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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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hingegen führen seit Jahrhunderten Krieg. Wir haben das Wissen großer Feldherren wie Scipio und Marius, Pompeius und Caesar bewahrt – wir vergessen weder unsere Siege noch unsere Fehler.«
    »Wenn ihr etwas seid, dann systematisch«, gab Narcissus widerwillig zu.
    Vespasian sagte: »Es ist wirklich nicht leicht, dich zu erheitern. Sekretär, dies könnte das wichtigste Gefecht der ersten Phase unseres Feldzugs sein. Es ist kaum anzunehmen, dass die Britannier noch einmal eine solche Streitmacht aufbieten werden, nachdem
wir sie auseinandergetrieben haben. Dies ist die Schlacht um Britannien! Aulus Plautius hat ausdrücklich betont, wie wichtig es ist, dass du verstehst, wie diese Schlacht sich entwickelt: Du hast schließlich das Ohr des Kaisers. Sieh und hör einfach zu und merk dir alles – und erzähl Claudius, welch gute Arbeit wir heute für ihn geleistet haben.«

XII
    Nectovelin marschierte mit Agrippina und Cunedda durchs catuvellaunische Lager am Ufer des Cantiacer-Flusses. Die drei waren auf der Suche nach Caratacus und Togodumnus. Nectovelin wollte in Erfahrung bringen, ob die Fürsten überhaupt eine Strategie verfolgten, und wenn ja, welche. Sie hatten nicht viel Glück. Das Lager war ein einziges Chaos.
    Die Krieger selbst sahen durchaus eindrucksvoll aus. Sowohl Nectovelin als auch Cunedda trugen ihre Kampfrüstung: Schwertgurte, Kettenhemden, Lederhosen, Eisenhelme und große rechteckige Schilde. Nectovelins Schild mit den Bronzeintarsien hungriger Eber in gehärtetem Holz war besonders hübsch, und es wurde von den Narben vieler Axthiebe geziert. Cunedda war jedoch angespannt, und seine Hand lag am Heft seines Schwerts. Er hatte zwar keinerlei Kriegserfahrung, sagte aber, sein Ehrgefühl erlaube ihm nicht, sich dem heutigen Kampf zu entziehen. Andere Krieger arbeiteten an ihren Waffen und ihrer Rüstung, flickten Löcher in ihren Kettenhemden und schliffen die Schneiden ihrer Schwerter.
    Viele der Möchtegern-Kämpfer trugen jedoch nur die Arbeitskleidung von Bauern – Leibröcke, Hosen
und Mäntel aus Wolle oder Leder – und besaßen keine Waffen außer ihren Knüppeln oder Sicheln.
    Agrippina räumte ein, dass an diesem schlammigen Flussufer eine gewaltige Menschenmenge zusammengeströmt war. Caratacus’ Armee bestand aus einem Aufgebot der Catuvellaunen und der Stämme, die ihnen Tribut schuldeten, hauptsächlich Trinovanten, Cantiacer, Icener und Atrebaten. Nectovelin schimpfte fortwährend darüber, dass die Uneinigkeit der britannischen Volksstämme seit Cassivellaunus den Römern den klarsten Vorteil verschaffte. Schon vor der Landung der Invasionstruppen hatten einige Herrscher im Süden römischen Soldaten den Zutritt zu ihren Territorien erlaubt und diese zu Protektoraten des Imperiums gemacht. Darum war es ein bedeutsames Meisterstück der Führungskunst, dass es den catuvellanischen Fürsten gelungen war, diesen wilden Haufen aus Angehörigen vieler Stämme zu versammeln, obwohl Nectovelin finster knurrte, er sehe keine Spur der von den Dobunnen versprochenen Krieger. Aber es war ein wüstes Durcheinander, ein buntes Gemisch, eine vielsprachige Menge, und es war schwer zu erkennen, wer die Führung innehatte.
    Zudem hatten die Kämpfer nicht nur ihre Familien mitgebracht, sondern auch ihre Hunde, Ziegen und Schafe. Kinder wimmelten um Agrippinas Füße und lieferten sich, angeregt von dem Lärm, spielerische Gefechte mit Holzstäben. Händler boten mit lauter Stimme auf dem Rost gebratenes Fleisch, Kiefernzapfen und Haselnüsse feil. Angesichts des Radaus, den die
Ausrufer, die schreienden Kinder, kläffenden Hunde und gackernden Hühner verursachten, ähnelte das Ganze eher einem riesigen chaotischen Markt als einem Heerlager.
    Auf diese Weise hatten die Catuvellaunen und ihre Verbündeten und Feinde stets ihre Kriege ausgetragen. Doch Agrippina warf nervöse, verstohlene Blicke über den Fluss, wo die ordentlichen, geraden Linien der Legionärsfestung deutlich zu sehen waren.
    »Also, was meinst du?«, fragte Cunedda Nectovelin.
    Der Krieger grunzte. »Was für ein Durcheinander. Sagen wir mal so: Meine Familie würde ich nicht hierher bringen.«
    »Ich bin deine Familie«, erwiderte Agrippina.
    »Ja, und ich musste dich daran hindern, eine Rüstung anzulegen!«
    »Hier sind viele Frauen, die sich auf den Kampf vorbereiten – zum Beispiel Braint.«
    »Braint ist eine zähe alte Schreckschraube mit Unterarmen wie Coventinas bebende Schenkel.«
    »Das habe ich gehört«,

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