war Lepidinas Mutter. »Mag sein, dass sie Vermögenswerte besitzt, die nicht auf deiner Liste stehen, Primigenius«, wandte er sich an den Freigelassenen. »Sie hat beispielsweise in mein Unternehmen investiert.«
    Sabinus beugte sich vor. »Vielleicht bist du mit den Feinheiten des römischen Rechts nicht vertraut, Brigonius.« Es schien ihm zu gefallen, dass er diesen alten Liebhaber von Lepidina an seinen Platz verweisen konnte. »Wenn jemand Schulden hat, kann er keine Anteile verkaufen. Ihre Beteiligung an deinem Unternehmen und etwaigen anderen ist wertlos für sie. Verstehst du, Brigonius? Hast du noch etwas zu sagen?«
    Selbst jetzt war Severa nicht imstande, Brigonius in die Augen zu schauen.
    Und als Brigonius zögerte, grinste Primigenius ihn lüstern an. »Erlaube ihr nicht, dich noch einmal an mich zu verkaufen, Brittunculus . Einmal reicht.«
    Brigonius starrte Primigenius an und schwor sich, dass er eines Tages irgendwie seine eigene Rache an dem Freigelassenen nehmen würde. Er sagte: »Du hast dir schon immer unnötig Feinde gemacht, Claudia Severa. Das ist ein Charakterfehler.«
    Severa grinste verächtlich und wandte sich ab. Selbst jetzt bewahrte sie Haltung. »Du wirst nicht gewinnen, Primigenius, ganz gleich, was du mir antust.
Du bist ein Sklave, der Sohn eines Sklaven. Ich bin etwas Besseres; meine Familie ist besser. Unsere Zukunft ist gesichert, ganz gleich, was du mit mir machst, denn wir haben die Prophezeiung.«
    Der Freigelassene grinste. »Ach, dieses alte Ding?« Er hob die Prophezeiung lässig hoch und wedelte damit herum – und schwenkte sie über die nackte Flamme einer Lampe. »Aber deine Enkelkinder werden keinen Bedarf an Prophezeiungen haben. Als Sklaven werden sie nie wieder eine Entscheidung für sich selbst treffen. Außerdem werden deine Nachkommen in ein oder zwei Generationen nicht mehr lesen und schreiben können. Was nicht niedergeschrieben ist, kann nicht überleben.« Die Prophezeiung fing Feuer. »Und der letzte Rest dieses schrecklichen alten Fluchs wird für immer dahin sein.«
    Brigonius sah, wie die Flamme der brennenden Prophezeiung Lepidinas entsetzte Augen erhellte. Und auf Severas Gesicht zeichneten sich Kummer, Schuldbewusstsein und Furcht ab – Furcht vor einer Zukunft, die nun für immer unbekannt bleiben würde.

DRITTER TEIL
IMPERATOR
314–337 N. CHR.

I
    Die Goldmine von Dolaucothi war ein Gewirr von Steinbrüchen, Schächten und primitiven Verschlägen. Staub und beißender Rauch erfüllten die Luft. Das schiere Ausmaß der Grabungsarbeiten war überwältigend; der aufgerissene Boden erstreckte sich über Quadratmeilen. Die Anzahl der schwer schuftenden Arbeiter musste in die Tausende gehen; sie waren allesamt schmutzig, gebeugt und in Lumpen gehüllt, und noch mehr von ihnen wühlten sich wie Maulwürfe durch die Erde.
    Thalius, ein Mann des Wortes, kam aus Camulodunum. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass es solche Orte gab; das im ungezähmten Westen gestrandete Bergwerk kam ihm vor wie eine Vision der christlichen Hölle, die nicht einmal der erfindungsreichste Hoftheologe hätte heraufbeschwören können. Und wäh rend der Aufseher der Mine, ein pummeliger kleiner Mann namens Volisios, ihn durch die offene Grube begleitete, war Thalius sehr froh über das parfümierte Tuch, das er sich an die Nase presste, und über die massive Präsenz des alten Soldaten Tarcho an seiner Seite.
    Irgendwo unter all den Elenden hier, glaubte Thalius,
war der Junge, den er suchte: ein

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