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Imperial Commando - Die 501.

Imperial Commando - Die 501.

Titel: Imperial Commando - Die 501. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
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Furcht und unter Todesgefahr verbracht. Daher förderte man weit mehr als nur Unannehmlichkeiten zutage, indem man jemanden an seine Vergangenheit erinnerte.
    Skirata drehte sich um und ging mit gesenktem Kopf um den Hof herum, während alle anderen aßen. Für gewöhnlich waren ihm seine Tränen nicht peinlich. Er weinte ungeniert und oft. Hier war etwas anderes im Spiel.
    Schließlich kam er zurück zu dem Tablett und nahm sich noch einen Keks.
    „Ich kann mich an meine Mama erinnern", sagte er. „Ich habe schon lange nicht mehr an sie gedacht, weißt du?"
    Skirata hatte seine Mutter niemals erwähnt und auch nicht die Frau seines Adoptivvaters. Alles in seinem Leben kreiste um Väter. Ny wusste nicht, ob sie eine alte Wunde aufgerissen oder eine längst überfällige Läuterung ermöglicht hatte. Doch was es auch sein mochte, es hatte ihr ferngelegen, ihn zum Weinen zu bringen. Sie fühlte sich schrecklich.
    Skirata kehrte nicht mit den anderen zum Spiel zurück. Er drängte Scout freundlich dazu, seinen Platz einzunehmen, und Ny war überzeugt, die Kleine würde in Sekundenschnelle zu Kleinholz verarbeitet werden. Aber sie zeigte ein bemerkenswertes Geschick im Ausweichen und Hakenschlagen, als könne sie vorhersehen, was als Nächstes passierte. Offenbar war hier ein weiteres Jedi-Talent im Einsatz. Ny bemerkte, wie Jusik ihr wissend zuzwinkerte.
    Skirata sah betreten von der Seitenlinie aus zu. Mird gesellte sich zu ihm, die rot geränderten goldenen Augen auf den Keks in seiner Hand fixiert.
    „Manchmal wünschte ich, ich könnte meine Erinnerungen auslöschen", sagte er. „Nur die Schlimmen." „Jusik kann das für dich tun, oder?"
    „Ich weiß nicht, ob es einen besseren Menschen aus mir machen würde."
    „Tut mir leid. Ich habe das nicht bis zu Ende gedacht, Kal. Mir war nicht klar, wie sehr es schmerzen würde."
    „Ich denke, bittersüß ist der richtige Ausdruck. Aayhan. Ist 'ne Mando-Sache. Die schmerzhafte Erinnerung an nahestehende Personen und andere perfekte Augenblicke. Man kann eben das eine nicht ohne das andere haben." Skirata zerbiss einen weiteren Keks und gab dann Mird auch einen. „Und dann ist da noch shereshoy, aayhan führt unweigerlich zu shereshoy und damit dreht sich das Rad wieder zur Freude."
    „Was ist shereshoy?"
    „Die Lust am Leben. Sie zu packen und für einen Tag auszuleben, weil man nicht weiß, ob es noch einen Morgen gibt." „Shereshoy. Das Wort gefällt mir."
    „Falls du jemals einem Mandalorianer in orangefarbener Rüstung begegnest, ist es das, wofür die Farbe steht." Skirata hielt sich den letzten Bissen des Kekses unter die Nase und atmete wieder ein. Der Duft beschwor offensichtlich einiges herauf. „Du bist eine gute Frau, Ny."
    „Du bist auch nicht so übel, Kurzer."
    Shereshoy war in vollem Gange. Der Schnee war geschmolzen, die Sonne kämpfte darum, sich bemerkbar zu machen, und die leise Verheißung des Winterendes hatte eine improvisierte Runde meshgeroya und ein bescheidenes Festmahl inspiriert. Ny gefiel das. Sie hatte ihr Leben damit verbracht, auf Erfüllung zu warten, darauf, dass dieser sagenhafte eine Tag kam, an dem sie und ihr Ehemann gute Zeiten miteinander verbrachten, aber jetzt war dieser Tag schon tausendmal an ihr vorbeigezogen und würde niemals wiederkommen.
    Ordo, schweißgebadet und sichtlich zufrieden mit sich, hielt das Spiel an, um Becher mit ne'tra gal auszuteilen. Ny beschloss, dies sei ein günstiger Zeitpunkt, die Freuden des mandalorianischen schwarzen Biers kennenzulernen, ihre verrückte Obsession mit Bolo-Ball und ihre exzentrische Gastlichkeit, die im selben Herzschlag sowohl Freunde als auch althergebrachte Feinde mit einschließen konnte. Es würde auch eine Zeit kommen, in der sie sich mit ihrer skrupellosen, eher brutalen Seite auseinandersetzen musste. Aber das konnte noch warten.
    Im Augenblick war die beste Zeit, um das meiste zu tun. Es war besser, dies erst spät im Leben zu erkennen als überhaupt nicht.
    „K'oyacyi", sagte sie. Einen besseren Trinkspruch als diesen gab es nicht. Es war ein Befehl - „bleib am Leben, komm wohlbehalten zurück" -, konnte aber auch alles Mögliche bedeuten, von „halte durch" bis hin zu „genieße das Leben in vollen Zügen". Wenn etwas die Mandaloria-ner für sie zusammenfasste, dann dieses eine Wort mit zwei ergreifenden Bedeutungen. „K'oyacyi."
    Am Leben zu bleiben, war genau die eine Sache, auf die niemand von ihnen zählen konnte.

    Labor, Kyrimorut, später am

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