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Imperator

Imperator

Titel: Imperator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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sagte finster: »Und das hast du schon gewusst, bevor wir hierhergekommen sind? Weshalb hast du nichts gesagt, als wir dem Kaiser den Plan vorgetragen haben?«
    »Weil ich nicht wusste, dass wir nur drei Jahre Zeit haben würden«, sagte Xander. Er klang erschöpft. »Diese kleine Einzelheit hat Severa bis zur Audienz für sich behalten. Was hätte ich tun sollen – vor Hadrian mit ihr darüber diskutieren?«
    »So schlimm ist das nicht«, sagte Annius fröhlich. »Auf diese Weise sind alle glücklich. Und ihr könnt eure Grassoden später immer noch durch Stein ersetzen.«
    Karus brummte, gab jedoch nach.
    Brigonius schaute sich um. »In Ordnung«, sagte er vorsichtig, weil er den Konsens nicht überstrapazieren wollte. »Dann stellt sich die Frage, welche Hälfte aus Grassoden bestehen soll.«
    Nach einer weiteren einstündigen Diskussion und ein oder zwei Krügen von Tullios derbem germanischem Bier gelangten sie zu einem Ergebnis. Von Segedunum am östlichen Ende würde der Wall als Steinmauer fünfundvierzig Meilen weit nach Westen verlaufen und dann den Rest des Weges als Grassodenwall bis zur Westküste führen. Die östliche Hälfte
des Walls lag näher an guten lokalen Steinquellen – darunter nicht zuletzt an Brigonius’ eigenem Steinbruch  –, und die beiden Soldaten hielten die Sicherheitslage an diesem Grenzabschnitt für kritischer, darum war Stein für diese Strecke die richtige Wahl.
    »Und außerdem«, hob Tullio hervor, »ist der Kaiser im Osten. Er wird einen Grundstein legen und keinen Erdklumpen ausbuddeln wollen.«
    Die vier standen auf und schüttelten sich die Hände. »Dann haben wir also einen Plan«, sagte Brigonius müde, aber erleichtert. »Jetzt müssen wir ihn nur noch dem Kaiser schmackhaft machen.«
    »Das ist der leichte Teil«, murmelte Karus. »Severa ist diejenige, vor der ich Angst habe …«

XII
    Der Höhepunkt von Hadrians Besuch in Eburacum war der vierundzwanzigste Juni, ein religiöser Feiertag für alle Soldaten im gesamten Imperium, ganz gleich, wo sie postiert waren. Danach würde Hadrian nach Norden reiten und feierlich den ersten Grundstein des gewaltigen Walls legen, der die Insel Britannien bald in zwei Hälften teilen würde.
    Brigonius hatte viel über die Gewohnheiten seines einzigen Kunden, des römischen Heeres, lernen müssen. Das religiöse Leben eines Soldaten war kompliziert. Zunächst einmal brachte er seine eigenen Götter mit. So feierte beispielsweise ein Germane hier in Britannien am ersten März sein Matronalia-Fest. Überdies erwartete man von ihm, dass er allen lokalen Gottheiten Respekt zollte. Die Soldaten schienen Brigantiens Coventina zu mögen, und dank der Mobilität des Heeres gewann sie selbst auf dem Kontinent Anhänger, in Gallien und Germanien. Aber die primitiv gefertigten Coventina-Statuen der Soldaten waren fremdartig für die Briganten, die ihre Göttin in den Hügeln, den Flüssen und im Wind fanden und in diesen großbusigen romanisierten Karikaturen nicht wiedererkannten.

    Das Zentrum des religiösen Lebens eines Soldaten bildete jedoch ein Kalender mit den Feiertagen der traditionellen römischen Gottheiten, römischen Festtagen, kaiserlichen Jahrestagen und Daten, die mit seiner Einheit zu tun hatten. Und von allen Feiertagen in diesem Kalender war keiner wichtiger als der vierundzwanzigste Juni, der Tag der Fors Fortuna, einer bei den Truppen beliebten Göttin.
    Brigonius hatte gehofft, den Tag in Lepidinas Gesellschaft verbringen zu können. Er wusste nicht genau, wie Severas Pläne nun aussahen und wie viel Zeit ihm und Lepidina noch vergönnt sein würde. Doch als die Festlichkeiten des Tages begannen, war Lepidina nirgends zu finden.
    Dann erhob Severa selbst gebieterisch Anspruch auf seine Begleitung. Neben ihr, deren Gesicht so hart und verschlossen war wie römisches Gussgestein, folgte Brigonius dem Kaiser auf seiner Rundreise zu den Soldaten.
    Begleitet von seinen Höflingen, ging Hadrian langsam von Kasernenblock zu Ausbildungsplatz und sah sich Darbietungen von Feldmanövern der Fußtruppen und Formationseinsätzen berittener Einheiten an. Es war ein Festtag, und der Wein und das britannische Bier versetzten den kaiserlichen Tross in immer ausgelassenere Stimmung. Brigonius hatte es sich zum Prinzip gemacht, in Gegenwart von Römern nüchtern zu bleiben, aber Severa schien entschlossen zu sein, ihn mit Alkohol abzufüllen, und er sah keinen Sinn darin, sich ihr zu widersetzen. Als er genug Ale intus hatte,
kam

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