Imperium
Schwierigkeiten macht, wo liegt dann das Problem? Keine Zeitung würde es wagen, die Story zu drucken, solange das Mädchen sie nicht bestätigt.«
»Ich weiß. Aber bedauerlicherweise hat der Bruder des Mädchens sich eines Abends in seinem Stammpub einen
Rausch angesoffen und mit seinem Wissen geprahlt. Er hatte keine Ahnung, daß ein freiberuflicher Journalist an der Bar saß, der unter anderem die Evening Post beliefert. Der Bruder hat am nächsten Tag zwar alles abgestritten, aber der Journalist, dieser Bastard, hört nicht auf zu wühlen. Falls diese Story veröffentlicht wird, bliebe mir keine Wahl, als zurückzutreten.
Und weiß Gott, wie Jenny das aufnehmen würde.«
»So weit ist es noch nicht, Ray. Und ich verspreche Ihnen, daß in keiner meiner Zeitungen je auch nur eine Silbe darüber zu finden sein wird, mein Wort darauf. Wie ich schon sagte –
sobald Sie gegangen sind, rufe ich Sharpe zu mir und mache ihm klar, wie ich zu dieser Sache stehe. Keiner wird Sie mehr 527
belästigen, jedenfalls nicht in dieser Angelegenheit.«
»Danke.« Atkins seufzte. »Das ist eine große Erleichterung.
Nun kann ich nur noch hoffen, daß dieser Journalist die Story nicht an eine andere Zeitung verkauft.«
»Wie heißt der Mann?« fragte Armstrong.
»John Cummins.«
Armstrong kritzelte den Namen auf einen Notizblock. »Ich werde Mr. Cummins eine Stelle bei einer meiner Regionalzeitungen im Norden anbieten, weit entfernt von Bradford. Ich denke, das wird seinen Eifer dämpfen.«
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken kann«, sagte der Minister.
»Ich bin sicher, da wird uns irgendwann schon etwas
einfallen.« Armstrong erhob sich, ohne seinem Gast noch Kaffee anzubieten. Er begleitete Atkins aus dem Eßzimmer.
Die Nervosität des Ministers war inzwischen von dem bei Politikern üblichen Selbstbewußtsein verdrängt worden. Als sie durch Armstrongs Büro kamen, bemerkte Atkins, daß auf dem Bücherregal ein ganzer Satz Wisden stand. »Ich wußte gar nicht, daß Sie Kricket-Fan sind, Dick«, staunte er.
»O ja«, erwiderte Armstrong. »Schon seit meiner Jugend.
Ich bin ein großer Fan.«
»Welche Mannschaft?«
»Oxford natürlich«, antwortete Armstrong, als sie den Fahrstuhl erreichten.
Atkins schwieg. Er schüttelte seinem Gastgeber herzlich die Hand. »Noch einmal, vielen Dank, Dick. Vielen, vielen Dank!«
Kaum hatte die Aufzugtür sich geschlossen, kehrte
Armstrong in sein Büro zurück. »Don Sharpe soll sofort zu mir kommen«, rief er, als er an Pamelas Schreibtisch vorüberging.
Der Chefredakteur der Evening Post erschien wenige Minuten später mit einem dicken Ordner in der Hand. Er wartete, bis Armstrong ein Telefongespräch in einer Sprache beendete, die er nicht erkannte.
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»Sie wollten mich sprechen«, sagte der Chefredakteur, als Armstrong aufgelegt hatte.
»Ja. Soeben war Ray Atkins bei mir zum Lunch. Er sagt, daß die Post ihn belästigt. Es geht um eine Story, der Sie nachgegangen sind.«
»Ja. Ich habe jemanden, der daran arbeitet. Wir versuchen seit Tagen, uns mit dem Minister in Verbindung zu setzen. Wir vermuten, daß er vor einigen Jahren eine Affäre hatte und Vater eines unehelichen Kindes wurde, eines Jungen namens Vengi.«
»Aber er war damals doch noch gar nicht verheiratet.«
»Das stimmt«, gab der Chefredakteur zu. »Aber…«
»Dann verstehe ich offen gesagt nicht, weshalb diese
Geschichte von öffentlichem Interesse sein sollte.«
Don Sharpe schien über das ungewöhnliche Feingefühl
seines Chefs in dieser Sache ein wenig erstaunt zu sein.
Andererseits war ihm bekannt, daß die Entscheidung der Kartellaufsichtsbehörde über den Citizen in den nächsten Wochen fallen würde.
»Nun? Stimmen Sie mir zu oder nicht?« fragte Armstrong.
»Unter normalen Umständen ja«, erwiderte Sharpe. »Aber in diesem Fall hat die Frau ihre Stellung bei der Stadt verloren, wurde von ihrer Familie verstoßen und vegetiert nun in einer Einzimmerwohnung im Wahlkreis des Ministers. Er dagegen läßt sich in einem Jaguar chauffieren und hat ein Zweithaus in Südfrankreich.«
»Aber er bezahlt ihren vollen Unterhalt.«
»Nicht immer pünktlich«, warf der Chefredakteur ein. »Und ausgerechnet Atkins hat die staatliche Unterstützung für alleinerziehende Elternteile durchgeboxt, als er noch Unter-staatssekretär im Sozialministerium war.«
»Das ist irrelevant, und das wissen Sie genau.«
»Aber da ist noch etwas, das unsere Leser interessieren würde.«
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»Und
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