Imperium
hatte es ihm ermöglicht, eine Gesellschaft aufzubauen, die vermutlich groß genug war, ein Angebot für eine der Renommierzeitungen Amerikas zu
unterbreiten, sollte sich je die Gelegenheit ergeben.
Kate hatte Keith auf einer dieser Reisen begleitet. Sie zweifelte nicht daran, daß er sie heiraten wollte; Keith hingegen war nach seinen Erfahrungen mit Susan immer noch nicht sicher, ob er jemals von einer Frau verlangen konnte, fast ständig aus dem Koffer zu leben und praktisch nie ein richtiges Zuhause zu haben.
Wenn Keith seinen Konkurrenten Armstrong um eines
beneidete, dann um seinen Sohn, der sein Imperium übernehmen konnte.
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THE TIMES
29. Oktober 1966
Fertigstellung des Ärmelkanaltunnels für 1975 anvisiert.
Bauzeit vier Jahre
»Miß Levitt wird mich nach Paris begleiten«, sagte Armstrong.
»Buchen Sie zwei Tickets erster Klasse und meine übliche Suite im George V.«
Sally kam den Anweisungen nach, als wären es ganz
normale geschäftliche Aufträge. Sie lächelte, als sie an die Versprechen dachte, die übers Wochenende gemacht und nicht gehalten würden, und an die Geschenke, über die man sprechen würde, die es aber niemals gab. Am Montag würde Armstrong von ihr erwarten, daß sie mit Sharon abrechnete – in bar, genau wie mit ihren Vorgängerinnen; allerdings zu einem viel höheren Stundenlohn, als irgendeine Agentur selbst für die erfahrenste Aushilfskraft verlangen würde.
Als Armstrong am Montagmorgen aus Paris zurückkehrte, erschien er ohne Sharon. Sally nahm an, daß sie im Laufe des Tages von dem Mädchen hören würden. »Wie ist die
Besprechung mit Alexander Sherwood verlaufen?« erkundigte sie sich, als sie die Morgenpost auf den Schreibtisch ihres Chefs legte.
»Wir haben uns über den Preis für sein Drittel des Globe geeinigt«, erwiderte Armstrong siegessicher. Bevor Sally ihn nach den Einzelheiten fragen konnte, wies er sie an: »Besorgen Sie mir den Katalog für die Versteigerung bei Sothebys in Genf am Donnerstagvormittag.«
Sally zuckte mit keiner Wimper, als sie drei Seiten im Terminkalender umblätterte. »An diesem Donnerstagvormittag haben Sie Termine um zehn, elf und Viertel vor zwölf sowie den bereits zweimal verschobenen Lunch mit William
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Barnetson, dem Vorsitzenden von Reuters.«
»Dann werden Sie das verdammte Essen ein drittes Mal
verschieben müssen«, murmelte Armstrong, ohne auch nur aufzublicken.
»Gilt das auch für das Treffen mit dem Finanzminister?«
»Das gilt für alles«, erwiderte Dick. »Buchen Sie zwei Tickets erster Klasse nach Genf für Mittwochabend und mein übliches Zimmer im Le Richemond, mit der Aussicht auf den See.«
Sally stutzte. Offenbar brauchte sie mit der Aushilfssekretärin Sharon, wie immer sie mit Nachnamen hieß, doch noch nicht abzurechnen.
Sally strich die sieben Termine für den Donnerstag im Kalender. Dick mußte einen guten Grund haben, wenn er die Verabredungen mit dem Finanzminister und dem Chef der größten Nachrichtenagentur verschob. Was mochte er bei Sothebys wohl ersteigern wollen? Bisher hatte er nur für Zeitungen geboten, und die bekam man nicht in einem
Auktionshaus.
Sally kehrte in ihr Büro zurück und ersuchte Benson, zu Sothebys in die Bond Street zu fahren und einen Katalog der Versteigerung in Genf zu kaufen. Als Benson ihn eine Stunde später zu Sally ins Büro brachte, geriet sie noch mehr ins Staunen. Dick hatte sich noch nie dafür interessiert, Ostereier zu sammeln. Konnte es mit seinen russischen Kontakten zu tun haben? Bestimmt erwartete Sharon doch kein Faberge als Entlohnung für ihre zwei Nächte mit Dick?
Am Mittwochabend flogen Dick und Sharon nach Genf und ließen sich zum Le Richemond fahren. Vor dem Abendessen spazierten sie zum Hotel de Bergues in der Stadtmitte, wo Sothebys stets die Versteigerungen veranstaltete.
Armstrong beobachtete, wie das Hotelpersonal Stühle in einem Saal aufstellte, der etwa vierhundert Personen faßte. Er 436
ging langsam im Saal herum, um sich bereits einen Platz auszusuchen, von dem aus er zugleich einen guten Blick auf den Auktionator wie auch auf die Reihe von neun Telefonen hatte, die auf einem niedrigen Podium an einer Seite des Saales standen. Bevor er mit Sharon den Saal verließ, blieb Dick noch einmal kurz stehen und ließ den Blick in die Runde schweifen.
Zurück im Hotel, marschierte Dick in den kleinen Speisesaal mit dem Blick auf den See und schritt geradewegs zum Tisch in der Ecknische, gefolgt von Sharon. Ehe der
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