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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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ersten Kohorte von Vespasians Legion – der größten Kohorte, nicht weniger als achthundert Soldaten. Allius war ein guter, verlässlicher, fantasieloser Mann, das Rückgrat jeder Armee. Vespasian hatte gehört, dass er zu Beginn der Invasion als erster römischer Soldat an Land gegangen war – er hatte sogar als Erster einen Britannier getötet, wenn auch nur einen dummen Jungen, der aus dem Dunkeln herbeigekommen war. Dadurch hatte Allius einen gewissen ikonischen Status erlangt, und deshalb hatte
Vespasian ihn zu dieser Durchquerung eingeteilt: als Glücksbringer.
    Nun sagte Allius: »Die Männer murren, Herr.«
    »Legionäre murren immer. Die Blutegel im Fluss werden uns wahrscheinlich einen härteren Kampf liefern als diese Brittunculi .«
    Es war ein lahmer Scherz, der Vespasian jedoch das Gelächter einiger Männer eintrug, die zur Durchquerung des Flusses anstanden. Aber er glaubte, einen Unterton von Besorgnis herauszuhören. Schließlich waren sie weit entfernt von daheim, sie hatten den Ozean überquert, und jetzt standen sie einer Barbarenhorde gegenüber, die sogar Caesar zum Stehen gebracht hatte. Legionäre waren keine Feiglinge, aber sie waren abergläubisch.
    Vespasian stieg ab und ging zu der Schlange. »Wir überleben das, stimmt’s, Leute?«
    Zustimmendes Gemurmel. »Schon Schlimmeres erlebt, Herr.« Dies war so ziemlich das Äußerste an Enthusiasmus, was man von einem Legionär zu hören bekommen konnte.
    »Du.« Vespasian deutete willkürlich auf einen Mann. »Wie lauten deine Befehle für morgen?«
    »Morgen Früh werden die Britannier merken, dass wir an ihrem Flussufer sind. Wir sollen die Stellung dort halten, bis Legat Getas Legion bereitsteht.«
    »Gut. Aber ihr seid zahlenmäßig unterlegen, und so wird es auch bleiben, selbst wenn Geta zu euch stößt. Was meint ihr dazu?« Ein paar Männer zuckten unbehaglich die Achseln. »Ihr habt dieses ganze großspurige
Getue am Fluss gesehen. Hört mir zu. Erstens, selbst wenn ein riesiger barbarischer Wilder mit einem baumdicken Knüppel auf euch losginge, könnte er euch nicht besiegen. Warum nicht? Weil ihr nicht allein seid. Und eure Kameraden können ebenso wenig besiegt werden, weil sie euch an ihrer Seite haben.
    Und noch ein Wort zu den Namen. Wisst ihr, was ihre Namen bedeuten – Catuvellaunen, Cassivellaunus? Dieses vellau bedeutet gut, der oder das Beste, perfekt. Cassivellaunus hat sich also als ›der perfekte Mann‹ bezeichnet. Die Catuvellaunen sind ›die besten Krieger‹.« Er grinste. »Wenn sie wirklich so perfekt wären, müssten sie es sich dann immerzu einreden? Ihr braucht keine pompösen Namen. Ihr seid römische Bürger und die besten Soldaten aller Zeiten. Merkt euch das.«
    Seine Worte brachten ihm einen leisen Jubelruf ein.
    Vespasian kehrte zu seinem Pferd zurück. »Ich glaube, das ist gut gelaufen«, sagte er zu Sabinus. »Ich fand schon immer, dass Humor das beste Mittel gegen die Angst ist.«
    »Mag sein«, sagte sein Bruder zu ihm, während sie davonritten. »Nur schade, dass du keine guten Witze kennst.«

XIV
    Es war eine schlechte Nacht für die catuvellaunischen Truppen gewesen. Der Angriff der Bataver auf die Streitwagen und Pferde hatte viele entmutigt, und die Schreie von Tieren mit durchtrennten Sehnen und aufgeschlitzten Bäuchen hatten durch die Dunkelheit gegellt.
    Als es dann langsam hell wurde, sahen sie zu ihrer Bestürzung die römischen Truppen am Westufer des Flusses – auf ihrer Seite, der britannischen Seite. Niemand hatte das Geringste davon bemerkt, dass die Römer herübergekommen waren. Die Catuvellaunen wussten nicht einmal, wie sie das gemacht hatten. Aber hier waren sie, in der grauen Morgendämmerung.
    Die Römer waren in Einheiten von jeweils ein paar hundert Mann aufmarschiert, die Nectovelin »Kohorten« nannte, ordentliche Rechteckformationen auf diversen erhöhten Stellen des sanft gewellten Geländes. Sie sahen aus wie Bauklötze, die ein Riesenkind heruntergeworfen hatte, fand Cunedda. Im Gegensatz dazu bildeten die Britannier eine einzige undifferenzierte Masse; die Krieger hatten in einer groben Linie vor ihren Angehörigen und ihrem Gepäck Aufstellung genommen.

    Und noch bevor ein Speer geworfen oder ein Schwert erhoben worden war, schmolz die Streitmacht der Britannier bereits zusammen. Die Koalition der Fürsten war immer instabil gewesen.
    Der Morgen ging in den Vormittag über, und nichts geschah.
    »Warum greifen die Römer nicht an?«, fragte Cunedda

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