Imperium
Ober sie darauf aufmerksam machen konnte, daß der Tisch reserviert war, hatten Dick und Sharon längst Platz genommen. Er bestellte erst für sich; dann reichte er Sharon die Speisekarte.
Während Dick auf den ersten Gang wartete, griff er nach dem Brötchen auf dem Teller und strich Butter darauf. Kaum hatte er es gegessen, lehnte er sich über den Tisch und nahm das Brötchen von Sharons Teller. Sie blätterte weiter in Sothebys Versteigerungskatalog.
»Seite neunundvierzig«, murmelte Dick zwischen zwei
Bissen. Sharon blätterte rasch den Katalog durch, bis sie das Objekt gefunden hatte, dessen Namen sie nicht aussprechen konnte.
»Soll damit eine Sammlung ergänzt werden?« fragte sie, wobei sie insgeheim hoffte, er wollte ihr die Kostbarkeit zum Geschenk machen.
»Ja«, antwortete Dick mit vollem Mund, »aber nicht meine.
Bis letzte Woche hatte ich noch nie etwas von Faberge gehört«, gab er zu. »Die ganze Sache gehört zu einem größeren
Geschäft, weißt du.«
Sharons Blick wanderte die Seite hinunter. Sie überflog die ausführliche Beschreibung, wie das Meisterstück 1917 aus Rußland herausgeschmuggelt worden war. Dann blieb ihr Blick auf dem Schätzwert ruhen.
Armstrong langte unter den Tisch und legte eine Hand auf Sharons Oberschenkel.
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»Wie hoch wirst du gehen?« fragte sie. Ein Kellner kam an den Tisch und stellte eine große Schale Kaviar zwischen die beiden.
Armstrong zog rasch die Hand zurück und wandte sich
genießerisch dem ersten Gang zu.
Seit ihrem gemeinsamen Wochenende in Paris hatten Dick und Sharon jede Nacht miteinander verbracht. Dick konnte sich nicht erinnern, wann und ob er überhaupt je so verrückt auf eine Frau gewesen war. Sehr zu Sallys Verwunderung verließ er sein Büro in letzter Zeit schon früh am Abend und erschien am nächsten Morgen nicht vor zehn an seinem Schreibtisch.
Beim Frühstück bot er Sharon jeden Tag an, ihr Geschenke zu kaufen, doch Sharon wies sie stets zurück, und das machte ihm angst, daß er sie verlieren könnte. Er wußte, daß es keine Liebe zwischen ihnen beiden war, doch was es auch sein mochte – Dick hoffte, es würde noch lange anhalten. Er hatte den Gedanken an eine Scheidung immer gefürchtet, obwohl er Charlotte kaum noch sah, außer bei besonderen Anlässen; er konnte sich nicht einmal erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten.
Doch zu seiner Erleichterung redete Sharon nie vom
Heiraten. Der einzige Vorschlag, den sie mitunter machte, ging dahin, die Bequemlichkeiten der Ehe ebenso zu genießen wie die Annehmlichkeiten eines Liebesverhältnisses. Allmählich dachte Dick genau wie sie.
Nachdem die leere Kaviarschale abgeräumt war, machte
Dick sich über ein Steak her, das so viel Platz auf seinem Teller einnahm, daß die zusätzlich von ihm bestellten Gemüse auf gesonderten Tellern serviert werden mußten. Dick stellte fest, daß er von zwei Tellern gleichzeitig essen konnte, wenn er zwei Gabeln benutzte, während Sharon nur an ein paar
Salatblättern knabberte und in dem Räucherlachs herumstocherte. Dick hätte sich gern noch ein zweites Stück Kirschtorte bestellt, doch Sharon fing an, ihre rechte Fußspitze 438
an der Innenseite seines Schenkels entlang wandern zu lassen.
In Dick stieg eine Hitzewoge auf. Er warf die Serviette auf den Tisch, packte Sharon beim Arm, verließ das Restaurant und eilte zum Fahrstuhl. Hastig stieg er ein, zog Sharon hinter sich her und drückte auf den Knopf für den siebten Stock. Die Tür schloß sich gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, daß ein älteres Ehepaar sich zu ihnen gesellte.
Auf ihrem Stockwerk angelangt, stellte Dick erleichtert fest, daß außer ihnen niemand auf dem Korridor war, denn jedem wäre unweigerlich aufgefallen, in welchem Zustand er sich befand.
Kaum hatte Dick die Zimmertür mit dem Absatz
zugestoßen, zog Sharon ihn zu sich auf den Boden und machte sich daran, ihm das Hemd vom Leib zu zerren. »Ich kann’s kaum mehr aushalten«, keuchte sie.
Am nächsten Morgen setzte Armstrong sich an den für zwei Personen gedeckten Tisch in ihrer Suite. Er verschlang sowohl Sharons wie auch sein Frühstück, wobei er in der Financial Times nach dem Wechselkurs des Schweizer Franken für das englische Pfund schaute. Sharon bewunderte sich inzwischen in dem hohen Spiegel am anderen Zimmerende. Ihr gefiel, was sie sah, und sie lächelte, ehe sie sich umdrehte und zum Frühstückstisch ging. Sie legte ein langes schlankes Bein auf die
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