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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sich und stampfte aus dem Wasser. Sein Bruder, Caratacus, fuhr mit seiner geduldigen Zeremonie fort.
    »Dafür wird Togodumnus vielleicht noch bezahlen«, sagte Cunedda leise. »Man kehrt den Göttern nicht einfach den Rücken.«
    »Wahrscheinlich hat er gerade erfahren, dass die Dobunnen die Waffen vor den Römern gestreckt haben«, sagte Braint lakonisch.

    »Bei den Göttern, Frau!«, fuhr Nectovelin sie an. »Wenn du Griechin wärst, würde ich dich als Orakel bezeichnen.«
    Braint zuckte die Achseln. »Ich höre nur hin, was die Leute sagen.«
    Cunedda fragte Nectovelin: »Wenn es heute schiefgeht, was wird dann aus uns allen – den alten Leuten, den Frauen und Kindern?«
    Nectovelin grunzte. »Die Römer haben den Ozean nicht überquert, um Gnade walten zu lassen. Sie werden darauf aus sein, uns einen Schlag zu versetzen, der auf der ganzen Insel widerhallt. Vielleicht gelingt es uns aber auch ohne die Dobunnen, sie daran zu hindern. Doch es liegt in den Händen der Götter.«
    »Aber Nectovelin, deine Prophezeiung«, fragte Agrippina leise, »sagt sie nichts darüber, was heute geschehen wird?«
    Er legte die Faust auf das Kettenhemd, das seine Brust bedeckte. »Der Wortlauf auf dem Pergament ist kurz. Nur ein paar Zeilen. Man kann nicht erwarten, dass jede Kleinigkeit aufgeführt ist, die irgendwann einmal passieren wird.«
    »Das ist keine ›Kleinigkeit‹, Vetter!«
    Nectovelin funkelte sie an. »Hier wird uns kein Pergament helfen. Nur Eisen und Blut werden jetzt unsere Zukunft formen. Hör auf damit, Agrippina.«
    Sie wurden von fernem, zornigem Geschrei aus dem hinteren Teil der unorganisierten Masse von Britanniern unterbrochen. Caratacus, dessen Stiefel noch nass waren, lief mit einer Gruppe seiner Verbündeten
zum Ort des Tumults; sie hatten bereits ihre Schwerter gezogen.
    Braint sprang auf den Stumpf eines vom Sturm gefällten Baumes, um besser sehen zu können. »Es sind die Streitwagen«, rief sie. »Jemand geht auf die Pferde los.«
    »Die Bataver!«, brüllte Nectovelin.
    »Wer?«, fragte Agrippina.
    Er zog sein Schwert. »Pina, such dir einen sicheren Platz und bleib dort. Braint – komm, du alte Schreckschraube, wir müssen vor dem Abendessen noch ein paar Römerschädel einschlagen.« Und er rannte davon und pflügte durch die dicht gedrängte Menge alter Frauen, Kinder, Ziegen und Schafe.
    »Es geht also los«, sagte Cunedda. Er schaute sich ein letztes Mal hilflos zu Agrippina um, dann folgte er Nectovelin.

XIII
    Vespasian fand seinen Bruder, obwohl es stockdunkel war. Sie trafen sich zu Pferde in einem Waldstück so nah am Fluss, dass sie dessen Gemurmel hören konnten. Sie waren allein, bis auf ihre engsten Stabsoffiziere und ein paar stämmige Legionäre als Leibwächter.
    Und überall um sie herum durchquerten mehr als zehntausend Männer in der Finsternis das Wasser.
    »Welch ein Glück, dass es so dunkel ist«, flüsterte Sabinus seinem Bruder zu.
    »Ja.« Allerdings war es kein Zufall, dass die Nacht mondlos war; bei der Planung des Feldzugs hatten sie die Mondphasen berücksichtigt. »Aber mich beschleicht allmählich das Gefühl, dass die Britannier uns auch dann nicht bemerken würden, wenn wir den Fluss am helllichten Tage durchquerten.«
    »Kaum zu glauben, nicht wahr? Würdest du nicht zumindest ein paar Späher aufstellen? Es ist ja nicht so, als hätten wir uns zu verbergen versucht.«
    Vespasian zuckte die Achseln. Seine Rüstung klapperte, als die miteinander verbundenen Platten aneinanderschabten. »Ich habe den Eindruck, diese Barbaren halten es für unehrenhaft, im Dunkeln herumzuschleichen.«

    »Und ist es ehrenhafter, sein Leben nutzlos wegzuwerfen? Nun, morgen um diese Zeit werden viele von ihnen diese Frage mit ihren Göttern erörtern können. Komm. Sehen wir nach, wie die Durchquerung läuft.«
    Sie wendeten ihre Pferde. Ein unberittener Stabsoffizier führte Vespasians Tier den von den Kundschaftern zuvor angelegten Pfad entlang, und das von Sabinus folgte ihnen.
    Flavius Sabinus war ein paar Jahre älter als Vespasian und schon vor seinem Bruder zum Militär gegangen. Er war langsamer vorangekommen und einmal sogar Stabsoffizier seines Bruders gewesen. In dieser Situation hatte es Rivalitäten gegeben, obwohl die Brüder ansonsten stets gut miteinander auskamen. Dank Vespasians Verbindungen zu Narcissus war Sabinus nun jedoch in den gleichen Rang erhoben worden wie sein Bruder und führte bei diesem britannischen Abenteuer eine eigene Legion. Und wie

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